Einkaufen ohne Plastikmüll

In der Passage an der Langen Straße in Waiblingen soll ein Unverpacktladen entstehen – Eröffnung im März 2020 geplant

Verpackt, verschweißt, versiegelt: Wer gegen den täglichen Verpackungsmüll kämpft, stößt in den normalen Geschäften schnell an seine Grenzen. Vor allem Shampoo und Putzmittel sind ein einziges Plastikverpackungsdesaster. Aber auch Linsen, Müsli und Co. sind normalerweise nur in Plastiktüten zu bekommen. Das könnte sich in Waiblingen schon bald ändern.

Auch kleine Mengen sind erlaubt: Einkaufen im Unverpacktladen. Foto: A. Palmizi

© ALEXANDRA PALMIZI

Auch kleine Mengen sind erlaubt: Einkaufen im Unverpacktladen. Foto: A. Palmizi

Von Jutta Pöschko-Kopp

WAIBLINGEN. Alles in kleinen und Kleinstmengen erhältlich – und unverpackt? Ja, das geht. Martina Mohr (56), die vor eineinhalb Jahren von Stuttgart nach Waiblingen gezogen ist, will in dem kleinen Laden an der Passage zwischen der früheren Bäckerei Lang und dem ehemaligen Messerschmied Eisele einen Unverpacktladen eröffnen. Anders als in normalen Geschäften sollen dort nur offene Lebensmittel wie Nudeln, Reis und Getreide, Müsli, Linsen, Nüsse und Kaffee verkauft werden Angeboten werden die Lebensmittel in modernen Glasbehältern, aus denen sich die Kunden die gewünschten Mengen abfüllen können. Umweltfeindliche Verpackungen fallen keine an, weil die Kunden ihre Tupperdosen, Büchsen oder Schraubgläser von zu Hause mitbringen. Auch Reinigungsmittel wie Seifen, Shampoo und Haushaltsreiniger gibt’s offen und ohne störendes Plastik drumrum.

Auch Smoothies und Kaffee soll es geben

„Das Unverpacktthema hat mich schon immer interessiert“, sagt Martina Mohr. Nachdem die gelernte Zahntechnikerin ihre langjährige Arbeitsstelle verloren hatte, orientierte sie sich komplett neu. Einen Unverpacktladen lernte sie über eine Freundin kennen und fand die Idee so genial, dass sie sich nun vorgenommen hat, in Waiblingen selbst einen zu eröffnen. In Immoscout stieß sie auf den seit Jahren leer stehenden kleinen Laden in der Langen Straße. Die Lage mitten in der Stadt und nahe dem Marktplatz stimmte, die Größe ebenfalls. Kurzerhand nahm sie Kontakt mit dem zuständigen Immobilienmakler auf und besichtigte die Räume noch am selben Tag. „Ich habe das Häuschen gesehen und die Passage und gedacht: Das ist schön. Das passt.“

Passen muss aber auch die Finanzierung. Martina Mohr, als Geschäftsfrau noch reichlich unerfahren, belegte ein Existenzgründerseminar bei der IHK und erfuhr dort Basics über Versicherungen, Steuerfragen und mögliche Förderungen. Beim Seminar lernte sie auch einen Experten kennen, von dem sie sich auf ihrem Weg zum eigenen Geschäft derzeit coachen lässt. Die Gespräche mit der Bank wegen eines Existenzgründerdarlehens laufen. Sobald die Bank grünes Licht gibt, will sie den Mietvertrag unterschreiben.

Mit viel Optimismus, Schwung und Initiative geht Martina Mohr in ihr neues Leben, das – wenn alles glattgeht – im kommenden März beginnen soll. Mit einer Schreinerin in Hegnach hat sie Kontakt aufgenommen, um die Inneneinrichtung in dem verwinkelten Lädchen zu planen. Mieten möchte sie nur die untere Etage, weshalb noch ein Umbau ansteht: Die Treppe zwischen den beiden Stockwerken muss entfernt werden. Bei der Stadt hat sie sich über die anstehende Nutzungsänderung kundig gemacht. Und auch von Stadtchef Andreas Hesky eine sehr freundliche E-Mail als Reaktion auf ihre Pläne bekommen: Unverpacktläden seien im Trend, weiß Hesky, der sich sicher ist, dass so ein Laden in Waiblingen gut angenommen wird. Viel Glück und Erfolg wünschte er ihr bei der Umsetzung der Geschäftsidee.

Zu der übrigens nicht nur der Verkauf der unverpackten Waren gehört, sondern auch eine kleine Sitzecke, in der sie Kaffee und selbst gemachte Smoothies servieren will. Und wie will sie das alles stemmen bei Öffnungszeiten an sechs Tagen die Woche? Martina Mohr lacht. „Die Arbeitszeiten schrecken mich nicht. Wenn ich etwas gern mache, kann ich abartige Leistungen bringen.“ Eine 450-Euro-Kraft will sie einstellen, für die Buchhaltung habe sie schon einen Profi. Dass sie Mut braucht für ihr Projekt, weiß Martina Mohr durchaus. „Aber ich bin positiv und glaube an das Gute und dass alles gut wird“, sagt sie. Wenn sie von einer Sache überzeugt sei, dann ziehe sie sie auch durch: „Wenn nicht irgendein Hammer kommt, werde ich im März den Laden eröffnen.“

Martina Mohr geht mit viel Optimismus und Schwung an ihr Projekt. Foto: Schneider

© Gaby Schneider

Martina Mohr geht mit viel Optimismus und Schwung an ihr Projekt. Foto: Schneider

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Erstellt:
11. Dezember 2019, 11:30 Uhr

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