„Eine leichte Beruhigung auf sehr hohem Niveau“

IHK-Konjunkturumfrage: Über 90 Prozent der Unternehmen im Rems-Murr-Kreis beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend

Die Wirtschaft im Rems-Murr-Kreis läuft weiter mit hoher Drehzahl, doch die Skepsis hinsichtlich der künftigen Geschäfte steigt. Im Herbst 2018 präsentieren sich die Unternehmen trotz beträchtlicher Risiken in einer ausgezeichneten Verfassung. Laut aktueller Konjunkturumfrage der IHK bewerten sie ihre aktuelle Geschäftslage erneut positiv auf hohem Niveau. Die Geschäftsaussichten haben sich leicht eingetrübt.

Fachkräfte in der Industrie, aber auch im Handel und in der Dienstleistungsbranche, sind sehr gesucht. Symbolfoto: Stihl

Fachkräfte in der Industrie, aber auch im Handel und in der Dienstleistungsbranche, sind sehr gesucht. Symbolfoto: Stihl

Von Florian Muhl

WAIBLINGEN. „Ich gehöre nicht zu denen, die eine Krise herbeireden wollen“, sagt Claus Paal bei der Vorstellung der Ergebnisse der Konjunkturumfrage. „Wenn man die Entwicklung seit 2009/2010 betrachtet, sind wir seither in einer Boomphase. Es ist schon ein Stück weit klar, dass es so nicht immer weitergehen wird. Wir sehen jetzt eine leichte Beruhigung auf sehr hohem Niveau“, so der IHK-Bezirkskammerpräsident weiter. „Das sind jetzt immer noch Zahlen, die hätte ich mir vor 15 oder vor 10 Jahren nie vorstellen können, dass die so stabil sind.“ Deshalb sei er weiterhin optimistisch.

Das sehen auch die befragten Unternehmen so. Fast 91 Prozent beurteilen ihre aktuelle Lage als gut oder befriedigend. Fast 94 Prozent erwarten bessere oder gleichbleibende Geschäfte in den nächsten zwölf Monaten.

Sorgen bereiten den Unternehmen die Handelspolitik der USA und die sich hieraus ergebende Instabilität der Weltwirtschaft. „Als besonders besorgniserregend wird der Handelsstreit zwischen den USA und China eingeschätzt“, sagt Paal. Auch der Brexit, die Wirtschaftskrisen in der Türkei und Argentinien sowie die Finanzpolitik Italiens würden eine wirtschaftliche Belastung darstellen. Italiens Regierung halte trotz EU-Kritik an ihren Haushalts- und Schuldenplänen fest. Mit Italien sei es anders als mit Griechenland. „Griechenland konnten wir stützen, Italien können wir nicht stützen“, ist der IHK-Bezirkskammerpräsident überzeugt. „Da können wir nur hoffen, dass das nicht passiert.“

Bei den genannten Konjunkturrisiken bleibt der Fachkräftemangel das größte Problem, „inzwischen mit erheblich zunehmender Brisanz“, so der IHK-Chef. An zweiter Stelle würden die Arbeitskosten und darauffolgend die Inlandsnachfrage aufgezählt. Weiter folgen die Auslandsnachfrage und die Rohstoffpreise.

Mit Blick auf die einzelnen Branchen wies Paal darauf hin, dass die Industrieunternehmen merklich verhaltener auf die künftige Geschäftsentwicklung blicken. Im Maschinenbau habe sich die aktuelle Geschäftslage in den vergangenen Monaten verbessert. Gegenüber der letzten Befragung werden die Geschäftserwartungen in den nächsten zwölf Monaten weniger optimistisch eingeschätzt.

Im Handel bleibe die Konsumlage hoch und die Stimmung gut. Insgesamt bezeichneten fast 93 Prozent der Händler ihre derzeitige Lage als gut oder befriedigend. Auch die Zufriedenheit der Dienstleistungsunternehmen sei weiterhin groß. Drei Viertel der Unternehmen gehen von einer konstanten Entwicklung aus. „Solange die großen Probleme nicht explodieren wie der Brexit, dass der schiefgeht, wenn Italien zur Vernunft kommt mit der Haushaltspolitik – in Amerika können wir nicht so viel ändern – dann bin ich der festen Überzeugung, dass wir ein stabiles 2019 erleben werden“, zieht Paal sein persönliches Fazit.

„Eine leichte Beruhigung auf sehr hohem Niveau“

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Erstellt:
24. November 2018, 06:00 Uhr

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