Tierwohl

EU bekämpft den illegalen Handel mit Hundewelpen

Der Verkauf von Haustieren ist ein Milliardengeschäft. Das Europaparlament hat nun strengere Regelungen für Züchter und Tierhalter beschlossen.

Beim dem Handel von Hunden und Katzen werden in Europa Milliarden Euro umgesetzt. Die EU will nun dafür sorgen, dass Züchter und Halter einige Mindeststandards einhalten.

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Beim dem Handel von Hunden und Katzen werden in Europa Milliarden Euro umgesetzt. Die EU will nun dafür sorgen, dass Züchter und Halter einige Mindeststandards einhalten.

Von Knut Krohn

Mit wenigen Klicks zum süßen Hundewelpen? Kein Problem! Weit über die Hälfte der Käufer in Europa erstehen ihren vierbeinigen Begleiter inzwischen im Internet. Der Handel mit Hunden und Katzen boomt, verspricht für die Züchter hohe Gewinne und lockt deshalb auch zwielichtige Geschäftemacher an. Denen aber ist das Wohl der Welpen egal, weshalb die Tiere oft ungeimpft, krank, zu jung oder verstört ihren neuen Besitzern übergeben.

Mafiöse Strukturen beim Handel mit Welpen

Hinter dem illegalen Handel mit Haustieren würden sich bisweilen „mafiöse Strukturen“ verbergen, beklagt Peter Liese, umweltpolitischer Sprecher der konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament. Diesen Machenschaften möchte nun die EU einen Riegel vorschieben. Die Abgeordneten haben am Donnerstag mit großer Mehrheit einer Vorlage der Europäischen Kommission zugestimmt. In Zukunft sollen Alle Hunde und Katzen gechippt und registriert werden, und für alle Züchter sollen bestimmte Mindestkriterien im Bereich Tierschutz gelten. Zudem sollen Tierheime vor der Abgabe eines Tieres überprüfen, ob die künftige Pflegefamilie geeignet ist. Das Gesetz soll Züchtern zudem die Inzucht zwischen Elterntieren und ihren Nachkommen zweier Generationen sowie zwischen Geschwistern und Halbgeschwistern verbieten. Weder zu junge noch zu alte Tiere sollen für die Zucht missbraucht werden, weibliche Katzen und Hunde spätestens nach drei Würfen innerhalb von zwei Jahren eine Pause haben.

EU schreibt Züchtern Mindeststandards vor

„Solche Mindeststandards sind dringend notwendig“, betont Maria Noichl, agrarpolitische Sprecherin der Europa-SPD im Parlament. Nur so könnten die „oft katastrophalen Bedingungen in Zuchtbetrieben und Tierheimen“ bekämpft werden. Die Sozialdemokratin mahnt allerdings: „Für eine echte Verbesserung in Sachen Schutz von Haustieren braucht es verbindliche, EU-weite Kontrollsysteme.“ Zudem müssten bei Verstößen gegen die Regeln auch empfindliche Strafen verhängt werden.

Auch Manuela Ripa (ÖDP/EVP), Berichterstatterin im zuständigen Umweltausschuss des Parlaments, lobt die Chip-Pflicht. „In einer ersten Phase müssen Züchter und Händler alle Hunde und Katzen chippen, die sie in der EU auf den Markt bringen“, erklärt sie. Ein System aus miteinander verknüpften nationalen Datenbanken sorge dafür, dass die Käufer und Behörden zurückverfolgen können, woher ein Tier stammt. „In einer zweiten Phase sollen auch private Tierbesitzer der Chip-Pflicht unterliegen“, erklärt Ripa. Es gelte eine Übergangsfrist von fünf Jahren für Hunde und von zehn Jahren für Katzen.

Europa ist ein Kontinent der Tierliebhaber

Die Europaabgeordneten wissen in diesem Fall die Mehrheit der Bevölkerung auf ihrer Seite. Eine jüngst veröffentlichte Eurobarometer-Umfrage ergab, dass sich 74 Prozent der EU-Bürger einen besseren Schutz des Wohlergehens von Haustieren in ihrem Land wünschen. Die Liebe zu ihren Vierbeinern ist groß: der Datenbank Statista zufolge besaßen die Bewohner der Gemeinschaft im Jahr 2022 knapp 67 Millionen Hunde und rund 78 Millionen Katzen.

Bei den neuen Vorschriften gehe es nicht nur um den Tierschutz, betont Romy Zeller, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. Manche Krankheiten der illegal gezüchteten Hunde und Katzen seien auch für den Menschen überaus gefährlich. Auch unterstreicht die Tierärztin, dass der Kampf gegen den illegalen Tierhandel wirklich sinnvoll nur auf europäischer Ebene angegangen werden könne. Neusten Erhebungen zufolge stammten sehr viele Welpen aus rumänischen Zuchtanlagen. Zentral sei deshalb eine lückenlose Registrierung der Tiere und ein europaweiter Datenaustausch, fordert Romy Zeller.

Bisherige Regeln werden einfach ignoriert

Zwar gibt es bereits jetzt Regelungen für den Tierhandel im Internet, die sind allerdings reichlich wirkungslos. So dürfen seit 2017 nur noch registrierte Züchter und Händler online ihre Geschäfte betreiben. Doch angesichts der enormen Nachfrage florieren die illegalen Portale. Um die Wünsche nach einem Schoßhund in ganz Europa zu befriedigen, braucht es der EU-Kommission zufolge jährlich schätzungsweise acht Millionen Welpen im Gesamtwert von über einer Milliarde Euro. Das Europaparlament muss nun mit dem Rat der 27 EU-Mitgliedsländer über das Gesetz verhandeln. Bis die Vorgaben tatsächlich in Kraft treten, dürfte es deshalb noch mehrere Monate dauern.

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Erstellt:
19. Juni 2025, 15:24 Uhr

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