Neues Abkommen

Erasmus in Großbritannien wieder ohne Studiengebühren möglich?

Vorgezogenes Weihnachtsgeschenk für Studierende? Wer nach dem UK-Wiedereintritt in Zukunft den begehrten „Tuition Waver“ bekommen kann.

Ab 2027 gibt es Erleichterungen für das Auslandssemester in Großbritannien.

© IMAGO/Zoonar

Ab 2027 gibt es Erleichterungen für das Auslandssemester in Großbritannien.

Von Michael Maier

Nach fast fünfjähriger Abwesenheit wird Großbritannien dem europäischen Studierendenaustauschprogramm Erasmus+ wieder beitreten. Die britische Regierung und die Europäische Union haben diese wegweisende Entscheidung am 17. Dezember 2025 in einer gemeinsamen Erklärung bekannt gegeben.

Neue Erasmus-Chancen in EU und UK

Der Wiedereintritt, der für das Jahr 2027 geplant ist, öffnet jungen Menschen jeglicher Herkunft neue Türen für Auslandsstudien und Weiterbildung. Bereits im ersten Jahr sollen mehr als 100.000 britische Studierende von dem Programm profitieren können. Auch umgekehrt profitieren EU-Bürger und können leichter in Großbritannien studieren, etwa über Programme der Hochschulen in Baden-Württemberg.

Großbritannien investiert 570 Millionen Pfund in Erasmus

Die Teilnahme am Programm hat ihren Preis: Großbritannien wird für das Jahr 2027 Beitragskosten in Höhe von etwa 640 Millionen Euro (570 Millionen Pfund) entrichten. Diese Investition markiert das Ende einer Periode erschwerter Mobilität zwischen Großbritannien und der EU im Bildungsbereich, die mit dem Brexit 2021 begonnen hatte.

Millionen von Erasmus-Studenten

Das Erasmus-Programm, das 1987 in der EU ins Leben gerufen wurde, hat bereits Millionen von Studierenden ermöglicht, Auslandssemester an europäischen Universitäten zu absolvieren. Der Wiedereintritt Großbritanniens ist ein wichtiger Schritt zur Wiederbelebung des akademischen Austauschs zwischen dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Union.

Erasmus-Zahlen in Großbritannien seit Brexit halbiert

Die Auswirkungen des Brexit-bedingten Erasmus-Austritts waren deutlich spürbar: Die Zahl deutscher Studierender in Großbritannien hatte sich bis 2023/24 auf etwa 7.000 halbiert.

Ein Hauptgrund waren die drastisch gestiegenen Studiengebühren. Während EU-Studierende vor dem Brexit als „Free Mover“ (also ohne Erasmus) maximal 11.000 Euro pro Jahr zahlten, mussten sie danach als internationale Studierende zwischen 13.400 und 44.700 Euro jährlich aufbringen. Zusätzlich entfiel die Möglichkeit, britische Studiendarlehen zu beantragen.

Erasmus seit Brexit mit 20-Prozent-Deckelung

Der klassische, einfache Austausch war vorbei. Allerdings erlaubte das Erasmus-Programm der EU weiterhin, dass bis zu 20 Prozent des Budgets einer deutschen Hochschule für Mobilität in weltweiten Partnerländern (inklusive UK) genutzt werden konnten.

Nun sinkt Richtung Großbritannien die Abhängigkeit von diesem „internationalen Budgettopf“ – die Nachfrage dürfte höher als 20 Prozent liegen.

Erasmus und „Tuition Waver“ für Deutsche

Wenn eine deutsche Hochschule einen bilateralen Austauschvertrag mit einer britischen Partnerhochschule hat, beinhaltete dieser Vertrag seit dem Brexit meistens auch den gegenseitigen Erlass der Studiengebühren (Tuition Waiver). Solange man also über die offizielle Partnerschaft einer deutschen Uni ins Vereinigte Königreich geht, zahlt man dort in der Regel keine Gebühren.

Unter Umständen kann das auch weiterhin von den individuellen Verträgen abhängen, aber im Prinzip werden die komplexen bilateralen Vereinbarungen zwischen einzelnen Universitäten in Zukunft weniger notwendig oder zumindest administrativ erleichtert sein.

Erasmus und Brexit

  • Brexit-Auswirkungen: Die Zahl deutscher Studierender in Großbritannien hatte sich seit dem Brexit bis 2023/24 auf ca. 7.000 halbiert.
  • Gründe für den Rückgang: Hauptursachen waren drastisch gestiegene Studiengebühren für EU-Studierende (von max. 11.000 Euro auf 13.400-44.700 Euro) und der Wegfall von Studienkrediten.
  • Bisherige Lösung: Bis dato konnten deutsche Hochschulen 20 Prozent ihres Erasmus-Budgets für weltweite Partner (inkl. UK) nutzen, und bilaterale Abkommen enthielten oft „Tuition Waver“ (Gebührenerlass).
  • Zukunft: Studienaufenthalte in Großbritannien werden leichter.
  • Übergangszeit: Bis zum offiziellen Wiedereintritt 2027 müssen Studierende weiterhin alternative Wege wie Stipendien nutzen, wenn sie aus dem begrenzten UK-Kontingent ihrer Hochschule keinen Platz erhalten.

Erasmus-Übergangszeit bis 2027

Die neue Situation macht den Aufenthalt in Großbritannien finanziell wieder zugänglicher. Experten erwarten, dass die Austauschzahlen in einigen Jahren das Vor-Brexit-Niveau erreichen könnten.

Mindestens bis zum offiziellen Wiedereintritt 2027 müssen Studierende aber weiterhin alternative Wege wie Universitätspartnerschaften oder individuelle Förderungen nutzen. Auch der DAAD und andere Organisationen bieten Stipendienprogramme an.

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Erstellt:
17. Dezember 2025, 16:04 Uhr

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