Südwesten bei Bahn-Elektrifizierung über dem Bundesschnitt

dpa/lsw Stuttgart/Berlin. In Baden-Württemberg verlaufen rund 3345 Kilometer Bahnschienen, von denen mehr als zwei Drittel elektrifiziert sind. Das ist im Bundesvergleich ein sehr guter Schnitt - und noch nicht das Ende der Elektrifizierung der Schiene, verspricht Verkehrsminister Hermann.

Enak Ferlemann (CDU), Bahnbeauftragte der Bundesregierung, spricht. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Enak Ferlemann (CDU), Bahnbeauftragte der Bundesregierung, spricht. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Die Elektrifizierung des Schienennetzes in Baden-Württemberg schreitet voran, während sie im Bund eher schleppend verläuft. Das ergibt sich aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der FDP-Fraktion, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Im Südwesten verlaufen rund 3345 Kilometer Bahnschienen, von denen gut 68 Prozent elektrifiziert sind. „Bis zum kommenden Jahr wird auch die Oberleitung entlang der gut 100 Kilometer langen Südbahn von Ulm nach Friedrichshafen fertiggestellt sein“, versprach Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Dienstag in Stuttgart mit Blick auf die vorliegenden Zahlen.

Bundesweit sind bisher knapp 13 000 Kilometer der Bahnstrecken noch nicht elektrifiziert. Nur auf 61 Prozent des Netzes können die Züge mit Strom fahren. Auf den übrigen Trassen fahren häufig noch Dieselloks. Baden-Württemberg liegt nicht nur über dem Bundesdurchschnitt - auch das Nachbarland Bayern hat der Südwesten abgehängt. Dort beträgt die Elektrifizierungsrate nur 55 Prozent. Den höchsten Grad der Elektrifizierung verzeichnen Stadtstaaten wie Berlin und Hamburg oder auch Bremen, das insgesamt über viel weniger Schienenstrecke verfügt (127 Kilometer, davon 124 elektrifiziert).

An der Elektrifizierung der Strecke Ulm - Friedrichshafen werde sich das Land mit rund 112 Millionen Euro beteiligen, sagte Hermann. „Wir streben an, dass bis 2030 die wichtigsten Strecken im Land klimafreundlich mit Strom befahren werden. Wo der Bau von Oberleitungen schwierig ist, setzen wir auf den Einsatz batterieelektrischer Züge - wie beispielsweise in der Ortenau.“ Man habe bereits vor zwei Jahren ein Elektrifizierungskonzept für den Südwesten vorgelegt. Es sei schön, dass der Bund sich jetzt auch dafür stark mache, denn: „Er ist laut Grundgesetz dafür zuständig, die Bahnstrecken entsprechend auszubauen.“

Ziel der Bundesregierung ist ein Elektrifizierungsgrad von 70 Prozent bis 2025. Große Fortschritte gab es zuletzt insgesamt aber nicht: Im vergangenen Jahr wurden 60 Kilometer Bestandsstrecken elektrifiziert. Die häufig beschworene elektrische Zukunft der Bahn liege noch in weiter Ferne, kritisierte der Bahnpolitiker der Bundes-FDP, Christian Jung. Die Bahn will bis 2050 klimaneutral werden, bereits 2038 sollen die Züge zu 100 Prozent mit Ökostrom fahren.

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Erstellt:
21. Juli 2020, 05:25 Uhr

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