Streit in Weingarten
Ex-Bürgermeister prügelt sich mit Nachbarn
In Pfronstetten wurde er einst aus dem Rathaus gejagt. Jetzt hat der Mann offenbar ständig Streit mit den anderen Bewohnern der Reihenhaussiedlung.
© David Inderlied/dpa
Schon mehr als 100 Einsätze zählt die Polizei in dem Wohngebiet.
Von Eberhard Wein
Es ist ein Streit wie gemacht für den Boulevard: Seit Jahren liege eine Familie im Clinch mit ihren Nachbarn in der Reihenhaussiedlung im oberschwäbischen Weingarten, berichtet RTL. Der Hauptprotagonist sei als „faulster Bürgermeister“ Deutschlands bekannt, ergänzt die Bild-Zeitung. Jetzt ist die Auseinandersetzung offenbar wieder einmal eskaliert. Eine Polizeistreife sei zu einem „handgreiflichen Streit“ gerufen worden, bestätigt die Polizei. Mehrere Personen seien beteiligt gewesen. Man ermittle wegen Körperverletzung. Auf einem Handyvideo sieht man, wie die Fäuste fliegen.
Auslöser für die Prügelei sei das Auto des ehemaligen Bürgermeisters gewesen. Der 58-Jährige habe es direkt vor der Tür des Nachbarn geparkt gehabt. Dieser, ein 73-jähriger Rentner, sei zusammen mit seinem 51-jährigen Sohn dort mit Renovierungsarbeiten beschäftigt gewesen, lautet eine Version des Vorfalls. Als man den 58-Jährigen gebeten habe, das Auto wegzufahren, um leichter Materialien ins Haus tragen zu können, sei er ausgerastet, schilderten Zeugen gegenüber RTL.
„Ich handelte aus absoluter Notwehr“: Ex-Bürgermeister wehrt sich
Der ehemalige Bürgermeister stellte gegenüber der Bild-Zeitung den Fall andersherum dar. Der Rentner habe seine Frau brutal angegriffen und ihr in den Unterleib getreten, dann hätten die beiden Männer auf ihn eingeschlagen. „Ich handelte aus absoluter Notwehr.“ Beide Seiten trugen Verletzungen und Beschädigungen davon: blutige Lippen, angebrochene Hand, kaputte Brille, zerrissene Kleidung.
Vor einem Jahr waren der 58-Jährige und seine Frau zu Bewährungsstrafen von neun Monaten verurteilt worden. Das Ravensburger Amtsgericht sah es als erwiesen an, dass sie die Nachbarn in der Reihenhaussiedlung gefilmt, provoziert und gestalkt haben. Beide stehen damit noch unter Bewährung. In den vergangenen Jahren habe es laut RTL mehr als 100 Polizeieinsätze in dem Wohngebiet gegeben.
Vom Bürgermeister zum Phantom: Ein seltenes Schicksal in Baden-Württemberg
Der 58-Jährige hatte schon vor knapp 20 Jahren Schlagzeilen gemacht. 2004 war er in Pfronstetten auf der Schwäbischen Alb zum Bürgermeister gewählt worden – mit 666 Stimmen: ein schlechtes Omen, wie damals schon viele fanden. Im Rathaus wurde er schon bald zu einer Art Phantom. Immer öfter ließ er sich krankschreiben, dann kam er gar nicht mehr. Nach einer Verurteilung durch das Amtsgericht Münsingen wurde er schließlich vom Reutlinger Landrat in den einstweiligen Ruhestand versetzt – ein in Baden-Württemberg seltener Vorgang.
