Handelsstreit
EU bereitet Zölle auf US-Produkte im Wert von fast 100 Milliarden Euro vor
Noch ist völlig unklar, wie es mit den von Donald Trump angekündigten Zöllen weitergeht. Auf laufende Verhandlungen mit den USA will sich die EU aber nicht verlassen. Sie plant bereits ihre Reaktion, sollten sich beide Parteien nicht einigen können.

© /AFP/CHARLY TRIBALLEAU
Der US-Flugzeughersteller Boeing könnte von den europäischen Gegenmaßnahmen betroffen sein. (Archivbild)
Von red/AFP
Für den Fall eines Scheiterns der Verhandlungen mit der US-Regierung im Handelsstreit bereitet die Europäische Union Zölle auf US-Produkte im Wert von fast 100 Milliarden Euro vor. Das erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch aus Diplomatenkreisen in Brüssel. Die Veröffentlichung einer vorläufigen Liste der betroffenen US-Produkte wurde für Donnerstag erwartet.
US-Präsident Donald Trump hatte mit einer Reihe massiver Zölle einen weltweiten Handelsstreit losgetreten. Anfang April verhängte er unter anderem einen allgemeinen Zollsatz von 20 Prozent auf Waren aus der EU, den er kurz darauf auf zehn Prozent halbierte. Außerdem werden Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumwaren sowie Autos fällig.
EU-Maßnahmen nicht so umfangreich wie US-Zölle
Nach Einschätzung von EU-Handelskommissar Maros Sefcovic gelten auf rund 70 Prozent aller EU-Exporte in die USA inzwischen Zölle zwischen 10 und 25 Prozent. Das entspricht nach Angaben von EU-Beamten europäische Waren im Wert von rund 370 Milliarden Euro. Berücksichtige man weitere Ankündigungen des US-Präsidenten, könne der Anteil in den kommenden Monaten auf 97 Prozent steigen, sagte Sefcovic am Dienstag vor dem Europaparlament.
Die vorbereiteten Gegenmaßnahmen seitens der EU sind damit weiter längst nicht so umfangreich wie die US-Zölle. Mehrere EU-Staaten hatten darüber hinaus ein Vorgehen gegen US-Digitalkonzerne ins Spiel gebracht, sollten die Zollmaßnahmen ausgeschöpft sein.
EU will neue Liste veröffentlichen
Die EU setzt auf Verhandlungen mit der US-Regierung, bereitet die Gegenmaßnahmen für den Fall eines Scheiterns aber vor. Ein Teil davon steht bereits, ist derzeit aber ausgesetzt. Dabei handelt es sich um eine kürzere Liste von US-Produkten wie Jeans, Sojabohnen und einige Stahlwaren. Mit der für Donnerstag erwarteten Liste will die EU ihre Möglichkeiten nun erweitern.
Welche Produkte auf der Liste stehen, ist bislang unklar. Die Zeitung „Financial Times“ berichtete am Mittwoch, die EU wolle Flugzeuge des US-Herstellers Boeing mit Zöllen belegen. Sowohl Boeing als auch die EU-Kommission wollten den Bericht am Mittwoch nicht kommentieren.
Die EU käme damit einer Forderung des französischen Flugzeugbauers Airbus nach. Sollten die Verhandlungen nicht zu einer Lösung führen, „kann ich mir vorstellen, dass es - und das ist unser Wunsch - die Einführung gegenseitiger Zölle auf Flugzeuge geben wird, um eine höhere Verhandlungsebene zu erzwingen“, sagte Airbus-Chef Guillaume Faury der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag.