EU-Ausschuss für Ende der Zeitumstellung

Abgeordnete stimmen in Brüssel für Abschaffung im Jahr 2021

Erst sollte es mit der Abschaffung der Zeitumstellung ganz schnell gehen. Dann traten die EU-Staaten auf die Bremse. Jetzt ist neuer Schwung in die Debatte gekommen. Im April soll über das Thema neu verhandelt werden.

Brüssel /DPA - Im Frühling eine Stunde vor, im Herbst eine Stunde zurück: Die Zeitumstellung ist seit Jahrzehnten ein Ritual. In Brüssel beraten derzeit die EU-Staaten und das Europaparlament über dessen Abschaffung. Die Abgeordneten machen Druck, doch nicht überall herrscht Begeisterung.

Ein Rückblick: 2018 hatte die EU-Kommission vorgeschlagen, dass bereits 2019 das halbjährliche Drehen an der Uhr abgeschafft werden solle. Stattdessen solle jeder Staat selbst entscheiden können, ob er dauerhaft Sommer- oder Winterzeit will. Jahrelang war die Brüsseler Behörde, die in der EU Gesetze vorschlagen kann, zuvor untätig geblieben. Eine EU-weite Internetumfrage brachte dann Schwung in die Sache.

4,6 Millionen Antworten gingen bei der EU-Kommission ein. Das war ein absoluter Rekord für diese Art von Befragungen, allerdings immer noch weniger als ein Prozent der EU-Bürger. Drei Millionen Antworten kamen allein aus Deutschland. 84 Prozent der Teilnehmer ­forderten die Abschaffung der Zeitumstellung. Für EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker war das Signal damit klar: „Die Leute wollen das, also machen wir das.“ Bis April sollten die Staaten sich untereinander abstimmen, welche Zeit sie wollen.

Den zuständigen EU-Verkehrsministern ging dies aber entschieden zu schnell. Frühestens 2021 solle die Zeitumstellung ­abgeschafft werden, befanden sie unlängst. Andernfalls drohe ein „Zeit-Fleckerlteppich“ in Europa, erklärte der damalige Ratsvorsitzende, Österreichs Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ).

Derzeit stimmten die EU-Staaten untereinander noch ihre Position ab, hieß es nun in Brüssel. Zudem müssten die wirtschaftlichen Auswirkungen genau analysiert werden. Das dauere seine Zeit, hieß es in Diplomatenkreisen. Auf Arbeitsebene solle frühestens im April wieder über das Thema verhandelt werden, das nächste Ministertreffen dazu ist erst für Juni anberaumt.

Das wiederum geht einigen Abgeordneten im Europaparlament zu langsam. Bis 2021 müsse man sich nicht Zeit nehmen, um sich abzustimmen, meint etwa der CDU-Parlamentarier Peter Liese. Zuletzt stimmten einige beratende Parlamentsausschüsse – etwa der Gesundheitsausschuss – für eine schnellere Abschaffung. Am Montag sprach sich nun der federführende Verkehrsausschuss für die Abschaffung aus – allerdings erst ab 2021. „Einen wirklichen Mehrwert stellt die lästige Zeitumstellung nicht dar“, sagt die SPD-Abgeordnete Evelyne Gebhardt. „Bis heute ist zum Beispiel nicht erwiesen, ob die Zeitumstellung ein Faktor ist, der hilft, Energie zu sparen. Zudem sind die gesundheitlichen Auswirkungen einer Zeitumstellung für den Menschen umstritten.“

In Mitteleuropa gibt es im Moment eine große Zeitzone von Polen bis Spanien, zu der Deutschland und 16 weitere EU-Länder gehören. Käme für sie die dauerhafte Sommerzeit, hieße das für Spanien im Winter Dunkelheit bis kurz vor 10.00 Uhr. Einigen sich alle auf Winterzeit, würde es in Warschau im Sommer schon um 03.00 Uhr hell. Hätte in Deutschland ab 2019 die ewige Sommerzeit gegolten, wäre am 1. Januar 2019 die Sonne in Frankfurt/Main morgens erst um 9.24 Uhr auf- und erst gegen 17.30 Uhr untergegangen. Wenn eine dauerhafte Winterzeit eingeführt worden wäre, hätte das umgekehrt Folgen für die Sommerabende: Am 1. Juli 2019 würde die Sonne in Frankfurt statt um 21.37 Uhr schon um 20.37 Uhr untergehen. Dafür würde sie bereits um 4.20 Uhr aufgehen.

In der EU werden seit 1996 am letzten Sonntag im März sowie am letzten Sonntag im Oktober die Uhren jeweils eine Stunde umgestellt. In Deutschland gibt es die Sommerzeit schon seit 1980. Die Änderung war ursprünglich eingeführt worden, um Energie zu sparen.

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Erstellt:
5. März 2019, 03:04 Uhr

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