„Eine liebevolle Umarmung, Bestätigung und Lob“

Das Interview:Diplom-Psychologinnen Silke Köpple-Fritz und Eva Schwämmlein haben Tipps für Schüler und Eltern zum Zeugnistag

BACKNANG (flo). Der Tag der Zeugnisausgabe ist für viele Schüler ein besonderer Tag. Aber auch für Eltern. Wie sollten sie auf gute oder auch schlechte Noten reagieren? Wir haben nachgefragt bei der schulpsychologischen Beratungsstelle des Staatlichen Schulamts Backnang. Auf unsere Fragen geantwortet haben die beiden Diplom-Psychologinnen Silke Köpple-Fritz (Fachbereichsleitung) und Dr. Eva Schwämmlein.

Gibt es die Angst vor Zeugnissen?

In der Regel offenbaren die Zeugnisse am Ende des Schuljahres keine unangenehmen Überraschungen für Schüler und deren Eltern. Wir empfehlen Eltern, die regelmäßigen Gesprächsangebote der Lehrkräfte wahrzunehmen, um rechtzeitig über Leistungsschwierigkeiten informiert zu sein.

Was ist, wenn Kinder ihren Eltern schlechte Noten offenbaren müssen?

Ängste auf Schülerseite entstehen vor allem, wenn Kinder Sorge haben, die Leistungserwartungen ihrer Eltern nicht erfüllen zu können.

Aber nicht alle Eltern machen zu viel Druck oder haben zu hoch gesteckte Ziele. Es gibt auch den Fall, dass Eltern kaum Anforderungen stellen oder ihren Kindern zu wenig zutrauen und sie dann auch nicht ausreichend zu schulischem Engagement ermuntern. Glücklicherweise finden die meisten Eltern eine gute Balance.

Welche positiven Aspekte gibt es?

Die Zeugnisübergabe kann für Eltern ein guter Anlass sein, sich mit den eigenen Erwartungen an ihre Kinder auseinanderzusetzen und diese kritisch zu hinterfragen. Auch die eigenen Erziehungsziele mal wieder in den Blick zu nehmen und zu diskutieren, kann für Eltern interessant sein.

Wie reagieren Schüler bei der Zeugnisübergabe? Wie sollten die Eltern reagieren, wenn besonders gute oder auch extrem schlechte Noten im Zeugnis stehen oder gar die Versetzung nicht geschafft wurde?

Für Schulen, Eltern und Schüler ist die Zeugnisübergabe ein wichtiges Ritual zum Abschluss eines Schuljahres – ein Etappenziel, das gefeiert werden darf. Dabei sollten nicht nur gute Noten gefeiert werden, sondern im Besonderen auch persönliche Verbesserungen, für die die Schüler gekämpft haben. Bei Misserfolgen nicht den Mut zu verlieren, sondern realistische Ziele zu setzen und sich weiterhin anzustrengen, hat besondere Anerkennung verdient!

Für Tränen sind in der Regel Enttäuschungen verantwortlich, zum Beispiel, wenn Schüler trotz harter Arbeit die gewünschten Leistungsziele nicht erreichen konnten. Eltern sollten zuallererst trösten und dann gemeinsam und in Ruhe mit ihren Kindern nach Gründen forschen.

Welche Arten von Geschenken und Zuwendungen sind Ihnen bekannt?

Neben Geldgeschenken sind gemeinsame Aktivitäten wie Ausflüge besonders beliebt. Es tut Familien gut, in den ersten Tagen nach dem Schuljahresende im gemeinsamen Rhythmus ohne äußere Zwänge zu entspannen und sich darauf zu besinnen, woran man miteinander Freude hat.

Gibt es empfehlenswerte Alternativen zu Strafen und Sanktionen?

Statt zu strafen, sollten Eltern mit ihren Kindern sprechen und die Beziehung zueinander pflegen. Bei Schulunlust und Motivationsschwierigkeiten leidet schnell die Atmosphäre am Familientisch. Generell ist es wichtig, Kinder und Jugendliche danach zu fragen, was sie selbst als größten Erfolg sehen, womit sie selbst zufrieden oder auch unzufrieden sind. Hilfreich ist oft auch der Blick darauf, welche Leistungen sich im Vergleich zu früheren Zeugnissen verändert haben.

Welche Arten von Geschenken, Zuwendungen, Ermunterungen, Anerkennungen sind aus Ihrer Sicht die richtigen?

Es ist wichtig, sich als Eltern zu überlegen, wie sie ihren Kindern Anerkennung entgegenbringen können und worüber diese sich besonders freuen würden. Kleine Geschenke, eine liebevolle Umarmung, Bestätigung und Lob sind dabei häufig wirkungsvollere Belohnungen als Geldgeschenke. Lob wirkt dann am besten, wenn es ganz konkrete, persönliche Aspekte betont, zum Beispiel die zunehmende Selbstständigkeit bei den Hausaufgaben oder bei der Vorbereitung von Klassenarbeiten und Präsentationen.

An wen können sich Schüler oder auch Eltern wenden, wenn sie Angst haben, nicht weiterwissen oder einfach nur einen Rat bekommen wollen?

Lehrkräfte, Beratungslehrkräfte und natürlich auch die schulpsychologische Beratungsstelle helfen bei der Ursachensuche und beraten Familien bei der Suche nach Lösungen.

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Erstellt:
25. Juli 2018, 06:00 Uhr

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