Einstiges Burgel-Haus gehört jetzt der Stadt

Nach und nach kauft die Stadt Backnang Gebäude in der unteren Marktstraße auf. Das Areal soll neu gestaltet werden. Eine Machbarkeitsstudie ist für 2022 geplant. Weitere Veränderungen in der Innenstadt gehen reibungslos vonstatten, andere lassen auf sich warten.

Die Stadt Backnang setzt auf eine Neugestaltung der unteren Marktstraße, einer im Gesamten gesehen wenig ansehnlichen Ecke in Backnang. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Die Stadt Backnang setzt auf eine Neugestaltung der unteren Marktstraße, einer im Gesamten gesehen wenig ansehnlichen Ecke in Backnang. Foto: A. Becher

Von Ingrid Knack

Backnang. Einige markante Unternehmen in der Stadt Backnang sind seit Kurzem – wie das Modehaus Kapphan – an einem neuen Platz zu finden. Andere sind – wie das bis Oktober 2019 in der unteren Marktstraße ansässige Traditionsgeschäft Radio Burgel – aus dem Backnanger Innenstadtbild gänzlich verschwunden. Darüber hinaus ist in manchen Räumlichkeiten schon lange kein Leben mehr, wie etwa in der ehemaligen Adler-Apotheke in der Marktstraße. Das Thema Leerstände beschäftigt die Stadtverwaltung praktisch immer. Neben der erfreulichen, unerschütterlichen Beständigkeit vieler Unternehmen ist auch vieles im Fluss – eine Mischung, die durchaus Positives mit sich bringen kann.

Es geht nicht um kurzfristige Lösungen, sondern um zukunftsfähige Konzepte

„Die Innenstadt verändert sich ständig. Diese Veränderung aktiv mitzugestalten, ist mir als Oberbürgermeister ein wichtiges Anliegen“, sagt Rathauschef Maximilian Friedrich. Darunter versteht er aber nicht nur, Leerstände schnellstmöglich zu beseitigen, sondern sie im selben Zug auch mit attraktiven und zukunftsfähigen Angeboten zu füllen. Friedrich: „Gerade bei der unteren Marktstraße sind sich Stadtverwaltung und Gemeinderat einig, dass sie städtebaulich revitalisiert werden soll. Dafür wurden die entsprechenden Gebäude sukzessive aufgekauft, um dann ganzheitlich überplant und belebt zu werden. Unser Ziel ist es, aus dem sogenannten Totengässle eine lebendige Gasse zu machen und somit die Attraktivität der Innenstadt weiter zu erhöhen.“ Das Gebäude Markstraße 10, das ehemalige Burgel-Haus, hat die Stadt Backnang nach den Worten Friedrichs zusammen mit der gegenüberliegenden Parkplatzfläche einschließlich des Gebäudes Marktstraße 11 im Oktober erworben. Diese Grundstücke in der unteren Marktstraße seien zusammen mit den im städtischen Besitz befindlichen Gebäuden Marktstraße 5, 13, 15, 17 und 19 sowie Wassergasse 1, 2 und 4 wesentlicher Bestandteil des Konzepts zur Belebung und dauerhaften Sicherung einer attraktiven Innenstadt. „Stadtverwaltung und Gemeinderat sind sich darin einig, dass dieser Bereich dringend einer städtebaulichen Revitalisierung bedarf. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie, die wir mit finanzieller Unterstützung des Landes Baden-Württemberg im kommenden Jahr in Angriff nehmen wollen, soll geprüft werden, welche Nutzungsoptionen für diesen Bereich sinnvollerweise infrage kommen und wie dies unter städtebaulichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten bestmöglich umgesetzt werden kann“, sagt Friedrich. „In diesem Zusammenhang wird auch die Frage beantwortet, ob die bestmögliche Lösung unter Berücksichtigung des Bestands – beziehungsweise eines Teils davon – oder im Rahmen eines Abbruchs und einer Neubebauung realisiert werden kann.“ Dabei wird es sicher auch um die großen Gewölbekeller von Gebäuden auf der rechten Seite der unteren Marktstraße ab der Wassergasse bis zum ehemaligen Burgel-Parkplatz und die alte Stadtmauer in unmittelbarer Nähe gehen. Der Denkmalschutz wird da wohl ein Wörtchen mitzureden haben.

