Einbrecher müssen draußen bleiben

Gute Erfolge in der Kriminalstatistik: Sicherheitstechnik an Fenstern und Türen kann Kriminelle fernhalten – Der Staat beteiligt sich an den Kosten

Von Andrea Wüstholz

WAIBLINGEN. Ein Einbrecher will leise und schnell ans Ziel. Deshalb schützt Sicherheitstechnik ziemlich gut: Laut und langsam muss ein Einbrecher zu Werke gehen, will er sie überwinden. Im besten Fall geht er das Risiko nicht ein. Sicherungen an Fenstern und Türen könnten mit ein Grund dafür sein, weshalb die Zahl der Einbrüche dieses Jahr erneut zurückgegangen ist, zumindest Stand jetzt. Die zweite gute Nachricht: Der Staat beteiligt sich an den Kosten für Sicherheit. Zwei bis drei Wochen Wartezeit muss einplanen, wer bei der Beratungsstelle der Polizei in Fellbach einen Termin haben möchte.

Klaus Ebner zeigt dort ganz konkret, welche Arten von Einbruchschutz es gibt. Er besucht zudem Privatpersonen zu Hause, checkt die Lage vor Ort und kann dann individuelle Vorschläge unterbreiten, wie sich ein Haus oder eine Wohnung am besten vor Einbruch schützen lässt.

Einbruchschutz kostet Geld. Wie viel, hängt natürlich von den Gegebenheiten ab. Der Staat zahlt Zuschüsse oder gewährt zinsgünstige Kredite etwa für den Einbau von einbruchhemmenden Türen oder von Nachrüstsystemen für Türen und Fenster, ferner für Gitter, Klapp- und Rollläden, Einbruch- und Überfallmeldeanlagen. Sogar an den Kosten für Bewegungs- und Anwesenheitsmelder, Türspione oder zum Beispiel mit Videotechnik ausgestattete Gegensprechanlagen beteiligt sich die öffentliche Hand.

Wie immer bei staatlicher Förderung braucht es etwas Zeit und Geduld, um sich durch die Details zu arbeiten und die Anträge zu stellen. Ansprechpartner ist die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Die beiden Förderprogramme „Energieeffizient sanieren“ oder „Altersgerecht umbauen“ gelten auch für Investitionen in Einbruchschutz, die Bürger im Zuge von Sanierungen planen oder die sich anbieten, wenn man zwecks Barrierefreiheit eh umbauen muss. Ein Blick lohnt sich ferner in die verschiedenen Wohnraumförderungsprogramme des Landes Baden-Württemberg. Das Deutsche Forum Kriminalprävention rät, auch im Rathaus der Wohngemeinde nachzufragen: Manche Kommunen fördern Einbruchschutz.

Zuschuss vom Staat gibt’s nur, sofern man sich an die Vorgaben hält. Fachunternehmen müssen die Sicherungen anbringen, und einbruchhemmende Produkte wie Mehrfachverriegelungen oder Zusatzschlösser müssen zertifiziert und DIN-geprüft sein. An dieser Stelle kommt wieder Klaus Ebner ins Spiel: Er informiert in den Beratungen, welche Produkte die Anforderungen erfüllen. Es kann sich lohnen, bei der Steuererklärung den gesamten Papierkram noch mal hervorzuholen: Arbeitskosten für den Einbau von Sicherheitstechnik kann man geltend machen (§ 35a EStG). Das klappt aber nur, wenn die Investition nicht bereits über ein KfW-Programm gefördert war. Noch einen Spartipp hat das Deutsche Forum Kriminalprävention parat, und sei es nur ein kleiner: Versicherungsunternehmen gewähren eventuell einen Nachlass auf den Beitrag zur Hausratversicherung, sobald das Haus oder die Wohnung mit Sicherheitstechnik ausgerüstet ist. Die Zahl der Wohnungseinbrüche im Rems-Murr-Kreis lag im vergangenen Jahr mit 323 Fällen auf dem niedrigsten Stand im Fünfjahresvergleich. Dieses Jahr zeichnet sich ein neuer Tiefstand ab; Stand jetzt bewegte sich die Zahl der Einbrüche 2018 unter Vorjahresniveau, wie ein Polizeisprecher auf Anfrage mitteilte.

Seit längerem schon legt die Polizei einen Schwerpunkt ihrer Arbeit auf dieses Kriminalitätsfeld. Seit gut vier Jahren kümmert sich eine eigene Ermittlungsgruppe um diese Fälle. Etwas mehr als jeden fünften Einbruch konnte die Polizei im vergangenen Jahr aufklären. Die Quote stieg um fast zehn Prozent und lag 2017 so hoch wie in fünf Jahren nicht. Fast die Hälfte aller Einbrüche sind vergangenes Jahr im Versuchsstadium ste- ckengeblieben. Im Jahr davor waren es 40 Prozent. Einbruchschutz lohnt also, so die Polizei. In der dunklen Jahreszeit sind Einbrecher aktiver als im Sommer. Besonders viele Einbrüche zählte die Polizeidirektion Aalen vergangenes Jahr im Januar und Februar. Das bedeutet aber nicht, dass die Halunken vor allem nachts in Häuser einzudringen versuchen. Sie nutzen gern Zeiten, da Bewohner nicht zu Hause, also tagsüber bei der Arbeit oder am Wochenende unterwegs sind. Also: keine Fenster gekippt lassen und Türen immer abschließen.

Info
Zuschüsse oder zinsgünstige Kredite
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau gewährt Zuschüsse oder zinsgünstige Kredite für Investitionen in Einbruchschutz. Infos gibt es im Internet unter der Adresse www.kfw.de/einbruchschutz oder telefonisch unter 0800/5399002 (kostenfreie Servicenummer). Ganz wichtig: Der Antrag auf Förderung muss zwingend VOR Auftragsvergabe gestellt werden. Das bedeutet, man kann nur die geplanten förderfähigen Kosten angeben, nicht die tatsächlichen. Die KfW empfiehlt, diese geplanten förderfähigen Kosten auf Basis der Angebote „nicht zu knapp zu kalkulieren und eventuelle Kostensteigerungen von circa 20 Prozent als Richtwert zu berücksichtigen“. Die Details zu den Förderprogrammen des Bundes und der Länder betreffend Einbruchschutz sind hier zu finden: www.kriminalpraevention.de/einbruchschutz Die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle für den Rems-Murr-Kreis hat ihren Sitz in der Fritzstraße 5 in Fellbach. Telefonnummer: 0711/5772200.

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Erstellt:
27. Dezember 2018, 06:00 Uhr

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