Erste 5-G-Antennen aktiviert

Vodafone nimmt sechs Stationen im Rems-Murr-Kreis in Betrieb, darunter auch jeweils eine in Backnang, Murrhardt und Großerlach. Mittelfristig soll die Region großflächig an das 5-G-Netz angebunden werden.

Vodafone will zunächst an 85 weiteren Mobilfunkstandorten im Rems-Murr-Kreis 5-G-Antennen anbringen. Symbolfoto: Adobe Stock/Valmedia

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Vodafone will zunächst an 85 weiteren Mobilfunkstandorten im Rems-Murr-Kreis 5-G-Antennen anbringen. Symbolfoto: Adobe Stock/Valmedia

Von Lorena Greppo

MURRHARDT. Im Murrhardter Gemeinderat sowie bei einem Vortrag in der Fornsbacher Gemeindehalle hat die Bürgerinitiative Diagnose Funk in den vergangenen Monaten immer wieder ein 5-G-freies Murrtal gefordert. Gewarnt wurde vor allem vor einer hohen Strahlenbelastung, die gesundheitsschädigend, womöglich gar krebserregend sein könne. Bürgermeister Armin Mößner hatte in besagter Gemeinderatssitzung im Oktober darauf hingewiesen, dass das Bundesamt für Strahlenschutz Grenzwerte festgelegt habe. „Diese gelten bundesweit und müssen eingehalten werden.“ Zudem hätten die Mobilfunkbetreiber einen Versorgungsauftrag, „denn der 5-G-Netzausbau ist erklärtes Ziel des Bundes“.

Und die Mobilfunkbetreiber lassen sich auch nicht viel Zeit damit. Kürzlich hat das Unternehmen Vodafone sein Infrastrukturprogramm gestartet und die ersten 5-G-Antennen im Rems-Murr-Kreis in Betrieb genommen. Eine der Stationen befindet sich in Murrhardt, die anderen in Großerlach, Alfdorf, Korb, Waiblingen und Backnang. „Mittelfristig soll die Region großflächig an das 5-G-Netz angebunden werden“, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Und auch das LTE-Netz werde ausgebaut. Ziel sei es, Funklöcher zu schließen und die Netzkapazität zu steigern.

Vodafone hebt vor allem auf die Vorteile ab, die die 5-G-Technologie den Nutzern bringt. „5G deckt beim mobilen Datenverkehr alle Vorteile der mobilen Breitbandtechnologie LTE ab – das allerdings mit deutlich höherer Geschwindigkeit: Die Kunden können im Internet surfen und mobile Datendienste nutzen. (...) Dabei liefert 5G jedoch höhere Geschwindigkeiten als LTE sowie noch niedrigere Latenzzeiten im Millisekundenbereich.“ Im Umfeld der 5-G-Stationen könne die Technologie von jedermann vor Ort genutzt werden – zumindest in der Theorie. Denn wirklich nutzbar ist 5G nur dann, wenn das Endgerät 5G unterstützt und der Nutzer einen aktuellen Laufzeitvertrag von Vodafone hat. Derzeit sind nur die wenigsten Smartphones 5-G-fähig, wer ein älteres Modell hat, dem bringt die Technologie momentan keinen Nutzen. Wer aber einen 5-G-Router hat, habe nun im Umfeld der Stationen bei der Internetversorgung eine Alternative zu langsamen DSL-Leitungen, so Vodafone. Richtiggehend euphorisch klingt die Ankündigung des Mobilfunkanbieters zum Potenzial von 5G: In der Zukunft sei mit dieser Technologie sogar autonomes Fahren möglich, denn „mit 5G kommen wir perspektivisch in der Echtzeit an“. Verzögerungsfreie Informationen ermöglichten gar eine Welt ohne Ampeln, Staus und Verkehrstote.

Das Bundesamt für Strahlenschutz sieht noch Forschungsbedarf.

Wie sieht es denn nun aber mit möglichen Gefahren der Technologie aus? Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) gibt sich noch verhalten diesbezüglich. Zwar sei davon auszugehen, dass unterhalb der bestehenden Grenzwerte keine gesundheitlichen Auswirkungen zu erwarten sind. „Da für diesen Bereich bislang jedoch nur wenige Untersuchungsergebnisse vorliegen, sieht das BfS hier aber noch Forschungsbedarf.“ Offene Fragen ergeben sich laut BfS auch aus der Tatsache, dass mit den steigenden Datenübertragungsmengen mehr Sendeanlagen benötigt werden. Dabei handle es sich nicht um ein 5-G-spezifisches Problem – auch heute schon kämen an Plätzen mit hoher Nutzerdichte sogenannte Kleinzellen zum Einsatz. „Mit der Einführung von 5G wird dies aber weiter zunehmen. Diese sogenannten Kleinzellen werden zwar eine geringere Sendeleistung haben, gleichzeitig aber näher an Orten betrieben werden, an denen sich Menschen aufhalten. Wie sich dies genau darauf auswirken wird, in welchem Maße die Bevölkerung der Strahlung ausgesetzt sein wird, kann noch nicht abgeschätzt werden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Streubreite möglicher Expositionen zunehmen wird.“

Beim Projekt „5G für den Rems-Murr-Kreis“ wird Vodafone zunächst die bereits vorhandene Mobilfunkinfrastruktur weitgehend mitnutzen und seine 5-G-Antennen, wo immer es möglich ist, zunächst an den 85 Mobilfunkstandorten im Landkreis anbringen – zum Beispiel an Masten, Aussichtstürmen, Kirchtürmen sowie auf den Dächern von öffentlichen Gebäuden sowie Wohngebäuden.

Parallel zum Aufbau des 5-G-Netzes bauen die Mobilfunkanbieter wie Vodafone und die Deutsche Telekom auch das LTE-Netz im Rems-Murr-Kreis aus. Aktuell seien 99,7 Prozent der Bevölkerung im Landkreis an das Mobilfunknetz sowie 97 Prozent der Bewohner an das LTE-Netz von Vodafone angeschlossen. Bis Mitte 2021 will das Unternehmen im Rems-Murr-Kreis noch acht weitere LTEBauprojekte realisieren. Dabei werden an acht vorhandenen LTE-Standorten zusätzliche LTE-Antennen angebracht. Dies geschieht in Fellbach, Kaisersbach, Alfdorf, Oppenweiler (zwei Standorte) und Waiblingen (drei Standorte).

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Erstellt:
29. Dezember 2020, 11:30 Uhr

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