Corona treibt Arbeitslosigkeit nach oben, aber weniger stark

dpa/lsw Stuttgart. Die Dynamik lässt nach, aber der Trend bleibt: Die Corona-Krise hat den Arbeitsmarkt im Südwesten fest im Griff. Aktuell ist vor allem eine Gruppe besonders betroffen.

Das Logo der Bundesagentur für Arbeit. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

Das Logo der Bundesagentur für Arbeit. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

Die Folgen der Coronavirus-Krise treiben die Zahl der Arbeitslosen in Baden-Württemberg weiter in die Höhe. Allerdings lässt der Druck im Vergleich zu den Vormonaten merklich nach. Auch die Zahl der Unternehmen, die Kurzarbeit anmelden, steigt nicht mehr so stark wie zuvor, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch in Stuttgart mitteilte. Besonders von Arbeitslosigkeit betroffen seien derzeit junge Leute, von denen gerade viele eine Ausbildung oder ein Studium beenden und auf einen Arbeitsplatz hoffen, hieß es.

Im Juni waren in Baden-Württemberg 276 492 Menschen ohne Job. Das waren 2,3 Prozent mehr als im Vormonat. Zuvor hatte es deutlich stärkere Anstiege gegeben: ein Plus von 8 Prozent im Mai und gar 17 Prozent im April. Die Arbeitslosenquote stieg auf 4,4 Prozent.

Wie sehr Corona den Arbeitsmarkt im Griff hat, zeigt sich beim Blick auf das Vorjahr. Verglichen mit dem Juni 2019 stieg die Zahl der Arbeitslosen um 45,5 Prozent. Unter jungen Leuten nahm die Arbeitslosigkeit den Angaben zufolge sogar um 75 Prozent zu.

Arbeitsagentur-Geschäftsführerin Martina Musati rief deshalb Firmen dazu auf, gerade den Berufseinsteigern jetzt eine Chance zu geben. „Nur so können die jungen Menschen zu den Fachexperten von morgen werden, die wir am Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg so dringend brauchen“, sagte sie.

„Wir müssen und werden alles daransetzen, dass die Jugendlichen von heute nicht die Arbeitslosen von morgen werden“, sagte Wirtschafts- und Arbeitsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) und verwies auf das Hilfsprogramm der Bundesregierung für kleine und mittelgroße Ausbildungsbetriebe. Zudem plädierte sie erneut dafür, die Zeit der Krise für berufliche Weiterbildung zu nutzen.

„Es darf keine Generation Corona geben“, sagte auch DGB-Landeschef Martin Kunzmann und warb dafür, jungen Leuten eine berufliche Perspektive zu geben. Perspektiven bräuchten aber auch die Beschäftigten insgesamt, daher müsse es neben Konjunkturprogrammen auch um Beschäftigungssicherung gehen. „Ich kann nur vor Kurzschlussreaktionen warnen“, sagte er.

Seit dem Ausbruch der Corona-Krise im März haben laut Arbeitsagentur fast 120 000 Betriebe im Land Kurzarbeit für zusammen mehr als zwei Millionen Beschäftigte angezeigt. Auch hier lässt die Dynamik allerdings nach. Wie viele Beschäftigte tatsächlich in Kurzarbeit waren oder noch sind, lasse sich allerdings weiterhin nicht sagen, hieß es. Dazu müssten die Abrechnungen der Firmen abgewartet werden.

Die hohen Zahlen zeigten, dass die Unternehmen alles versuchten, ihre Belegschaften zu halten, betonte der Arbeitgeberverband. „Aber das lässt sich nicht ewig durchhalten“, sagte Hauptgeschäftsführer Peer-Michael Dick. „Deshalb ist es so wichtig, dass das Konjunkturpaket der Bundesregierung ein Erfolg wird und die Nachfrage nun deutlich zulegt.“

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Erstellt:
1. Juli 2020, 01:21 Uhr

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