Eisenmann möchte Corona-Schnelltests an Schulen und Kitas

dpa/lsw Heilbronn. Um Infektionen in Kitas und Schulen schneller zu erkennen, fordert die Kultusministerin Corona-Schnelltests. Gesundheitsminister Lucha kritisiert den Zeitpunkt der Forderung und verweist auf das bisherige Schutzkonzept.

Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) spricht bei einem Interview. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) spricht bei einem Interview. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) möchte in Schulen und Kitas künftig auch Antigen-Schnelltests zur Eindämmung von Corona-Infektionen einsetzen. „Ich halte den Einsatz von Antigen-Schnelltests für sinnvoll, weil sie die Möglichkeit bieten, mehr Personen in kürzerer Zeit zu testen und Infektionen schneller zu erkennen“, sagte die Ministerin der „Heilbronner Stimme“ und dem „Mannheimer Morgen“ (Samstag). Mit den Schnelltests soll ein Ergebnis dann innerhalb weniger Minuten vorliegen.

Bisher setzt die Landesregierung an Schulen und Kitas nach Angaben des Sozialministeriums einzig auf sogenannte PCR-Tests. Deren Ergebnisse liegen in der Regel erst nach ein bis zwei Tagen vor. Durch die Schnelltests könnten „betroffene Einrichtungen oder Gruppen schnell getestet, auch Infizierte ohne nennenswerte Symptome zügig identifiziert und isoliert und unsere Kinder, Jugendlichen und Beschäftigten so vor einer Ausbreitung des Virus geschützt werden“, sagte Eisenmann den Zeitungen.

Die Kultusministerin möchte demnach erreichen, dass die Schnelltests, die im Gegensatz zu PCR-Tests als fehleranfälliger gelten, in die Teststrategie des Landes aufgenommen werden, das dann auch die Kosten für diese „weitgehend übernehmen solle“.

Die Bundesländer haben sich bei ihrem Treffen am vergangenen Mittwoch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lediglich darauf verständigt, dass Corona-Schnelltests künftig in Krankenhäusern, Pflegeheimen, Senioren- und Behinderteneinrichtungen eingesetzt werden sollen.

In Baden-Württemberg konnten sich Lehrkräfte und Beschäftigte in Schulen, Kindertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege bis November auch ohne Symptome zweimal kostenlos testen lassen. Ministerin Eisenmann würde dieses kostenlose Angebot gerne bis Ende November verlängern und auf drei Testungen erhöhen, Sozialminister Manne Lucha (Grüne) lehnt dies bislang ab.

Minister Lucha teilte zum Vorschlag seiner Kabinettskollegin am Samstag mit: „In dieser höchst angespannten Lage ist jetzt sicher nicht der Zeitpunkt, um mit neuen Forderungen vorzupreschen, sondern die Gesamtsituation im Auge zu haben.“ Oberste Priorität habe jetzt ganz klar, die wichtigsten Infektionsherde herauszufiltern und die besonders vulnerablen Gruppen zu schützen. Das seien Bewohnerinnen und Bewohner der Alten- und Pflegeeinrichtungen, der Krankenhäuser sowie das Personal im Gesundheitswesen.

„Dies geht auch klar aus dem Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz von dieser Woche hervor“, teilte Lucha mit. Natürlich würden nach klaren Infektionsherd-Kriterien dann auch andere Gruppen wie Schulen und Kitas berücksichtigt. Es herrsche Einigkeit darüber, dass die nicht unbegrenzt zur Verfügung stehenden Tests selbstverständlich erst einmal dort eingesetzt würden, wo die Menschen am meisten gefährdet sind. Das Land habe sehr frühzeitig in einer ersten Tranche fünf Millionen Schnelltests geordert, um bei großen Ausbrüchen oder Lieferengpässen schnell reagieren zu können. In der Regel orderten die Einrichtungen die Schnelltests jedoch direkt über den Pharmahandel oder bei den Herstellern, so der Minister.

Zustimmung für den Vorschlag kam dagegen von der FDP. „Der Einsatz von Antigen-Schnelltests in Schulen und Kitas zur Eindämmung von Infektionen ist richtig“, sagte der FDP-Landesvorsitzende in Baden-Württemberg, Michael Theurer. Die Ankündigung komme aber Monate zu spät und sei Stückwerk. „Frau Eisenmann hat wertvolle Zeit ungenutzt verstreichen lassen und trägt deshalb eine Mitverantwortung für die aktuelle Lage“, teilte er weiter mit.

Der SPD-Fraktionschef Andreas Stoch sagte zu der Auseinandersetzung zwischen Kultusministerin Eisenmann und Sozialminister Lucha, inzwischen müsse man die Punkte, in denen sich diese Landesregierung noch einig sei, mit der Lupe suchen. „Gutes Krisenmanagement sieht anders aus, eine Pandemie ist kein Ort für Wahlkampfgeplänkel, das sorgt nur für unnötige Verunsicherung. Schnelltests sollten soweit genügend vorhanden sind natürlich auch in Schulen und Kitas zum Einsatz kommen.“

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Erstellt:
31. Oktober 2020, 09:51 Uhr

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