Erzbischof sucht Dialog mit Opfern von Missbrauch
Diözese Freiburg will Skandal konsequent aufarbeiten
Freiburg /LSW - Zur Aufarbeitung des jahrzehntelangen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen in der katholischen Kirche setzt der Freiburger Erzbischof Stephan Burger auf den persönlichen Dialog mit Betroffenen. Er habe seit November erste Gespräche mit Missbrauchsopfern geführt, sagte Burger in Freiburg. Weitere sollen folgen. Ziel sei es, Opfern Gehör zu verschaffen und als Kirche daraus zu lernen. Missbrauch solle so in Zukunft verhindert werden.
Die bisherige Aufarbeitung nannte Burger „in keiner Weise ausreichend“. Die Kirche müsse weitere Konsequenzen ziehen und Verantwortliche sowie Fehler klar benennen. Sonst verliere sie weiter an Glaubwürdigkeit. Seine Aufgabe sei es, diesen Prozess voranzutreiben. Daher richte er Gesprächsangebote an Betroffene. Ein Zurück zur Tagesordnung dürfe es für die Kirche nicht geben.
„Neben der bewussten Anteilnahme an diesen schrecklichen Ereignissen, stellt sich auch immer wieder die Frage nach den finanziellen Aspekten“, sagte Burger. Dabei gehe es um Entschädigungszahlungen, Therapiekosten und weitere Hilfen. Diese Debatte sei schwierig, weil sie Missbrauchsopfern nicht gerecht werde.
„Was an seelischer Zerstörung und körperlichem Leid zugefügt wurde, lässt sich durch Geld nicht wiedergutmachen“, sagte der Erzbischof. „Hier kann ich derzeit, nach Ansicht mancher Betroffener, mit den bisherigen Leistungen nur enttäuschen.“ Die Kirche müsse sich aber dem Thema stellen und Missbrauchsopfer finanziell entschädigen.
Eine im September von der Deutschen Bischofskonferenz vorgestellte Studie hatte den massiven sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch katholische Kleriker in den vergangenen Jahrzehnten detailliert belegt. Burger hatte daraufhin eingeräumt, dass es in seiner Diözese über Jahrzehnte hinweg Missbrauch und Vertuschung gegeben habe. Von Anfang 1946 bis Ende 2015 wurden den Angaben zufolge im Bereich der Erzdiözese 190 Beschuldigte entdeckt, die meisten von ihnen Priester. Es gebe mindestens 442 Betroffene. An Missbrauchsopfer dieser Zeit habe seine Diözese bisher 1,3 Millionen Euro Entschädigung gezahlt, sagte der Erzbischof.