Thomas Gottschalk
Entertainer verkündet TV-Abschied vor laufenden Kameras
Der Legendenstatus ist ihm nicht mehr zu nehmen, aber den richtigen Moment für einen Abschied in Würde drohte Thomas Gottschalk allmählich zu verpassen.

© dpa/Philipp von Ditfurth
Thomas Gottschalk verkündete vor laufenden Kameras seinen TV-Abschied
Von red/AFP
Thomas Gottschalk hat zum Jahresende den Abschied von der Samstagabendunterhaltung angekündigt. „Ich habe immer gesagt, wenn der Papst jünger ist als ich, dann ist für mich die Sache gelaufen“, sagte Gottschalk Samstagabend am Ende der RTL-Show „Denn sie wissen nicht, was passiert“.
Papst Leo XIV. ist 69, Gottschalk wird kommenden Sonntag 75 Jahre - mit der Wahl des neuen Pontifex bekam der gläubige Katholik Gottschalk einen guten Anlass zum gehen.
Gottschalk ist gleich „Wetten, dass..?“ - so lautet die Gleichung, die für das ZDF über viele Jahre mit traumhaften Einschaltquoten aufging. Von 1987 an moderierte der Franke die derzeit eingestellte Samstagabendshow und machte sie mit seinem lockeren Mundwerk, Weltstars als Gästen und charmanten Wetteinlagen zum erfolgreichsten Fernsehformat Europas.
Sehnsucht nach Lagerfeuer der Nation
Die Sehnsucht nach solch einem Lagerfeuer der Nation zeigte sich in den drei Comebacksendungen, die Gottschalk zwischen 2021 und 2023 moderierte. Bei der letzten Ausgabe 2023 schalteten fast 13 Millionen Menschen ein - in Zeiten stark veränderter Fernsehgewohnheiten ein Wert, den allenfalls noch Fußballspiele erreichen. Allerdings machte das ZDF trotzdem nicht weiter - ein Comeback der Show ist nicht ausgeschlossen, dann aber wohl ohne Gottschalk.
Vielleicht hätte der Moderator schon nach der Sendung vor eineinhalb Jahren selbst das Karriereende setzen sollen - doch tatsächlich sagte er damals zum Schluss der letzten Sendung, heutzutage dürfe einer wie er nicht mehr so wie früher frei Schnauze reden. Als er dann auf Werbetour für ein neues Buch im vergangenen Herbst ähnliche Töne anschlug und seine Tätscheleien an Frauen damit schönredete, sie nur „dienstlich“ angefasst zu haben, stand Gottschalk plötzlich als griesgrämiger alter weißer Mann da.
Sehnsucht nach Aufmerksamkeit
Warum er seinem eigenen Denkmal das antun musste, ist wohl sein eigenes Geheimnis. Denn tatsächlich könnte er das Leben längst ohne Anstrengung genießen. Gottschalk scheint nach seiner gescheiterten Ehe mit Thea glücklich in zweiter Ehe mit seiner Frau Karina, er scheint von Krankheiten weitgehend verschont und dürfte finanziell alle Schäfchen im Trockenen haben.
Aber die Sehnsucht nach Aufmerksamkeit ist offenbar sein unstillbarer Begleiter. „Grundsätzlich ist einfach der Spaß an der Sache größer als die Lust, Legende zu sein“, sagte er schon zu seinem 70. Geburtstag in einer Fernsehdokumentation.
Der am 18. Mai 1950 im oberfränkischen Bamberg geborene Gottschalk suchte die Öffentlichkeit schon als jugendlicher Discjockey. Mit flotten Sprüchen wurde er ab 1971 im damals gerade gegründeten Radiosender Bayern 3 schnell zum Star.
Letztes größeres Projekt
Die Leichtigkeit übertrug er spielerisch ins Fernsehen, wo er 1982 bei „Na sowas!“ im ZDF seinen Durchbruch hatte. Ab 1987 moderierte Gottschalk „Wetten, dass..?“ - und es passte wie die Faust auf Auge, „Thommy“ wurde der Liebling der Massen. Der zwischendurch auch mit überdrehten Kinokomödien wie „Piratensender Powerplay“ oder „Die Supernasen“ erfolgreiche Gottschalk sieht als Grund für seine Beliebtheit dabei ein Talent, das sich nicht erlernen ließe.
„Diese Leichtigkeit, mit den Leuten zu korrespondieren, die muss einem gegeben sein - und ich sehe das in der Tat als eine Gabe“, sagte er in der Dokumentation des Bayerischen Rundfunks. Doch noch etwas machte er wie kein Anderer: „Ich habe immer versucht, die Kleinen groß zu machen und die Großen klein zu machen.“ Andere Formate mit ihm floppten allerdings teils dramatisch - insbesondere die 2012 schnell eingestellte ARD-Vorabendsendung „Gottschalk live“.
Sein letztes größeres Projekt ist „Denn sie wissen nicht, was passiert“ mit seinem Freund Günther Jauch und Barbara Schöneberger bei RTL. Seine Abschiedsworte an diesem Samstag sahen allerdings dort nur 1,65 Millionen Menschen. Einmal noch will sich Gottschalk am Samstagabend zeigen - am Nikolaustag zieht sich der ergraute große blonde Mann des Fernsehens dann als Samstagabendunterhalter zurück.