Energiespartipps sind gefragt

Seit die Energiepreise gestiegen sind, wenden sich Bürgerinnen und Bürger vermehrt an die Experten der Energieagentur, um sich Ratschläge zum Reduzieren des Strom- und Gasverbrauchs einzuholen. Ansatzpunkte sehen diese genug, im Schnitt könne man etwa 20 Prozent einsparen.

Fotovoltaik boomt angesichts steigender Energiepreise, sagt der Geschäftsführer der Energieagentur Rems-Murr Jürgen Menzel. Foto: KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH

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Fotovoltaik boomt angesichts steigender Energiepreise, sagt der Geschäftsführer der Energieagentur Rems-Murr Jürgen Menzel. Foto: KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH

Von Lorena Greppo

Rems-Murr. Die Preise für Strom und Gas steigen kräftig, der Ukrainekrieg schürt bei vielen Menschen Bedenken in Sachen Versorgungssicherheit – für viele waren die vergangenen Monate noch einmal extra Anlass, Energie zu sparen. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur Anfang des Monats haben gut 19 Prozent der Verbraucher seit Beginn des Ukrainekriegs ihren Energieverbrauch reduziert. Dieser Trend zeigt sich auch im Rems-Murr-Kreis. So sind beispielsweise die Beratungszahlen bei der Energieagentur Rems-Murr seitdem immens angestiegen, wie deren Geschäftsführer Jürgen Menzel betätigt. „Man kann schon sagen: Uns wird die Bude eingerannt.“ Ganz eindrücklich habe sich dies jüngst bei einer Messeteilnahme in Schorndorf gezeigt. Drei Berater seien dort quasi non-stop im Einsatz gewesen und dennoch seien die Leute in einer Schlange gestanden. Dass unter anderem die Energieagentur begehrter Ansprechpartner ist, ist nicht weiter verwunderlich. Laut der YouGov-Umfrage versuchen nämlich besonders viele Befragte beim Heizen und beim Verbrauch von Warmwasser und Strom (jeweils 68 Prozent) einzusparen.

In den Servicecentern der Süwag wurde hingegen nicht festgestellt, dass seit dem Aufruf der Bundesregierung zum Energiesparen vermehrt Anfragen kämen, teilt Pressesprecher Marcus Heckler mit. Bereit dazu sei man aber allemal: „Wir bieten unseren Kunden bereits seit vielen Jahren Informationen, Dienstleistungen und Produkte rund um das Thema Energiesparen an.“ Diese erstrecke sich von der Identifikation von „Stromfressern“ über eine Gebäudethermografie oder LED-Beratung bis hin zu einem individuellen Sanierungsfahrplan oder Umstieg auf ein innovatives Heizsystem (insbesondere Wärmepumpe).

Vor allem Solaranlagen und Heizungstausch im Blick

Im Zentrum der Anfragen aus der Bürgerschaft bei der Energieagentur standen bauliche Dinge, berichtet Menzel. Vor allem zum Heizungstausch und zur Fotovoltaik waren Informationen gefordert. „Fotovoltaik boomt regelrecht“, beobachtet Menzel. Hierzu kommen die Energieberater auch im Zuge der Solaroffensive in verschiedene Kommunen des Kreises, beispielsweise in Murrhardt (wir berichteten), und bieten Eignungschecks mit Wirtschaftlichkeitsanalyse an. Aber es muss nicht immer der große Wurf sein, erklärt Menzel. Schon kleinere Maßnahmen könnten den Geldbeutel ordentlich entlasten. Pro Meter ungedämmter Rohrleitung für die Heizung müsse man mit Mehrkosten von 20 bis 30 Euro im Jahr rechnen. „Das summiert sich und ist nicht zu vernachlässigen“, sagt der Geschäftsführer der Energieagentur.

