Eine Radtour zum Abschied

Mit einer Rundtour durch die Gemeinde und buntem Programm ist Weissachs ehemaliger Bürgermeister Ian Schölzel von Verwaltung, Gemeinderat, Vereinen und zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern verabschiedet worden.

Das Wetter hielt und so konnte Ian Schölzel (links) gemeinsam mit Mitgliedern der Verwaltung und des Gemeinderats sowie Bürgerinnen und Bürgern die Abschiedstour auf dem Rad bestreiten. Fotos: A. Becher

© Alexander Becher

Das Wetter hielt und so konnte Ian Schölzel (links) gemeinsam mit Mitgliedern der Verwaltung und des Gemeinderats sowie Bürgerinnen und Bürgern die Abschiedstour auf dem Rad bestreiten. Fotos: A. Becher

Von Lorena Greppo

Weissach im Tal. Wäre es nach Ian Schölzel selbst gegangen, hätte es gar keine Abschiedsfeier gegeben. Ein großes Trara um die eigene Person habe er nicht gewollt. Doch da spielten die Verwaltungsmitarbeiter wie auch der Gemeinderat nicht mit. Eine Radtour mit Programm an verschiedenen Stationen im Gemeindegebiet sollte es werden, informierten sie ihn. „Da ist mir klar geworden, dass ich hier nichts mehr zu sagen habe“, erinnert sich der ehemalige Bürgermeister schmunzelnd. Im Nachhinein müsse er jedoch eingestehen, dass er froh sei, nun doch eine Verabschiedung gehabt zu haben. Denn diese gab Schölzel nach 15 Jahren im Amt noch einmal die Gelegenheit, mit zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen. Es zeugt von seiner Beliebtheit, dass die Weissacherinnen und Weissacher wie auch Lokalpolitiker aus der Region und Amtskollegen der Nachbarkommunen die Gelegenheit trotz der wenig erfreulichen Wettervorhersage in großer Zahl wahrnahmen, ihm gratulierten, alles Gute wünschten und Dank aussprachen für seinen Einsatz in Weissach.

Ein Notfallplan für schlechtes Wetter sei vorbereitet worden, erklärte Beate Zieker, Leiterin der Stabsstelle für Klima, Umwelt, Natur und Nachhaltigkeit in Weissach im Tal. Überhaupt sei die Abschiedstour offen und leger gehalten, wie es Ian Schölzel sich gewünscht hatte. Wer wollte, konnte sich den Radlern anschließen oder auch einfach zu einer oder mehreren der Stationen kommen. Überall war für ausreichend Verpflegung gesorgt worden, sodass niemand hungrig oder durstig von dannen ziehen musste. Und überall hatten die Mitarbeiter der Weissacher Verwaltung sowie die Verantwortlichen der Vereine und anderer Einrichtungen Unterhaltung geboten.

Lieder, Grußworte, Tanzeinlagen und eine Weinprobe gehören zum Programm

„Wir haben die Verabschiedung so lange wie möglich herausgezögert, in der Hoffnung, gutes Wetter zu haben“, erläuterte Kämmerer Alexander Holz mit schicksalergebenem Blick auf die grauen Wolken, die sich schon zu Beginn der Tour am Himmel gesammelt hatten. Wie es seinem ehemaligen Chef stets wichtig war, so hätten auch die Mitarbeiter nicht alles so ernst nehmen und Spaß bei der Sache haben wollen, erläuterte Holz die Idee hinter der Verabschiedung. Er selbst, in ein Radtrikot im Stil bayerischer Trachtenmode gekleidet, ließ es sich nicht nehmen, Schölzel zu begleiten. Und immerhin: Bis auf ein paar vereinzelte Regentropfen blieb es trocken.

Den Auftakt gestalteten die Weissacher Kinderbetreuungseinrichtungen an der Grundschule in Unterweissach. Die Schülerinnen und Schüler – darunter auch Schölzels Sohn – sangen „So wie 1000 helle Sterne“, die Französisch-AG bot für und mit ihrem „maire génial“ das Fliegerlied dar und die Kindergartenkinder sangen mit ihren Betreuerinnen ein auf Weissach gemünztes Lied zur Melodie von „Auf de schwäb’sche Eisebahne“. Grußworte gab es zudem von Vertretern der Kirchengemeinden, die die gelungene Zusammenarbeit der vergangenen Jahre lobten.

