Grundstein für Kapitalerhöhung

EnBW stellt Weichen für Milliarden-Spritze

Die stattlichen Profite der EnBW reichen nicht, um die enormen Investitionen für die Energiewende zu bewältigen. Die Aktionäre ebnen den Weg für eine Kapitalerhöhung.

EnBW-Chef Georg Stamatelopoulos wirbt für eine Kapitalerhöhung.

© IMAGO/STAR-MEDIA

EnBW-Chef Georg Stamatelopoulos wirbt für eine Kapitalerhöhung.

Von Jonas Schöll

Der Imagefilm zeigt Luftaufnahmen von Windrädern, die im Sonnenaufgang aus dem Meer hervorragen. Aus der Vogelperspektive fällt der Blick auf einen Solarpark, eingebettet in eine idyllische Hügellandschaft. Zwischen Solarpaneelen grasen Schafe, Kräne hieven containergroße Batteriespeicher durch die Luft. Der Energiekonzern EnBW präsentierte sich am Donnerstagmorgen vor seinen Aktionären auf der virtuellen Hauptversammlung als Wegbereiter der Energiewende.

„Wir befinden uns mitten im größten Investitionsprogramm unserer Unternehmensgeschichte“, sagte EnBW-Chef Georg Stamatelopoulos in seiner Rede an die Aktionäre, die aus dem Live-Studio in der Stuttgarter EnBW-City übertragen wurde. Bis 2030 sollen mindestens 40 Milliarden Euro in Projekte der Energiewende investiert werden, wobei sich weitere Investitionsbedarfe abzeichnen, die das Gesamtvolumen auf etwa 50 Milliarden Euro ansteigen lassen könnten, schilderte Stamatelopoulos.

Die „Investitionsmaschine“ braucht frisches Geld

„Ich vergleiche die EnBW gerne mit einer Investitionsmaschine“, sagte der 55-jährige Manager. Aber die Energiewende bringt das Unternehmen an die Grenzen seiner Finanzkraft. Um potenziell an den Finanzmärkten an genügend Kapital für geplante Investitionen ins Energiesystem zu kommen, braucht die EnBW mehr eigenes Geld. Der überdurchschnittlich hohe Kapitalbedarf könne nicht allein durch laufende Einnahmen, Partnerschaften oder die Aufnahme von Fremdkapital gedeckt werden.

Die Aktionäre sind den Konzernchef gefolgt – und haben nun die Grundlage für eine mögliche Kapitalerhöhung geschaffen. Sie stimmten dem Beschluss von Vorstand und Aufsichtsrat zu, das Grundkapital durch sogenanntes genehmigtes Kapital um bis zu 177 Millionen Euro zu erhöhen – das ist ein Anstieg um etwa 25 Prozent. Durch die Ausgabe neuer Papiere können in einem weiteren Schritt rund drei Milliarden Euro erlöst werden.

Minister Bayaz: „Land hat Grundlage geschaffen“

„Auf Basis dessen könnte die EnBW zusätzliche Investitionsbedarfe von bis zu 10 Milliarden Euro bis 2030 unter Beibehaltung eines ausgeglichenen und diversifizierten Portfolios finanzieren“, teilte das Unternehmen nach der erfolgreichen Abstimmung mit. Noch gibt es aber keinen Zeitplan für die Kapitalerhöhung. Die Entscheidung über die Durchführung soll voraussichtlich im Laufe des Jahres getroffen werden.

Finanzminister Danyal Bayaz begrüßte den Beschluss der Hauptversammlung. Die EnBW habe einen hohen Investitionsbedarf in den nächsten Jahren, betonte der Grünen-Politiker, der bei der EnBW im Aufsichtsrat sitzt. „Deshalb hat das Land bereits die Grundlage im Haushalt dafür geschaffen, die EnBW dabei unterstützten zu können. Die Hauptversammlung hat nun den Weg für eine Kapitalerhöhung frei gemacht“, sagte Bayaz. Das Engagement des Landes bei der EnBW sei wichtig für Klimaschutz und für die Energiewirtschaft der Zukunft. „Das ist auch ein starkes Signal an die Modernisierung des Wirtschaftsstandorts Baden-Württemberg insgesamt“, so der Minister.

Stamatelopoulos wirbt für Kapitalerhöhung

Konzernchef Stamatelopoulos hatte bei den Hauptanteilseignern für die Erhöhung geworben. Sie haben in Aussicht gestellt, die beabsichtigte Kapitalerhöhung mitzutragen und jeweils für bis zu 1,5 Milliarden Euro neue Aktien zu zeichnen. Das Land Baden-Württemberg und der Zusammenschluss OEW von neun oberschwäbischen Landkreisen halten je fast 47 Prozent.

Das Geld will der Energieriese vor allem in den Neubau von Wind- und Solaranlagen sowie wasserstofffähigen Gaskraftwerken stecken. Aber auch in den Ausbau der Übertragungs- und Verteilnetze, das geplante Wasserstoff-Kernnetz sowie den weiteren Ausbau der Elektromobilität. Das Unternehmen betont, dass mit rund 90 Prozent der Großteil der Investitionen in Deutschland getätigt wird.

EnBW-Chef fordert politische Kurskorrekturen

Ein spezieller Wink Stamatelopoulos’ geht nach Berlin. Um Energie bezahlbar zu halten, sind aus Sicht des Konzernlenkers vor allem politische Korrekturen notwendig: „Nicht am Ziel der Transformation, sondern auf dem Weg dorthin“, betonte er. Unter anderem geht es um den Bau neuer wasserstofffähiger Gaskraftwerke. Die gesamte Branche warte darauf, dass das Kraftwerkssicherungsgesetz konkretisiert werde, sagte Stamatelopoulos. Nur wenn die Bedingungen der Finanzierung bekannt sind, kann die EnBW Investitionsentscheidungen treffen.

Stamatelopoulos verwies auf eine von der EnBW in Auftrag gegebene Studie des Beratungsunternehmens Aurora Energy Research, wonach sich bei der Energiewende bis 2045 bis zu 700 Milliarden Euro einsparen ließen. Dazu müssten unter anderem die Ausbauziele für erneuerbare Energien wie Offshore-Windkraft, Photovoltaik und Batteriespeicher teils deutlich reduziert werden. Die Dimensionierung des Energiesystems müsse sich am Strombedarf ausrichten. Dieser steige laut zahlreichen Studien weniger stark als ursprünglich erwartet.

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Erstellt:
8. Mai 2025, 20:56 Uhr

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