Überhaupt sieht er in den meisten Haushalten einiges an Potenzial zum Einsparen von Energie. Die Faustformel von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck: „Zehn Prozent Einsparung geht immer“, sei sogar noch verhalten geschätzt. „Ich halte sogar 20 Prozent im Schnitt locker für möglich.“ Ansatzpunkte hat Menzel in Hülle und Fülle – etwa durch richtiges Lüften. „Wenn ich im Winter unterwegs bin, sehe ich noch immer viele schräg gestellte Fenster“, berichtet er. Das sei gleich aus zwei Gründen alles andere als optimal: „Es hat nur einen kleinen Lüftungseffekt und dafür einen hohen Wärmeverlust“, macht Menzel klar. Stoßlüften laute die Devise und davor die Heizung herunterregeln. Bei Ölheizungen sollten die Nutzer prüfen, ob der Heizkessel gereinigt wurde, denn Ruß reduziere die Wärmeübertragung und das erhöhe den Verbrauch. Und nicht zuletzt solle die Regelungstechnik genauer betrachtet werden. Nicht immer sei diese optimal eingestellt.

Energiesparen ist auch eine Haltungsfrage

Energiesparen war auch bei den Verantwortlichen des Weissacher Verbundprojekts Prima Klima rund um Silke Müller-Zimmermann schon immer ein wichtiges Thema. Insofern war sie auch eine Ansprechpartnerin für den Partnerverein Kubus, als dieser einen Flyer mit Verhaltenstipps für Menschen mit Fluchterfahrung entwickeln wollte – denn auch auf sie kommen höhere Rechnungen für Strom und Gas zu. „Es geht darum, die Gewohnheiten zu verändern“, weiß Müller-Zimmermann. Das komme manch einem vor, als seien es nur Kleinigkeiten, doch zusammengenommen mache auch das einen Unterschied. Die Weissacherin nennt zum Beispiel: Elektrogeräte auszustecken anstatt auf Stand-by zu lassen, beim Kochen Restwärme zu nutzen und den Deckel auf den Topf zu machen, Stoßlüften, die Waschmaschine nur laufen zu lassen, wenn sie voll ist, und die Duschzeiten zu reduzieren. Man wolle den Menschen Ideen liefern, wie sie selbst zum Klimaschutz beitragen können und gleichzeitig Geld sparen. Prima Klima wie auch der Solarverein Rems-Murr seien außerdem daran, mehr Leute dafür zu gewinnen, ihre Dächer für Fotovoltaikanlagen zu nutzen.

Allerdings weiß Silke Müller-Zimmermann trotz der aktuellen Bestrebungen vieler auch: „Es ist eine Haltungsfrage. Wenn jemand nur aus Geldgründen Energie spart, dann hat das nur einen temporären Effekt.“ Insofern stoße die aktuelle Situation zwar eine Verhaltensänderung an, aber ob diese nachhaltig ist, bleibe abzuwarten. „Bei vielen fehlt da die Überzeugung.“

Die Bandbreite der Themen ist groß

Energieagentur Die Energieagentur Rems-Murr berät alle Bürgerinnen und Bürger des Rems-Murr-Kreises rund ums Energiesparen. Dabei wird ganz konkret und individuell dazu beraten, wie bestimmte Maßnahmen umgesetzt werden können. Die neutralen und unabhängigen Erstberatungen finden direkt in der Energieagentur Rems-Murr in Waiblingen statt. Zu festgelegten Terminen finden ab Juni außerdem Sprechstunden in den Rathäusern der Mitgliedskommunen statt. Beratungsthemen sind: Heizung und Warmwasser, erneuerbare Energien, baulicher Wärmeschutz, Fördergelder, Sanierungsfahrplan, Gesetze und Verordnungen, Stromverbrauch, Heizkostenabrechnung, Fotovoltaik, BHKW sowie Brennstoffzellen. Weitere Informationen gibt es unter: https://energieagentur-remsmurr.de.

Süwag Das Süwag-Servicecenter in Backnang, Marktstraße 38, bietet neben Informationen zu Energieangeboten auch Beratung und Informationen zu Förderprogrammen, Energiespartipps für zu Hause sowie einen kostenlosen Verleih von Strommessgeräten. Die Öffnungszeiten sind Montag, Dienstag und Donnerstag von 9 bis 18 Uhr sowie Mittwoch und Freitag von 9 bis 14 Uhr.

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Erstellt:
27. April 2022, 06:00 Uhr

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