„Eine Reform, kein Reförmchen“

Das Verbundfahren wird einfacher und attraktiver – Ab 1. April 2019 fünf Ringe statt 52 Zonen – Kreistag stimmt den Plänen zu

Die Tarifzonenreform im VVS soll zum 1.April in Kraft treten. In Stuttgart werden damit die beiden bisherigen Zonen zu einer zusammengefasst, ebenso werden am Rand des Verbundgebiets die Ringe 60 und 70 vereint. Ferner fallen die Sektorengrenzen. Da der VVS auf die jährliche Tariferhöhung zum 1. Januar verzichtet, ergeben sich für die Nutzer deutliche Einsparungen.

„Eine Reform, kein Reförmchen“

Von Armin Fechter

WAIBLINGEN/BERGLEN. In seiner gestrigen Sitzung in Berglen hat der Kreistag den Reformplänen bei einer Gegenstimme und drei Enthaltungen zugestimmt. Landrat Richard Sigel nannte die Reform „eine große Rabattaktion“ für die Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs. Sie gehe einher mit Verkehrsverbesserungen, so die Ausweitung des 15-Minuten-Takts für die S-Bahn.

Schon bei den Vorberatungen im Umwelt- und Verkehrsausschuss hatten die Kreisräte die neue Struktur des Verbundgebiets mit viel Lob bedacht. Anstelle von 52 einzelnen Zonen gibt es nun nur noch fünf Ringe. Es handle sich in der Tat um eine Reform und nicht um ein Reförmchen, erklärte etwa Christoph Jäger (CDU): „Manchmal braucht es den Mut, dicke Bretter zu bohren.“ Den gleichen Mut forderte Klaus Riedel (SPD) aber auch beim Thema Haltepunkte ein, weil sich nach wie vor etliche S-Bahn-Stationen in einem „miserablen“ Zustand befänden. Zudem machte er sich für ein Sozialticket stark und mahnte mehr Pünktlichkeit an. Das Verbundfahren werde einfacher, übersichtlicher, günstiger und attraktiver, bemerkte Albrecht Ulrich (Freie Wähler).

Ulrike Sturm (Grüne) erklärte, die Reform sei „ein echter Riesenschritt auf dem so wichtigen Weg hin zum Aufhalten des Klimawandels“. Gleichzeitig forderte sie einen weiteren ÖPNV-Ausbau.

Kritische Stimmen

zum neuen Modell

„Wir entscheiden uns für die zweitbeste Lösung“, monierte dagegen Gudrun Wilhelm (FDP/FW). Ihre Fraktion hatte sich für ein Drei-Zonen-Modell eingesetzt, dieses hätte laut Wilhelm das höchste Umsteigerpotenzial erzeugt und damit den höchsten Nutzen gebracht. Als nicht entscheidungsreif kritisierte Josef Heide (AfD/Unabhängige) den Plan, er forderte Nachverhandlungen: Stuttgart, das am meisten profitiere, müsse dafür auch eine größere Last übernehmen. Thomas Bezler (ÖDP) befand, die Reform sei nicht der große Wurf, und Hans-Ingo von Pollern (CDU) beklagte das Fortbestehen des Flaschenhalses in Stuttgart.

„Die Reform löst nicht alle Probleme“, räumte Richard Sigel ein. Sie stelle aber eine historische Chance dar. Auch Verkehrsdezernent Peter Zaar äußerte sich „höchst zufrieden“ mit dem Ergebnis der Verhandlungen: „Das hätten wir am Anfang nie gedacht.“

Prämisse sei gewesen, blendete VVS-Geschäftsführer Horst Stammler zurück, „dass keiner schlechter gestellt werden soll“. Zudem sollte für den ländlichen Raum etwas getan werden. Die Tarifreform stelle eine Kernmaßnahme im Luftreinhalteplan der Stadt Stuttgart dar. Vor diesem Hintergrund habe sich das Land bereitgefunden, einen Anteil – und zwar einen erklecklichen – beizusteuern: 42 Millionen Euro, verteilt auf sechs Jahre, wobei der Beitrag sukzessive von zehn auf vier Millionen Euro abgeschmolzen wird. Für die Verkehrsunternehmen ergeben sich laut Stammler Einnahmeausfälle von 42 Millionen Euro im Jahr. Für die Mindereinnahmen will die öffentliche Hand mit maximal 42,1 Millionen Euro jährlich einspringen. Die nach Abzug des Landeszuschusses verbleibenden Kosten werden zu 45 Prozent von Stuttgart und zu 55 Prozent von den Verbundlandkreisen übernommen. Auf den Rems-Murr-Kreis entfällt dabei im Jahr 2019 ein Anteil von drei Millionen Euro, der bis 2025 auf 5,2 Millionen Euro anwächst.

Die Tarifzonenreform durchläuft zurzeit die kommunalen Gremien im Verbund. Die endgültige Entscheidung trifft der Aufsichtsrat des VVS am 24. Juli.

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Erstellt:
10. Juli 2018, 06:00 Uhr

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