Kunstraub: Land will Vorreiter sein bei Museumssicherheit

dpa/lsw Stuttgart/Karlsruhe. Aus einem Museum verschwindet ein Brillant-Diadem, aus einem anderen eine Riesengoldmünze, und in Dresden wirft der Kunstraub aus dem Grünen Gewölbe Fragen auf. Museen im Südwesten sollen nun aufrüsten.

Ein Blaulicht leuchtet an einer Polizeistreife. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Symbolbild

Ein Blaulicht leuchtet an einer Polizeistreife. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Symbolbild

Wann der Dieb im Museum zuschlug und wie er dabei vorging, ist auch Jahre nach dem Verlust eines kostbaren Diadems aus dem Badischen Landesmuseums nicht sicher. Folgen hat der erfolgreiche Beutezug dennoch: Drei Jahre nach dem Diebstahl verschärft das Land noch einmal die Vorschriften zur Sicherheit in Museen.

Ein neuer Leitfaden für die elf staatlichen Museen und das ZKM in Karlsruhe soll einen bereits vor zwei Jahren veröffentlichten Zehn-Punkte-Plan ergänzen und weitere Verluste wie das 1,2 Millionen Euro teure Diadem aus dem Karlsruher Bestand verhindern. „Wir wollen größtmögliche Sicherheit für die Kulturgüter in unseren Museen“, sagte Kunststaatssekretärin Petra Olschowski (Grüne) in Stuttgart. Nach ihren Angaben ist Baden-Württemberg das erste Bundesland, das das Thema Museumssicherheit so systematisch und flächendeckend angeht.

Der 27-seitige Sicherheitsleitfaden gilt nach Angaben Olschowskis als eine Art Dienstanweisung und gibt sowohl organisatorische als auch bauliche und technische Maßnahmen zum Schutz des Museumsbesitzes vor. So sei es wichtig, ein Gebäude zu schützen, um Eindringlinge abzuwehren oder einen Einbruch zu verzögern. Elektronisch-optische Systeme wie Kameras dagegen zeigen einen Angriff an und melden ihn.

Details betreffen zudem die Zutrittsrechte von Mitarbeitern, die Vorgaben zur Kontrolle von Ausstellungen und die Anforderungen an die Sicherheitskonzepte der Museen. Auch Einzelheiten zu den Sicherheitszentralen in den Häusern sind im Leitfaden festgelegt. Im Zehn-Punkte-Plan war auch bereits der verpflichtende Einsatz eines Sicherheitsbeauftragten festgeschrieben, der unmittelbar der Museumsleitung unterstellt wird.

„Auf der Grundlage dieses Leitfadens entwickeln die Museen ihre eigenen Sicherheitskonzepte stetig weiter“, kündigte die Staatssekretärin an. Bisher seien die Museen des Landes „nur ganz selten Opfer von größeren Straftaten“ geworden.

Die Museen sieht sie dabei auf ihrer Seite. Eckart Köhne, der Präsident des Deutschen Museumsbundes und Direktor des Badischen Landesmuseums, nennt die Zusammenarbeit in Baden-Württemberg „bundesweit vorbildlich“. Hilfe erhalten die Museen unter anderem vom Landeskriminalamt (LKA). Dessen Präsident Ralf Michelfelder spricht angesichts der „gesamtheitlichen Betrachtung“ der Museen von einem „deutlichen Gewinn an Sicherheit“.

Vor drei Jahren hatte der Diebstahl des Diadems aus einer Vitrine des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe für Schlagzeilen gesorgt. Es war wahrscheinlich am 21. April aus dem Thronsaal gestohlen worden, den Diebstahl hatten Museumsmitarbeiter aber erst mehrere Tage später bemerkt und gemeldet. Erfolglos waren daraufhin zahlreiche Hinweise verfolgt und Berichte ausgewertet worden - das Diadem wird wohl für immer verschwunden bleiben. Die Ermittlungen sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft eingestellt worden. „Der oder die Täter konnte nicht ermittelt werden“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Freitag in Karlsruhe.

Das geschätzt 1,2 Millionen Euro teure Schmuckstück aus dem Besitz der Großherzogin Hilda von Baden (1864-1952) sei wahrscheinlich bereits zerlegt, verwertet und umgearbeitet worden. „Der Verdacht ist da, dass es nicht mehr in dieser Form existiert“, sagte der Staatsanwalt. Zuerst hatten die „Badischen Neuesten Nachrichten“ (Freitag) über die Einstellung der Ermittlungen berichtet.

Petra Olschowski (Grüne) spricht im Stuttgarter Landtag. Foto: Tom Weller/dpa/Archivbild

Petra Olschowski (Grüne) spricht im Stuttgarter Landtag. Foto: Tom Weller/dpa/Archivbild

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Erstellt:
26. Juni 2020, 10:48 Uhr

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