«Messlatte liegt sehr hoch»
EZB-Direktorin Schnabel sieht kaum Spielraum für Zinssenkung
Wird die Europäische Zentralbank die Leitzinsen Ende Juli weiter senken? Direktorin Isabel Schnabel sieht dafür hohe Hürden – und warnt vor unklaren Folgen im Zollstreit mit Donald Trump.

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Die EZB hat die Zinsen acht Mal seit vergangenem Sommer gesenkt (Archivbild)
Von dpa
Frankfurt/Main - Sieben Mal in Folge hat die Europäische Zentralbank die Leitzinsen gesenkt, nun plädiert EZB-Direktorin Isabel Schnabel für ein Ende der Serie. Die Zinsen seien in einem "guten Bereich und die Messlatte für eine weitere Zinssenkung liegt sehr hoch", sagte die Deutschen dem Finanzportal "Econostream Media" kurz vor dem EZB-Zinsentscheid am 24. Juli.
Der Rückgang der Inflation verlaufe weitgehend wie erwartet. Man stehe kurz davor, "die vergangenen Inflationsschocks erfolgreich bewältigt zu haben", sagte Schnabel. Zudem erweise sich die Wirtschaft in der Eurozone als widerstandsfähig und sie sehe mittelfristig kein Risiko, dass die Inflation anhaltend unter das EZB-Ziel von mittelfristig zwei Prozent falle.
"Eine weitere Zinssenkung wäre nur dann sinnvoll, wenn wir mittelfristig Anzeichen einer deutlichen Abweichung der Inflation von unserem Zielwert sehen würden. Und derzeit sehe ich dafür keine Anzeichen."
Unsicherheit um Zollstreit zwischen EU und USA
Schnabel ist als Teil des sechsköpfigen EZB-Direktoriums um Präsidentin Christine Lagarde die hochrangigste deutsche Vertreterin bei der Zentralbank. Mit ihren Aussagen verdichten sich die Signale für eine Zinspause. Auch viele Ökonomen erwarten, dass die EZB die Leitzinsen vorerst nicht weiter senkt – nicht zuletzt, weil die Folgen des Zollstreits mit den USA für Konjunktur und Inflation unübersichtlich sind.
"Zölle wirken sich kurzfristig dämpfend auf die Wirtschaftstätigkeit aus", warnte Schnabel. Auch die Inflation könne dadurch mittelfristig steigen. Sie warnte zudem vor "Kostenschocks, die sich auf die globalen Wertschöpfungsketten auswirken", und vor Lieferkettenunterbrechungen.
Sinkende Zinsen treffen Sparer
Die EZB hat im Juni die Leitzinsen zum achten Mal seit Sommer 2024 gesenkt. Der für Banken und Sparer maßgebliche Einlagensatz liegt derzeit bei 2,0 Prozent. Die Inflation im Euroraum ist deutlich abgeflaut: Im Juni lag die Teuerung laut Statistikamt Eurostat bei 2,0 Prozent. Mit sinkenden Zinsen werden Kredite billiger, was die Wirtschaft stützt. Sparer müssen dagegen mit niedrigeren Zinsen bei der Bank zurechtkommen.

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EZB-Direktorin Schnabel sieht hohe Hürden für weitere Zinssenkungen (Archivbild)