„Es gibt noch viele freie Stellen“

Die Agentur für Arbeit meldet 1084 noch unbesetzte Ausbildungsplätze im Rems-Murr-Kreis.

Ausbildung an der Evangelischen Pflegeschule Backnang im Staigacker. Foto: Stiftung Altenheime Backnang und Wildberg

Ausbildung an der Evangelischen Pflegeschule Backnang im Staigacker. Foto: Stiftung Altenheime Backnang und Wildberg

WAIBLINGEN (pm). Gerade in der jetzigen Situation machen sich viele Eltern und Jugendliche, aber auch die ausbildenden Betriebe im Rems-Murr-Kreis Gedanken darüber, wie es dieses Jahr mit der Ausbildung weitergeht. Die Jugendlichen suchen nach ihrem Beruf der Zukunft, die Betriebe suchen ihre zukünftigen Fachkräfte. Der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, hat schon Ende Mai in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Allianz für Aus- und Weiterbildung darauf hingewiesen, dass es ein gemeinsames Ziel von Bundesagentur und all ihren Netzwerkpartnern sein muss, einen „Ausbildungsjahrgang Corona“ zu verhindern.

Seit Beginn des Berufsberatungsjahres im Oktober 2019 haben sich bei der Agentur für Arbeit Waiblingen 2518 Bewerberinnen und Bewerber für Ausbildungsstellen gemeldet. Das sind 269 oder knapp 10 Prozent weniger als im Juni des vergangenen Jahres. Von den gemeldeten Jugendlichen sind 1343 versorgt: Sie haben einen Ausbildungsvertrag unterschrieben, machen einen Freiwilligendienst oder besuchen weiter die Schule. 1175 junge Menschen sind noch auf der Suche. Demgegenüber stehen 2512 gemeldete Ausbildungsstellen, 109 mehr als vor einem Jahr (plus 4,5 Prozent). 1084 dieser Stellen sind aktuell noch nicht besetzt. Die übrigen 1428 Ausbildungsstellen wurden größtenteils besetzt, ein geringer Anteil wurde storniert.

„In den letzten Jahren hatten wir deutlich mehr Bewerber als Ausbildungsstellen, dieses Jahr ist es ungefähr gleich. Viele Jugendliche im Kreis pendeln für ihre Wunschausbildung in die angrenzenden Regionen, vor allem nach Stuttgart, daher ist das Verhältnis Bewerber zu Ausbildungsstellen nicht bedenklich“, schätzt Christine Käferle, Leiterin der Agentur für Arbeit Waiblingen, die Relation im Kreis ein. Wichtig sei ihr, „dass sich die Jugendlichen, die noch nichts haben, weiter bewerben. Es gibt noch viele freie Stellen in der Region.“

Nach Berufen betrachtet wurden dem Arbeitgeberservice von Agentur und Jobcenter am meisten Ausbildungsstellen für die Berufe Kauffrau/-mann im Einzelhandel (209), gefolgt von Verkäufer/-in (131) und Fachkraft Lagerlogistik (93) gemeldet. Bei den noch unbesetzten Ausbildungsstellen ist es ähnlich. So sind aktuell noch die meisten freien Stellen in den Berufen Kauffrau/-mann im Einzelhandel (101) und Verkäufer/-in (72). Platz drei in dieser Rangliste teilen sich Fachkraft Lagerlogistik (50) und die/der Informatikkauffrau/-mann (50).

Viele spannende Berufe sind noch vergleichsweise wenig bekannt.

Die Berufe, die von den Bewerbern seit Berichtsjahresanfang am meisten nachgefragt wurden, sind Kauffrau/-mann für Büromanagement (142), Kauffrau/-mann im Einzelhandel (134) und Industriemechaniker/-in (133). Hier gibt es allerdings geschlechtsspezifische Unterschiede. So interessieren sich weibliche Jugendliche vor allem für die Ausbildungen zur Medizinischen Fachangestellten (111), Kauffrau für Büromanagement (109) und Verkäuferin (64), wohingegen die männlichen Jugendlichen vor allem die Ausbildungen zum Industriemechaniker (127), Kfz-Mechatroniker – Pkw-Technik (109) und Kaufmann im Einzelhandel (76) nachfragen. Laut Käferle sollen sich die Jugendlichen „nicht nur auf einen Beruf fixieren. Es gibt viele tolle Berufe, die nicht so bekannt sind. Wer sich zum Beispiel für den Beruf des Industriemechanikers interessiert, für den könnte auch eine Ausbildung zum Feinwerk-, Zerspanungs- oder Werkzeugmechaniker infrage kommen. Unsere Berufsberatung kennt die Berufe und kann Alternativen zum Wunschberuf aufzeigen, bei den Bewerbungen helfen und auch freie Stellen zuschicken.“

Zu erreichen ist die Berufsberatung unter Waiblingen.151-Berufsberatung-vor-dem-Erwerbsleben@arbeitsagentur.de oder über den Biz-Call (07151/9519902, Montag bis Donnerstag täglich von 10 bis 15 Uhr).

Die Ausbildungsprämie

Mit dem Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ hat das Bundeskabinett ein Paket mit fünf verschiedenen Hebeln verabschiedet. Gefördert werden kleine und mittelständische Unternehmen, die durch die Coronapandemie besonders betroffen sind und 1) ihr Ausbildungsniveau ohne Einschränkung halten; 2) ihre Ausbildungsleistungen erhöhen; 3) trotz eines erheblichen Arbeitsausfalls (KuG) uneingeschränkt weiter ausbilden; 4) Auszubildende von pandemiebedingt insolventen anderen Betrieben bis zum Ausbildungsabschluss übernehmen oder 5) zeitweise Auszubildende übernehmen, deren Ausbildungsbetrieb für einen gewissen Zeitraum die Ausbildung unterbrechen muss.

Die Arbeitgeber zwischen Rems und Murr können sich für Informationen an den Arbeitgeber-Service wenden, per E-Mail an Waiblingen.141-Arbeitgeber-Service@arbeitsagentur.de oder direkt über die Arbeitgeberhotline 0800/4555520.

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Erstellt:
11. Juli 2020, 06:00 Uhr

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