Alpinist in Kärnten vermisst

Extrem-Bergsteiger Kai Mosbacher bleibt verschwunden

Nach tagelanger Suche gibt es keine Spur vom vermissten Kai Mosbacher aus Garmisch-Partenkirchen. Trotzdem wollen die Einsatzkräfte noch nicht aufgeben.

Vierzig Viertausender und über zweitausend Hochtouren: der bergerfahrene Kai Mosbacher am Gipfel der Dent Blanche (4357 Meter).

© Kai Mosbacher/DAV

Vierzig Viertausender und über zweitausend Hochtouren: der bergerfahrene Kai Mosbacher am Gipfel der Dent Blanche (4357 Meter).

Von Markus Brauer

„Ich bin seit 1979 leidenschaftlicher Alpinist. Die Berge sind meine Heimat“, schreibt Kai Mosbacher auf seiner Facebook-Seite. Der Extrembergsteiger aus Garmisch-Partenkirchen stammt gebürtig aus Heidelberg. „Steppenwolf“ nennt er sich auf seiner Tourenseite. „Born to be wild“ ist sein Lebensmotto.

Mosbacher seit 8. September in den Alpen vermisst

Der 62-jährige wird bereits seit dem 8. September 2025 in den Kärntner Alpen in Österreich vermisst. Der erfahrene Alpinist hatte zuletzt ein Selfie vom Gipfel des 3174 Meter hohen Schwarzkopfs im Bezirk Spittal an der Drau an eine Bekannte geschickt. Seitdem fehlt von ihm jede Spur.

Wo ist Kai Mosbacher? Lebt er überhaupt noch? Und wenn ja, wie geht es ihm?

I never thought that the 62-year-old German climber Kai Mosbacher had been missing in the Alps for 12 days. The rescue team used a helicopter and 45 people but still couldn't find him. It's so heartbreaking! pic.twitter.com/fgf4H6J0x5 — Emily (@lurline26457) September 23, 2025

Sogar im fernen Argentinien fragen sich das Fans des Alpinisten.

#Actualidad | Quién es Kai Mosbacher, el experto montañista con Asperger que llaman Lobo Estepario y lleva diez días perdido en los Alpes ️ El operativo no arrojó resultados y la búsqueda quedó suspendida. Las novedades#Alpinismo#Desapariciónhttps://t.co/eVxFZQaYA1 — Argentinisches Tageblatt (@ATdeBuenosAires) September 18, 2025

Kai Mosbacher: „Bin schon auf über 5500 Gipfel gestiegen“

Was macht Kai Mosbacher so interessant oder gar besonders? Auf der Homepage des Deutschen Alpenvereins (DAV) ist der 62-Jährige in einem längeren Artikel porträtiert worden. „Ich bin schon auf über 5500 Gipfel gestiegen und plane für nächstes Jahr den sechstausendsten. Ich denke, dann mehr Berge als jedes andere DAV-Mitglied bestiegen zu haben. Dieser inoffizielle Rekord ist mir wichtiger, als dass ich als behindert gelte,“ heißt es dort.

Er stand auf 40 (!) Viertausendern. „Dreißig davon habe ich allein gemacht“, sagt er gegenüber dem DAV. 16 Sechstausender stehen darüber hinaus in seinem Tourenbuch, und auf dem Tourenportal hikr.org findet man 1040 ausführliche Tourenberichte.

Bergsteiger mit Asperger-Syndrom

Warum macht jemand so etwas? „Kai hat das Asperger-Syndrom, eine Kontakt- und Kommunikationsstörung, die zum autistischen Formenkreis zählt“, heißt es in dem DAV-Text. „Ich fühlte mich schon immer als Außenseiter, als Fremdkörper, fremd in der Welt“, erzählt er.

Ein Schullandheim im Jahr 1979 in Südtirol habe für Mosbacher die entscheidende Wende in seinem Leben geführt. Die Klasse stieg aufs 2194 Meter hohe Astjoch.

„Im Juni lagen dort noch Schneefelder. Da hat mich die Bergleidenschaft einfach gepackt“, erinnert sich Mosbacher. „Mein Problem war es immer, an einer Sache dranzubleiben. Nur in den Bergen, da bleibe ich immer dran. Wenn ich am Gipfel stehe, denke ich: endlich geschafft.“

Und weiter schreibt der DAV: Aufgrund permanenten Geldmangels übernachte Mosbacher meistens im Zelt oder in Winterräumen.

