Experte erklärt, wie man das Zusammenleben mit Hund gestaltet

Thorsten Fauser aus Althütte fungiert als Bindeglied zwischen Vierbeinern und ihren Besitzern. Der Hundetrainer hält am 22. April im Bürgerhaus in Backnang einen Vortrag darüber, wie sich der Hund in die Familienstrukturen einfügen und den Alltag miterleben kann.

Thorsten Fauser wollte für seinen eigenen Hund Olaf ursprünglich nur ein neues Zuhause suchen. Nun kann er sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Foto: Alexander Becher

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Thorsten Fauser wollte für seinen eigenen Hund Olaf ursprünglich nur ein neues Zuhause suchen. Nun kann er sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Foto: Alexander Becher

Von Carolin Aichholz

Althütte/Backnang. Hunde sind nach Katzen das zweitbeliebteste Haustier der Deutschen. Nicht nur während der Pandemie erlebte die Zahl der neu angeschafften Haustiere einen regelrechten Boom. Wie wichtig Hundeerziehung für ein gemeinsames Zusammenleben innerhalb eines Sozialgefüges ist und damit oft das Familienleben bestimmt, weiß Thorsten Fauser.

Der ehemalige Polizist besaß schon mit 16 Jahren seinen ersten Hund, einen afghanischen Windhund, den er wohl intuitiv richtig erzog. Später ließ sein Bruder seinen Pekinesen bei ihm, als er in den Urlaub ging – und kehrte wenige Wochen später zu einem komplett anderen Hund zurück. „Da fiel mir auf, dass ich irgendwie ein Händchen für die Erziehung von Hunden habe“, sagt Fauser. Später holte er sich einen Welpen und wurde immer öfter auf seinen tollen Umgang mit ihm angesprochen. „Die Leute wollten wissen, wie ich es schaffe, dass sie so folgsam ohne Leine neben mir herlaufen“, erinnert sich Fauser. Er begann, Hundehalter zu beraten, und sah, dass er im Leben dieser Menschen etwas verändern und ihnen einen besseren Umgang mit ihren Vierbeinern ermöglichen konnte.

Ein eigenes System entwickelt, nach dem nun gelehrt wird

Also formulierte er das für ihn Selbstverständliche aus, um einen Leitfaden für interessierte Tierbesitzer zu schaffen. Fauser schrieb ein Buch über seine Erziehungsphilosophie und nahm eine DVD auf, zudem coacht er nach wie vor Hundehalter und bildet Hundetrainer aus. Damit entwickelte er das „Fauser-System“, nach dem heute bundesweit gelehrt wird (siehe Infotext). In seinen Vorträgen bringt er den Zuschauern seinen Blick auf die Hundeerziehung näher. „Ich möchte praktisches Wissen vermitteln, denn der Umgang mit dem Hund soll nicht nur im Training, sondern im kompletten Alltag gelebt werden“, sagt Fauser.

Der Dreh- und Angelpunkt ist für ihn, die Hunde als dem Menschen ebenbürtige Lebewesen anzuerkennen, die eine ebenso komplexe Gefühlswelt haben wie ihre Herrchen und Frauchen. „Hunde empfinden nicht nur Hunger, Angst, Aggression und Freude“, erklärt Fauser. Vielmehr seien auch sie getrieben von Würde, Ehre und Stolz. Sie dementsprechend zu behandeln, ist für ihn darum essenziell.

Dennoch geht es immer auch um die Frage der Autorität. „Wie in jedem Sozialgefüge müssen die Machtverhältnisse klargestellt sein.“ Der Hund müsse zu jeder Zeit auf das Gesagte entsprechend reagieren und den Anweisungen des Halters auch Folge leisten. „Dabei ist die Kommunikation natürlich entscheidend“, weiß Fauser. „Es macht eben auch einen Unterschied, wie man mit seinem Hund spricht.“

Die Kommunikation sei die Schlüsselkompetenz der Menschen, dennoch fehle laut Fauser vielen Hundehaltern das Wissen, wie mit dem Hund gesprochen werden muss, damit dieser versteht, was von ihm erwartet wird und was er zu tun hat.

