Eine flexible Halle für wachsende Firmen

Im DVA-Innovationspark der Backnanger Gebrüder Dirk und Axel Veeser beginnen die Arbeiten an der ersten Halle. Das Unternehmen Millcraft 3D ist der erste Mieter und zieht im Herbst von Affalterbach ins interkommunale Industrie- und Gewerbegebiet Lerchenäcker um.

Voller Tatendrang beim ersten Spatenstich (von links): Sascha Guilliard, Sören Kura, Sven Goldschmidt (alle drei Geschäftsführer von Millcraft 3D), Thomas Müller (Kreissparkasse), Sabine Welte-Hauff, Maximilian Friedrich, Dirk Veeser, Moritz Groß und Florian Bolsinger (beide Traub). Wenn alles rundläuft, kann in der neuen Halle schon im Herbst die Produktion aufgenommen werden. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Voller Tatendrang beim ersten Spatenstich (von links): Sascha Guilliard, Sören Kura, Sven Goldschmidt (alle drei Geschäftsführer von Millcraft 3D), Thomas Müller (Kreissparkasse), Sabine Welte-Hauff, Maximilian Friedrich, Dirk Veeser, Moritz Groß und Florian Bolsinger (beide Traub). Wenn alles rundläuft, kann in der neuen Halle schon im Herbst die Produktion aufgenommen werden. Foto: Tobias Sellmaier

Von Matthias Nothstein

Backnang/Aspach. Im Industriegebiet Lerchenäcker wird eine weitere Baulücke geschlossen. Der DVA-Innovationspark nimmt Fahrt auf, der erste Baggerbiss für die Halle des ersten Mieters hat jetzt stattgefunden. Noch in diesem Jahr, im besten Fall sogar schon im Herbst möchte das Unternehmen Millcraft 3D aus Affalterbach in der neuen Halle die Produktion aufnehmen. Die rasante Geschwindigkeit lässt bei Millcraft-Geschäftsführer Sven Goldschmidt den Blutdruck vermutlich nicht steigen, ist doch sein Unternehmen eine hohe Pace gewöhnt, da seine Geschäftspartner zum großen Teil aus der Motorsportbranche kommen. Die relativ junge Firma, sie wurde erst 2016 gegründet, hat Kundschaft in der Formel 1, in der DTM oder in der Formel E, „eigentlich beliefern wir alle Rennsportklassen“, so Goldschmidt. Er ist einer von drei Geschäftsführern und sagt zu der Entscheidung, künftig in den Lerchenäckern produzieren zu wollen: „Das ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt, um größer zu werden und um in größere Räume umzuziehen. Wir platzen in Affalterbach aus allen Nähten.“ Im vergangenen Jahr machte die Firma drei Millionen Euro Umsatz. Noch stehen bei Millcraft zwar erst zehn Mitarbeiter in Lohn und Brot, doch für die Zeit nach dem Umzug sucht Goldschmidt schon jetzt neue Kräfte: Modellbauer, CNC-Experten, Werkzeugmacher – eben die üblichen Fachkräfte, die ein Betrieb aus dem Bereich Modell- und Werkzeugbau braucht.

Der erste Spatenstich ist genau genommen eigentlich der zweite

Hinter dem Kürzel DVA GbR verstecken sich die Namen der Backnanger Unternehmer Dirk und Axel Veeser. Beim offiziellen Baustart erläuterte Dirk Veeser, dass dies genau genommen sogar der zweite „erste Spatenstich“ sei, denn das Projekt reicht schon viel weiter zurück. Vor über eineinhalb Jahren wurde bereits ebenfalls mit einem „ersten Spatenstich“ begonnen, den Baugrund vorzubereiten. Sorgfältig wurden seither Tausende Kubikmeter Erdmaterial auf dem Areal verteilt und mit Kalk verdichtet, sodass nun eine Fläche entstanden ist, die von der Manfred-von-Ardenne-Allee ebenerdig erreicht werden kann. Im Schnitt wurde die Fläche um drei Meter aufgeschüttet, an den höchsten Stellen sind es gar sechs Meter. Der Untergrund sei dennoch so stabil, dass nur mit Setzungen unterhalb des Millimeterbereichs gerechnet werde.

