Finanzmarkt
EZB sieht Risiken im Goldmarkt - Lieferengpässe & Derivate könnten Finanzsystem belasten
Gold gilt als sicherer Hafen, doch die EZB sieht Anzeichen, dass genau dieser Markt selbst zum Risiko für das Finanzsystem werden könnte. Warum physische Lieferprobleme und Derivate zur Achillesferse werden könnten.

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Die EZB warnt vor Risiken im Goldmarkt: Lieferengpässe und Derivate könnten in Stressphasen zur Gefahr für die Finanzstabilität werden.
Von Matthias Kemter
Der anhaltende Höhenflug des Goldpreises hat nicht nur Anleger aufhorchen lassen, sondern auch die Europäische Zentralbank. In ihrer aktuellen Financial Stability Review (Mai 2025) analysiert die EZB die Rolle des Goldes als sicherer Hafen und warnt zugleich vor strukturellen Risiken, die bei starken Marktverwerfungen das Finanzsystem belasten könnten.
Nachfrage nach physischem Gold bringt Marktstruktur unter Druck
Im Zentrum der Analyse stehen Entwicklungen im Gold-Derivatemarkt, insbesondere bei Futures mit physischer Lieferung. So stellt die EZB fest, dass sich immer mehr Marktteilnehmer für eine tatsächliche Auslieferung des Edelmetalls entscheiden. In der Folge steigen nicht nur die Lagerbestände, sondern auch die Belastungen für Gegenparteien, die physisches Gold liefern müssen. Dies könne, etwa bei kurzfristigen Preissprüngen, zu Liquiditätsengpässen und Nachschusspflichten führen, die sich im schlimmsten Fall systemisch auswirken.
Intransparenz & externe Abhängigkeiten als Risikofaktor
Zudem verweist die EZB auf eine hohe Konzentration im globalen Goldhandel sowie auf den wachsenden Anteil außerbörslicher (OTC) Geschäfte. Diese gelten als besonders intransparent und sind häufig nicht zentral abgewickelt, ein Umstand, der das Risiko im Krisenfall erhöht. Besonders relevant: Ein erheblicher Teil der Gold-Derivate europäischer Banken ist gegenüber nicht-europäischen Finanzakteuren abgesichert. Ein externer Schock im Goldmarkt könnte so schnell auf hiesige Institute durchschlagen.
Zwar sei die Gesamtbedeutung des Goldmarkts im Vergleich zu anderen Anlageklassen begrenzt, so die EZB, dennoch enthalte der Sektor „Verletzlichkeiten“, die in Stressszenarien negative Rückwirkungen auf die Finanzstabilität entfalten könnten.