Endet Schraubendebakel nun endgültig?

Die Sanierung der Jubiläumssäule – eine teure Hängepartie. Der Bund der Steuerzahler wirft dem Land Geldverschwendung vor. Jetzt klärt ein neues Gutachten, ob das Denkmal endlich sicher ist.

Von Uwe Bogen

Stuttgart - Man nannte sie die Göttin der falschen Schrauben. Etwa 150 Jahre lang thronte Concordia erhaben auf hoher Warte auf der Jubiläumssäule des Schlossplatzes. Sie überstand Stürme und Kriege. Im Jahr 2013 aber hat ihre Leidensgeschichte begonnen. Eine Operation nach der anderen folgte. Lag ein „Kunstfehler“ der behandelnden Ärzte vor? Und wenn ja, wer haftet dafür?

Falsche Schrauben, weiß man heute, sind bei der ersten Sanierung von 2013 bis 2015 eingebaut worden. Deshalb kam es zu korrosionsbedingten Spannungen auf Concordias Podest. Teile des Materials flogen von der Göttin der Eintracht herunter. Um Passanten zu schützen, musste 2019 ein Sicherheitsnetz gespannt werden, das jahrelang blieb.

Stuttgarter Jubiläumssäule im Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes

Der Bund der Steuerzahler sieht darin eine Verschwendung öffentlichen Geldes und nahm Concordias Schrauben deshalb in sein Schwarzbuch auf. Die erste Sanierung habe 400  000 Euro gekostet, die zweite kostet laut Finanzministerium 250  000 Euro. Ein Ärgernis aus Sicht der Steuerzahler ist es, dass die Bauherren von Regressforderungen abgesehen haben. Gutachter hätten nicht klären können, wer die Schuld am falschen Material trägt. Mit den 250  000 Euro hätten Stuttgarter Museen „in die Konzeption neuer Ausstellungen investieren können“, findet der Steuerzahlerbund.

Im Frühjahr 2023 folgte der nächste große Eingriff: Die Göttin wurde erneut vom Sockel geholt – begleitet von einem großen öffentlichen Interesse. War die erneute Operation erfolgreich? Gehört das Schraubendebakel endlich der Vergangenheit ?

In diesem Jahr sind noch Arbeiten am Sockelbereich notwendig

Nun erklärt Staatsministerin Gisela Spleth (Grüne), dass diesmal wurde alles richtig gemacht – so zumindest der aktuelle Stand. Erneut haben Prüfer die Jubiläumssäule, die aus Anlass des 25-Jahr-Thronjubiläums und des 60. Geburtstag von König Wilhelm I. errichtet wurde, unter die Lupe genommen. Das Ergebnis, mitgeteilt vom Finanzministerium, lässt hoffen. Die Säule befindet sich demnach in einem insgesamt guten Zustand, insbesondere jene Bestandteile, die seit 2015 saniert wurden. Für etwa 4000 Euro wurde geprüft, ob erneut Korrosionsspuren oder strukturelle Mängel zu finden sind – doch es wurden keine Fehler festgestellt. Lediglich am Sockel, teilt Staatsministerin Spleth mit, sind Erhaltungs- und Reinigungsbedarf an Natursteinen und Fugen festgestellt worden – Maßnahmen, die im Herbst 2025 umgesetzt werden sollen.

MdL Friedrich Haag (FDP), der die Landtagsanfrage gestellt hatte, zollt Lob. Es freut ihn, dass das Wahrzeichen endlich wieder im vollen Glanz erstrahlt. Die Säule ist stabiler denn je. Der Schlossplatz hat seine Göttin zurück – und Stuttgart kann sich über ein Stück restaurierter Geschichte freuen.

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Erstellt:
8. August 2025, 11:32 Uhr
Aktualisiert:
8. August 2025, 22:00 Uhr

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