Innovationspark – das ist ein großes Wort. Dirk Veeser erklärte, welche Idee dahintersteckt. Er möchte vor allem junge und innovative Unternehmen als Mieter finden, die das flexible Raumangebot der Hallen schätzen. Wenn die Betriebe wachsen, ist dies dank der flexiblen Hallenstrukturen möglich. Als Investor bedeutet die Ausrichtung auf junge Firmen jedoch auch, die Mieteinnahmen bedacht zu kalkulieren. Veeser zur Lage allgemein: „Die zurückliegenden Jahren waren auch für uns eine schwierige Zeit.“ Einerseits habe es keinerlei Förderungen mehr für das Projekt gegeben, andererseits sei alles teurer geworden. Trotzdem wolle er eine Halle bauen, bei der etwa das Energiekonzept optimiert ist, sodass die Halle auch in 10 oder 15 Jahren keinen Vergleich scheuen müsse. Dies sei auch nötig, weil die Mieter ihren Kunden gegenüber immer öfter Rechenschaft ablegen müssen über ihre CO2-Bilanz. Und dazu zählt auch die Betriebsstätte.

Das Unternehmen passt wie maßgeschneidert in die Lerchenäcker

Backnangs Oberbürgermeister Maximilian Friedrich und Aspachs Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff würdigten den Unternehmermut sowohl von Veeser als auch von Goldschmidt. Friedrich dazu: „Das ergänzt sich großartig. Dieses Unternehmen passt wie maßgeschneidert in die Lerchenäcker. Im Innovationspark haben junge mittelständische Unternehmen die Perspektive, organisch mitwachsen zu können.“

Der Backnanger OB nutzte die Gelegenheit für einen Rückblick auf die Erfolgsgeschichte des interkommunalen Industrie- und Gewerbegebiets Lerchenäcker. Als 2002 mit der Erschließung des Fläche begonnen wurde, waren riesige Investitionen nötig. Zudem benötigte das Gebiet etwas Anlauf, bevor sich der Erfolg einstellte. Seit zwei Jahren ist jedoch erstmals das Defizit bereinigt, das Gebiet wirft Gewinn ab.

Die Halle besteht aus 153 Stahlbetonfertigteilen

Bauwerk Das Bauunternehmen Traub aus Aalen-Ebnat baut für die DVA GbR zwei Hallenschiffe mit je 1000 Quadratmetern Fläche. Hinzu kommt ein zweigeschossiger Kopfbau mit 700 Quadratmetern Nutzfläche für Büros und Sozialräume. Weitere Unterteilungen der Hallenflächen sind möglich, damit eine große Flexibilität bei der Nutzung gegeben ist. Das Gebäude wird als Effizienzhaus 40 umgesetzt. Das ist der strengste Wert, den es landesweit gibt. Dies wird erreicht, indem nicht nur dicke Wände sowie Isolierungen und Fenster neuesten Stands verbaut werden, sondern indem auch auf die Dichtigkeit der Halle geachtet wird, beispielsweise durch spezielle Rolltore mit einer dickeren Wandung.

Beton und Stahl Die Gesamtkonstruktion wird komplett mit Stahlbetonfertigteilen erstellt. Hierzu werden im Traub-Werk in Aalen-Ebnat insgesamt 153 Teile vorgefertigt und diese dann in Backnang vor Ort montiert. Insgesamt werden 91 Tonnen Baustahl und 3500 Kubikmeter Beton verbaut. Die Montage der Bauteile beginnt Ende März, das Gebäude soll noch in diesem Herbst bezugsfertig sein.

Heizung Der Bürobereich erhält eine Fußbodenheizung, die von einer Luftwärmepumpe gespeist wird. Auch der Hallenbereich wird über den Fußboden beheizt. Die Energie kommt von einem Blockheizkraftwerk, das mit Erdgas gespeist wird. Bauherr Dirk Veeser begründet seine Wahl damit, dass diese Technologie bis Februar 2022 als die umweltfreundlichste überhaupt galt. Die anderen Technologien, die in seinem Fall infrage kommen könnten, sind seiner Ansicht nach noch nicht so weit, dass er sich heute schon dafür entscheiden möchte. Die Bandbreite der Möglichkeiten, die der Unternehmer dabei ins Auge gefasst hat, deckt die gesamte Palette ab. Geprüft wurden unter anderem die Energiequellen Geothermie, Wasserstoff, Fotovoltaik oder Eisspeicher. Veeser verweist darauf, dass die Fußbodenheizung mit Niedrigtemperatur auskommt. So hat er alle Optionen, die Anlage später umrüsten zu können.

Fotovoltaik Vorerst wird auf dem Hallendach eine Fotovoltaikanlage mit 134 Kilowatt/Peak installiert. Damit bleibt Veeser knapp unter dem Wert von 135 Kilowatt/Peak, von dem ab er eine andere Trafostation benötigen würde. Wenn die zweite Halle vermietet wird, will der Investor das gesamte Dach mit Solarmodulen bestücken. Dann beträgt die Leistung über 600 Kilowatt/Peak und dann rechnet sich auch die Investition in die erforderliche Trafostation.

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Erstellt:
4. März 2023, 06:00 Uhr

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