Eppli eröffnet am Marktplatz

Mit 350 Gästen eröffnet Eppli sein neues Auktionshaus – und erlebt eine kleine Sensation: Eine Kaiser-Preziose aus dem legendären „Dosenkrieg“ ist wieder aufgetaucht.

Von Uwe Bogen

Stuttgart - Wo einst Kinderherzen beim Anblick von Puppenhäusern, Eisenbahnen und Bausteinen höherschlugen, funkeln heute Diamanten, Designerjacken und Antiquitäten: Etwa 350 Gäste sind zur feierlichen Eröffnung des neuen Eppli Auktionshauses am Stuttgarter Marktplatz gekommen, das in den Räumen des früheren Spielwaren Kurtz ein neues Zuhause gefunden hat.

Mit der Zusammenlegung nahezu aller bisherigen Geschäftsbereiche unter einem Dach erfüllt sich für das Familienunternehmen eine lang gehegte Vision. Nur der Standort in Echterdingen bleibt bestehen. „Auf diesen Tag hat das ganze Team monatelang hingearbeitet – umso schöner ist es, dass wir nun eröffnen können“, sagte Ferdinand Eppli.

Kuriositäten unter dem Hammer

Vor 47 Jahren gründete Franz Eppli das Auktionshaus – und hat seitdem unzählige Kostbarkeiten, Kuriositäten und Preziosen unter den Hammer gebracht. Bei der Opening-Party blickt der Firmengründer auf bewegte Jahrzehnte zurück – und erzählt eine seiner legendären Geschichten: die des „Dosenkriegs“, über den die Zeitungen vor 25 Jahren berichteten und die heute ihre überraschende Fortsetzung findet.

Damals versteigerte Franz Eppli eine Schmuckdose, die einst dem österreichischen Kaiser Franz Joseph gehört hatte. Der Monarch hatte sie seiner Mätresse, einer Burgschauspielerin, geschenkt. Als die Dose nach Stuttgart gelangte, sollte sie zugunsten der Stiftskirche vom damaligen Ministerpräsidenten Lothar Späth versteigert werden. Doch plötzlich meldete sich das österreichische Denkmalamt und beanspruchte das Stück als Staatseigentum – die Auktion schien gestoppt.

Verschollen geglaubte Kaiser-Dose

Es folgte ein wochenlanger Streit zwischen Wien und Stuttgart, den die Zeitungen augenzwinkernd den „Dosenkrieg“ nannten. Am Ende durfte die wertvolle Dose doch versteigert werden – sie ging anonym an eine Käuferin. Nun, ein Vierteljahrhundert später, schließt sich der Kreis: In einer Erbschaftsangelegenheit öffnete ein Anwalt aus München bei Eppli ein Schließfach – und darin lag tatsächlich die verschollen geglaubte Kaiser-Dose. Nach dem Tod der früheren Besitzerin soll sie nun an die Erben übergeben werden. Franz Eppli hofft, dass die Dose eines Tages erneut in Stuttgart versteigert wird – „wo sie hingehört“, wie er schmunzelnd sagt.

Auf mehreren Etagen präsentiert sich das neue Eppli-Haus: Neben dem Juweliergeschäft mit Uhren namhafter Marken und hochwertigem Schmuck finden Besucherinnen und Besucher ein weitläufiges Sortiment aus pre-owned Designermode, Luxus-Handtaschen, erlesenen Weinen, Collectibles, Kunstwerken und Antiquitäten.

In den Expertenbüros können Kundinnen und Kunden eigene Schätze schätzen lassen, verkaufen oder zur Auktion geben. Im neuen Auktionssaal mit integrierter Bar und Blick auf den Marktplatz sollen alle Präsenzauktionen stattfinden – dank mehrerer Kameras und moderner Übertragungstechnik können Interessenten aus aller Welt in Echtzeit mitbieten.

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Erstellt:
21. Oktober 2025, 22:08 Uhr
Aktualisiert:
22. Oktober 2025, 00:01 Uhr

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