Das persönliche Umfeld mischt sich oft ein

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Selbstsicherheit ist dabei für Fauser der Schlüssel zum Erfolg, nicht nur, aber vor allem auch in der Hundeerziehung. „Wer sehr selbstsicher im Auftreten ist, authentisch handelt und den Hund als Lebewesen mit all seinen Gefühlen und Regungen anerkennt, der hat die besten Voraussetzungen, um seinen Hund erfolgreich erziehen zu können, davon ist Fauser überzeugt. Doch diese Selbstsicherheit zu erlangen, sei schwierig, denn heute sehen sich Hundebesitzer vielen unterschiedlichen Meinungen und Philosophien gegenüber, findet der Coach. Und auch das persönliche Umfeld halte mit seiner Meinung oft nicht hinterm Berg und mische sich ein, beobachtet Fauser. „Das beeinflusst viele Hundehalter und verunsichert sie extrem.“

Dabei wäre gerade das sichere Auftreten von Herrchen und Frauchen enorm wichtig für die Folgsamkeit eines Hundes. Und die steht für Fauser nicht im Widerspruch zur Freiheit des Hundes. „Der Hund kann und soll auch weiterhin alles beobachten, neugierig sein und, wenn die Zeit dafür ist, auch spielen und toben. Es ist unglaublich wichtig, dass er diese Freude am Leben behält. Aber wenn Herrchen oder Frauchen etwas sagt, dann muss der Hund hören. Und zwar sofort“, sagt Thorsten Fauser. Daran zu arbeiten und das im Alltag zu etablieren, ist für seine Kunden entscheidend. Denn wenn das Zusammenleben nicht klappe, sei das für den Hundehalter, den Hund und auch das Umfeld extrem frustrierend.

Oftmals ist das Anleinen sinnvoll, auch wenn der Hund folgt

Wenn der Hund seinem Besitzer folge, könne er problemlos ohne Leine Gassi gehen. Dennoch sei das selbstverständlich nicht immer sinnvoll und gerade unter vielen Menschen oder unter anderen Hunden auch nicht angebracht. „Ich nehme meinen Hund auch an die Leine. Aber nicht, weil ich es müsste, sondern weil ich eine Verantwortung für die anderen Fußgänger habe, die mich und meinen Hund nicht kennen. Und ich kenne auch nicht die anderen Hundebesitzer und ihre Tiere“, so Fauser. Das sei für die Zufriedenheit aller wichtig.

Sein eigener Hund Olaf kam vor einigen Jahren durch Zufall zu Fauser. Olaf lebte zuvor bei einer betagten Dame, die sich nicht mehr um ihn kümmern konnte. „Wir hatten zuvor einige Trainingsstunden und dann hätte er ins Tierheim kommen sollen, aber das konnte ich nicht mit ansehen“, erinnert sich Fauser. Eigentlich wollte der Trainer dann ein neues Zuhause für ihn suchen und ihn weitervermitteln, doch schlussendlich konnte er sich nicht mehr von seinem Zögling trennen.

Bis Olaf von einem Hund, der nur im Haus gelebt und sehr wenig von der Welt gesehen hat, zu einem gesellschaftsfähigen Hund wurde, der Fauser heute stets begleitet, gingen etwa neun Monate ins Land. „Da steckte wahnsinnig viel Arbeit dahinter“, erinnert sich Fauser. Die sich für die Familie gelohnt hat: Anfangs mochte Olaf keine Kinder, heute kommt er mit den Kindern von Thorsten und Cora Fauser ebenfalls sehr gut zurecht und weicht auch dem jüngsten, erst elf Monate alten Sohn der beiden nicht mehr von der Seite.

Thorsten Fauser und sein Modell der Hundeerziehung

Vortrag Der Vortrag „Hund und Mensch“ findet am Montag, 22. April, um 19 Uhr im Bürgerhaus in Backnang statt und kostet 18 Euro Eintritt. Tickets gibt es online auf dem Ticketportal Reservix unter dem Link https://t1p.de/VortragHundetrainer zu kaufen. Auf der Website von Thorsten Fauser unter www.fauser-system.de finden sich auch weitere Informationen, Kontaktmöglichkeiten und Termine des Hundetrainers.

Das System Fauser Seine Erfahrungen und die von ihm zusammengestellten Regeln zum Zusammenleben von Mensch und Hund hat Thorsten Fauser bereits 1986 mit seinem damaligen Hund Herkules erarbeitet und unterrichtet inzwischen in Einzel- oder in Gruppentrainings Hundehalter. Er bildet auch Trainer nach seinem Programm aus und zertifiziert diese.

Fausers Wissen in Buch und DVD Im Jahr 2014 hat Fauser sein Trainerwissen in einem Lehrbuch und einer DVD zusammengefasst. „Das Fauser-System: Beziehung ohne Leine – Sozialgemeinschaft mit dem Hund“ soll bald in einer von ihm aktualisierten Version erscheinen.

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Erstellt:
8. April 2024, 11:30 Uhr

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