Mosbacher allein im Ankogel-Massiv unterwegs

So wird es auch Anfang September gewesen sein. Der Gipfelsammler war wieder in den Alpen unterwegs. Diesmal ging die Tour ins Ankogelgebiet. Der Ankogel ist mit einer Höhe von 3252 Metern der namensgebende Berg der Ankogel-Gruppe. Er liegt in der Nähe von Bad Gastein im Grenzgebiet zwischen Kärnten und Salzburg.

Das letzte Lebenszeichen von Mosbacher stammt vom Gipfel des Schwarzkopf, einem der vielen Dreitausender im Ankogel-Massiv. Das war am Montag, 8. September 2025, gegen 17 Uhr.

Anschließend meldete sich der 62-Jährige nicht mehr per Handy, was für ihn ungewöhnlich ist. Eine Bekannte, die mit ihm während der Tour im Kontakt war, telefonierte daraufhin sämtliche Hütten in der Region ab.

Vergebliche Suche nach vermisstem Kai Mosbacher

Tagelang haben Polizei und Bergwacht nach dem Vermissten gesucht. Vergeblich. Am 18. September, mehr als eine Woche nach seinem Verschwinden, haben die Einsatzkräfte die Suche „vorübergehend unterbrochen“, wie es offiziell heißt.

Solange keine neuen Hinweise auf den 62-Jährigen eingingen, werde der Einsatz im Ankogel-Gebiet von Polizei und Bergrettung nicht fortgeführt, erklärte ein Polizeisprecher. Man werde trotzdem weiterhin nach dem Mann aus Garmisch-Partenkirchen Ausschau halten, etwa wenn Helikopter das Gebiet für andere Einsätze überfliegen.

Bekannte aus Deutschland alarmierte Bergretter

Nach Angaben der Polizei war der 62-Jährige am 8. September alleine – wie so oft – von einer Hütte in Mallnitz zum Ankogel aufgebrochen. Zu Beginn seiner Tour schickte er ein Foto an die Bekannte in Deutschland. Nachdem er sich danach nicht mehr bei ihr gemeldet hatte, alarmierte die Frau die Bergrettung in Kärnten.

Wie ein Bergretter berichtete, war Kai Mosbacher in Richtung Ali-Lanti-Biwak auf. Das erschließt sich aus seinem Eintrag ins Hüttenbuch des Hannoverhauses. Welche Route der Extrem-Bergsteiger genommen hatte, sei aber nicht bekannt.

Die Gegend in Richtung Ali-Lanti-Biwak sei jedoch mit Vorsicht zu genießen, sagt der Bergretter. Wer dort entlanggeht, müsse alpine Erfahrung in Bezug auf Gletscherspalten haben und sich auskennen.

Erkundungsflüge und eine große Suchaktion mit rund 45 Einsatzkräften blieben jedoch erfolglos. Das Gebiet, in dem der Alpinist vermisst wird, erstrecke sich über etwa 1200 Quadratkilometer, berichtete der Polizeisprecher. „Die Suche gestaltet sich wirklich schwierig.“

Bezirksinspektor Werner Pucher von der Klagenfurter Landespolizeidirektion betont: „Die Suche ist unterbrochen worden und wird bis zum Einlangen neuer Hinweise auch nicht fortgesetzt werden.“

Kai Mosbacher: „1,90 Meter groß, sehr schlank, längere braune Haare“.

Die Hoffnung, Mosbacher zu finden, will seine Bekannte allerdings nicht aufgeben, trotz Minusgraden in der Nacht und bis zu zehn Meter tiefe Gletscherspalten. Auf Facebook postete die Bekannte sein letztes Foto und eine Personenbeschreibung: „1,90 Meter groß, sehr schlank, längere braune Haare“.

Vermisst seit Montag 8.9.25 . Zuletzt am Ankogel und Schwarzkopf unterwegs. Name: Kai Mosbacher. 1,90 m groß und schlank. Posted by Tiffany Fox on  Sunday, September 14, 2025

Ich bitte um Mithilfe: Mein Bekannter, Kai Mosbacher, ist seit dem 8.9.2025 in den Bergen vermisst. Zuletzt war er... Posted by Tiffany Fox on  Sunday, September 14, 2025

Kai Mosbacher sei eine markante Erscheinung, schreibt sie dort. „Ich habe halt immer noch die große Hoffnung, dass er irgendwo unterwegs ist, wo der Netzempfang schlecht ist.“

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Erstellt:
26. September 2025, 20:00 Uhr
Aktualisiert:
29. September 2025, 10:27 Uhr

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