Die Juniorengarde des Unterweissacher Carnevalsclubs gestaltete das Programm der zweiten Station der Radtour in der Seeguthalle.

© Alexander Becher

Die Juniorengarde des Unterweissacher Carnevalsclubs gestaltete das Programm der zweiten Station der Radtour in der Seeguthalle.

Die Highlights im Programm rissen nicht ab: In der Seeguthalle zeigte die Juniorengarde des Unterweissacher Carnevalsclubs (inklusive Schölzels Tochter) ihr Können, am Wasserhochbehälter Alter Hau in Bruch gab es eine Weinprobe, bei der unter anderem die Weine „Schölzlinger“ und „Martinella“ – in Anspielung auf Ian Schölzels Frau Martina – verköstigt wurden. Ob Feuerwehr, Landfrauen oder Obst- und Gartenbauverein – alle waren sie für ihren ziehenden Bürgermeister im Einsatz. Der war angesichts der großen Wertschätzung sichtlich gerührt. „Es tut verdammt weh, Weissach hinter mir zu lassen“, räumte er ein. Allerdings bleibe den Bürgerinnen und Bürgern das „super Team“ im Rathaus erhalten, zu dem er seinen Nachfolger nur beglückwünschen könne. „Die letzten 15 Jahre sind für mich unvergesslich und ich werde sie tief im Herzen tragen“, versprach Schölzel, der mit seiner Familie weiterhin in Weissach wohnen bleiben wird.

UBL-Gemeinderat Wilhelm König benannte den Hochbehälter in Bruch als eines von diversen Glanzlichtern in der Amtszeit Schölzels. Von einer Wachablösung sprach die CDU-Bundestagsabgeordnete Inge Gräßle. Sie habe Weissach in ihrem Wahlkampf von Schölzel gezeigt bekommen und als familienfreundliche Kommune erlebt. „Das hat bleibenden Eindruck hinterlassen“, merkte sie an. Lobende Worte gab es auch von Landrat Richard Sigel. Bürgernähe, eine moderne Verwaltung und Klimaschutz – das seien drei zentrale Themen Schölzels gewesen. Da habe er sich hervorgetan, etwa mit der Gründung der Energiegemeinschaft Weissacher Tal 2008. „Vereinsförderung war Ihnen zudem wichtig und auch mit Blick auf eine familienfreundliche Gemeinde haben Sie vieles vorangebracht“, so Sigel. Als Erster Bürgermeister Waiblingens könne Schölzel nun Bindeglied zwischen Murrtal und Remstal sein.

Kollegen und Mitarbeiter finden lobende Worte

Stellvertretend für die Bürgermeister der Tälesgemeinden ergriff die Allmersbacher Rathauschefin Patrizia Rall das Wort. Sie sei schließlich mit einem Jahr Amtszeit nun die dienstälteste Bürgermeisterin im Täle, merkte sie zur Erheiterung der Gäste an. Ian Schölzel habe sie als „Teamplayer durch und durch“ erlebt, als guten Zuhörer und wichtigen Ratgeber. Interkommunale Zusammenarbeit sei ihm wichtig gewesen, das habe gezeigt, dass er Themen größer denken und angehen konnte und wollte. „Wir lassen dich nur sehr, sehr ungern gehen“, resümierte Rall. Ähnlich äußerte sich auch Kämmerer Alexander Holz. Die Nachricht, dass Schölzel nach Waiblingen geht, „hat erst mal richtig wehgetan“, sagte er. Ein „überragender Chef“ sei er gewesen, das perfekte Aushängeschild für Weissach und ein Vorbild, was die berufliche Einstellung angehe. Mit Applaus wurde seine Einschätzung quittiert: „Du bist ein feiner Mensch.“

Und auch wenn Ian Schölzel nun nicht mehr im Chefsessel des Weissacher Rathauses sitzt, so hat er am Samstag doch noch einmal den Takt angeben dürfen: Er bekam den Taktstock in die Hand gedrückt und durfte den Unterweissacher Musikverein für ein Lied dirigieren.

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Erstellt:
2. Mai 2022, 06:00 Uhr

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