Neues Mega-Projekt in Nashville

Elon Musk will unterirdischen Tunnel bauen

Ein Unternehmen von Elon Musk will die Hauptstadt des US-Bundestaates Tennessee untertunneln. Obwohl er die gesamten Kosten tragen will, sind viele skeptisch.

Elon Musk (54) will in die Tiefe. (Archivbild)

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Elon Musk (54) will in die Tiefe. (Archivbild)

Von Tobias Heimbach

Noch gibt es an der Adresse 637 Rosa Parks Boulevards nicht viel zu sehen. Es ist ein gewöhnlicher Parkplatz, eingeklemmt zwischen mehreren Schnellstraßen im Zentrum von Nashville, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Tennessee. Doch hinter einem Metallzaun mit grüner Plane tut sich etwas. Ein Bagger hat ein Loch gegraben, Lastwagen fahren den Aushub weg.

Es ist der Startpunkt des aktuell vielleicht gewagtesten Infrastrukturprojekts der USA. Elon Musks Tunnelbaufirma „The Boring Company“ soll Nashville auf einer Länge von 9,5 Meilen, etwa 15 Kilometer, untertunneln. Der „Music City Loop“ soll das Stadtzentrum des Countrymusik-Mekkas mit dem Flughafen verbinden. Das Projekt wurde erst jüngst offiziell angekündigt, scheint aber gleich mit Hochgeschwindigkeit anzulaufen. „Ein mutiger Schritt voran bei der Zukunft der Mobilität“, so beschreibt Tennessees Gouverneur Bill Lee dieses Vorhaben.

Video zeigt: Das plant Musks Tunnelbaufirma in Nashville

Was plant die Boring Company genau? Ein Video auf der Social-Media-Plattform „X“ zeigt, wie sich das Unternehmen das Projekt vorstellt: Fahrgäste sollen am Tunneleingang in Tesla-Autos steigen, die ebenfalls zu Musks Firmenkonglomerat gehören. Fahrer bringen sie dann durch den Tunnel zum Flughafen. Wie hoch der Preis pro Fahrt sein wird, ist noch nicht bekannt. Die Fahrzeit durch den Music City Loop soll lediglich acht Minuten betragen. Bislang braucht man für die Strecke über die bestehende Stadtautobahn eine Viertelstunde. In der Rushhour sind es bis zu 25 Minuten.

Announcing Music City Loop! The Boring Company is coming to the State of Tennessee. Las Vegas Loop has already moved more than 3M passengers, and growing. Next stop, Nashville!Thanks to the Tennessee Department of Transportation @myTDOT, Governor Bill Lee @GovBillLee, The… pic.twitter.com/6BMjFynnF1 — The Boring Company (@boringcompany) July 28, 2025

Die Boring Company will den Tunnel komplett privat finanzieren, kein einziger Dollar Steuergeld soll dafür ausgegeben werden. Trotzdem gibt es in der Stadt gemischte Reaktionen auf das Vorhaben. Vertreter der Hotel- und Tourismusindustrie begrüßen das Projekt. Doch viele andere haben Vorbehalte. Denn der Music City Loop wurde quasi über die Köpfe der Entscheidungsträger in Nashville hinweg angeschoben.

Vorgestellt wurde das Projekt vom republikanischen Gouverneur Bill Lee. Der demokratische Bürgermeister der Stadt, Freddie O’Connell, fehlte bei der Vorstellung. Das ambitionierte Tunnelprojekt soll unter Grundstücken verlaufen, die dem Bundesstaat Tennessee gehören. Die Stadt selbst scheint dabei kaum Mitspracherecht zu haben. Auch dass eine Firma von Elon Musk beteiligt ist, dürfte vielen Bürgern im liberalen Nashville missfallen.

Tunnelbau in Nashville: Bürgermeister bislang reserviert

So zeigte sich Bürgermeister O’Connell bislang reserviert. Er schickte der Boring Company jetzt eine Liste mit mehr als 80 noch offenen Fragen unter anderem zu Themen wie Sicherheit, rechtlicher Zuständigkeit, Kosten und möglichen Auswirkungen auf die Stadt.

Tatsächlich drängen sich einige Fragen auf. Der bislang einzige fertiggestellte Tunnel des Unternehmens in Las Vegas hat lediglich eine Spur pro Richtung und ist nur wenig größer als das Tesla-Modell Y, für das er ausgelegt ist. Der entgegenkommende Verkehr wird durch eine separate Röhre geführt. Schon ein einziges defektes Auto könnte also den gesamten Verkehr in einer Richtung lahmlegen. Wie sollen Rettungskräfte in so einem Fall den Unfallort erreichen? Oder was passiert, wenn ein Feuer ausbricht?

Auch aus geologischer Sicht gibt es Herausforderungen. Nashville liegt auf Kalkstein. „Ein schwieriger Ort, um einen Tunnel zu graben“, sagt auch Steve Davis, Präsident der Boring Company. „Wären wir danach gegangen, wo es am einfachsten ist, einen Tunnel zu graben – dann wären wir nicht hierhergekommen“, so Davis.

Durchwachsene Bilanz für die Boring Company

Und dann ist da noch die Boring Company selbst. Sie hat nämlich eine durchwachsene Bilanz. Einerseits kann sie beim 2021 eröffneten Tunnel in Las Vegas inzwischen Erfolge vorweisen: Das erste Teilstück wurde in nur einem Jahr fertiggestellt und blieb mit umgerechnet 45 Millionen Euro deutlich unter dem üblichen Kostenrahmen für solche Projekte.

Andererseits gab es neben Las Vegas gleich eine Handvoll Vorhaben, die das Unternehmen von Elon Musk erst vollmundig angekündigt hatte – aber doch nie fertigstellte. Darunter in Los Angeles, in Chicago, Miami oder zwischen Washington DC und Baltimore.

In Nashville gibt sich die Boring Company jedenfalls fest entschlossen: Schon im Herbst kommenden Jahres sollen Teslas durch das erste Teilstück rollen.

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Erstellt:
13. August 2025, 20:42 Uhr
Aktualisiert:
13. August 2025, 21:33 Uhr

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