Und was wird aus der Seniorenwerkstatt in der Wassergasse? Auch die Frage nach der Unterbringung der Seniorenwerkstatt werde im weiteren Verlauf des Verfahrens zu klären sein, antwortet Friedrich. „Ein Förderantrag beim Land wurde gestellt, die finale Zusage steht aber noch aus. Dementsprechend ist der genaue Zeitpunkt der Umsetzung noch offen.“

Der Besitzer ist offen für Gespräche und gemeinsame Lösungen mit der Stadt

Gegenüber der Seniorenwerkstatt steht das einstige Remmele-Haus. Zu dem Komplex gehört überdies die frühere alte Post an der Marktstraße. Das traditionsreiche Innenausstattungsunternehmen Remmele war in Insolvenz gegangen. Daraufhin haben vor einigen Jahren der Backnanger Architekt Jörg Wolf und seine Frau den Gebäudekomplex erworben. Um diesen nun einer definitiven Nutzung zuzuführen, wartet Wolf die städtebaulichen Planungen der Stadt für die untere Marktstraße ab. Was den Gebäudekomplex an der Ecke Marktstraße/Wassergasse anbetrifft, liege es nahe, dass „mehr oder weniger nur gemeinsam mit der Kommune etwas Neues entwickelt werden kann“, sagt Wolf. Frühere Pläne scheiterten etwa an fehlenden Möglichkeiten für Stellplätze. Mit in eine Planung aus einem Guss für den Bereich untere Marktstraße könnte auch die einstige Adler-Apotheke einbezogen werden. Da tut sich allerdings schon seit langer Zeit nichts. Dazu gibt Oberbürgermeister Maximilian Friedrich so Auskunft: „Das Erdgeschoss des Gebäudes Marktstraße 29, in welchem sich früher die Adler-Apotheke befand, steht schon seit vielen Jahren leer. Die Stadt Backnang hat das Gebäude bislang nicht gekauft, steht aber in guten Gesprächen mit der Eigentümerfamilie, der viel an einer positiven Lösung für die Stadt Backnang gelegen ist. Dafür sind wir der Eigentümerfamilie dankbar. Zu allen anschließenden Fragen lässt sich zum bisherigen Zeitpunkt keine Aussage treffen.“

Eine Veränderung in Sachen Einzelhandel gibt es in der Schillerstraße 25. Silke Klenk ist im Februar dieses Jahres mit ihrem Modehaus Kapphan zunächst vorübergehend in die Dilleniusstraße 11 und dann im Oktober in das Gebäude Am Obstmarkt 11 umgezogen. In den Räumen des ehemaligen Modehauses Charisma Am Obstmarkt, das seine Türen endgültig geschlossen hat, verfügt das Modehaus Kapphan nun über Präsentations- und Verkaufsräume in drei Stockwerken.

Das Gebäude Schillerstraße 25 befindet sich mittlerweile im Eigentum von Augenoptikermeister Jochen Stroh. Hinter den mit dunklen Folien abgeklebten Schaufenstern läuft derzeit der Innenausbau für das Augenoptikergeschäft, das von der Grabenstraße 7 in die Schillerstraße umzieht. Einen neuen Leerstand wird es aber durch den Umzug nicht geben. „Wir werden die Grabenstraße 7 behalten“, sagt Jochen Stroh. Die Eröffnung des Augenoptikergeschäfts in der Schillerstraße ist für Anfang des nächsten Jahres geplant. Das Dach ist schon neu gedeckt und die Fassade neu gestrichen worden. Jochen Stroh betont die reibungslose Abstimmung mit den entsprechenden Abteilungen der Stadt Backnang: „Es hat alles äußerst gut geklappt.“

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Erstellt:
17. November 2021, 06:00 Uhr

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