Bewohner stirbt nach Einbruch in Ulm: Zweite Mordanklage

dpa/lsw Ulm. Einbrecher schlagen und knebeln nachts einen Bewohner. Er stirbt wenig später. Dafür wurde ein Mann bereits wegen Mordes verurteilt. Der zweite mutmaßliche Täter ist nun angeklagt.

Eine Figur der Justitia. Foto: picture alliance/dpa/Symbolbild

Eine Figur der Justitia. Foto: picture alliance/dpa/Symbolbild

Knapp zweieinhalb Jahre nach einem Aufsehen erregenden Mord während eines Einbruchs in Ulm ist nun gegen einen zweiten Mann Anklage erhoben worden. Wie die Staatsanwaltschaft Ulm am Freitag mitteilte, soll sich ein 34 Jahre alter Kirgise wegen Mordes vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts verantworten (AZ: 21 Js 488/18). Der Mann war vor gut drei Monaten aus Israel ausgeliefert worden. Ihm wird vorgeworfen, bei einem Einbruch in der Dreikönigsnacht 2018 den 59-jährigen Bewohner getötet zu haben. An dem Einbruch waren drei weitere Komplizen beteiligt. Ein Ehepaar ist deshalb schon verurteilt worden, nach dem vierten Mann wird noch gefahndet.

In dem Haus wohnte neben dem Opfer auch dessen 91-jährige Mutter. Der Tipp zum Einbruch in das „lohnende Tatobjekt“ kam laut Anklage von der bereits verurteilten Frau, die die Seniorin für die Arbeiterwohlfahrt betreut hatte. Die heute 48-Jährige wusste, wo der wertvolle Schmuck im Schlafzimmer war und wie das Reihenhaus gesichert war. Während des Einbruchs der drei Männer ins Haus soll sie im Auto gewartet haben.

Als Mutter und Sohn auf die Eindringlinge aufmerksam wurden, schlugen die Täter den 59-Jährigen nieder, fesselten ihn mit Klebeband und knebelten ihn. Das Opfer blutete im Mund, bekam keine Luft und starb an den Folgen des Sauerstoffmangels. Die Seniorin wurde bei dem Überfall leicht verletzt.

Die Täter stahlen Schmuck im Wert von etwa 10 000 Euro und flüchteten. Das Landgericht verurteilte einen heute 42-jährigen Georgier im vergangenen September wegen Mordes aus Habgier zu einer lebenslangen Haftstrafe. Es sah es als erwiesen an, dass er maßgeblich an dem tödlichen Angriff mitgewirkt hatte. Er und seine russlandstämmige Frau seien überschuldet gewesen und hätten sich deshalb zur Mitwirkung an dem Einbruch bereiterklärt. Die Frau erhielt wegen Mittäterschaft eine dreijährige Freiheitsstrafe.

Die Staatsanwaltschaft wertet auch das Verhalten des 34-jährigen Kirgisen als Mord. Der Mann habe aus Habgier getötet und den Raub vertuschen wollen. Etwa eine Woche zuvor soll er auch in ein anderes Gebäude in der Nachbarschaft eingebrochen sein und Bargeld und Wertgegenstände im Wert von 550 Euro entwendet haben. Er war am 19. Februar in Israel festgenommen und wenige Tage später an die deutschen Justizbehörden überstellt worden. Seitdem ist er in Untersuchungshaft. Zu den beiden Taten hat sich der Angeschuldigte bislang nicht geäußert. Gesucht wird noch nach dem vierten Täter, ebenfalls ein Georgier.

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Erstellt:
5. Juni 2020, 12:42 Uhr

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