Fahrplanwechsel bringt Verbesserungen im Rems-Murr-Kreis

Die wichtigsten Änderungen ab 11. Dezember im Rems-Murr-Kreis im Überblick. Die Landkreisverwaltung und der SPD-Landtagsabgeordnete Gernot Gruber betonen in ihren Statements, dass vor allem die Verspätungen und Störungen minimiert werden müssten.

Gestern gab es am frühen Abend am Bahnhof Backnang die Durchsage, dass ein Zug wegen einer kurzfristigen Erkrankung des Zugpersonals entfällt. Forderungen nach mehr Pünktlichkeit der Züge im Zusammenhang mit dem Start des Winterfahrplans an diesem Wochenende verwundern angesichts solcher Vorfälle nicht. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Gestern gab es am frühen Abend am Bahnhof Backnang die Durchsage, dass ein Zug wegen einer kurzfristigen Erkrankung des Zugpersonals entfällt. Forderungen nach mehr Pünktlichkeit der Züge im Zusammenhang mit dem Start des Winterfahrplans an diesem Wochenende verwundern angesichts solcher Vorfälle nicht. Foto: Alexander Becher

Von Ingrid Knack

Rems-Murr. Neue Züge, neue Strecken, dichtere Takte, mehr Elektrozüge statt Diesel – das Angebot im regionalen Schienenverkehr in Baden-Württemberg werde zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember erneut deutlich verbessert, sagt Verkehrsminister Winfried Hermann und spricht von weiteren Anreizen für einen Umstieg auf die klimafreundliche Bahn. Welche Neuerungen gibt es aber speziell beim Bus- und Bahnangebot im Rems-Murr-Kreis?

Änderungen bei der S-Bahn Im Lauf des Jahres 2022 sind neue Fahrzeuge an die S-Bahn Stuttgart geliefert worden. Dadurch können in der Hauptverkehrszeit nun nahezu alle S-Bahnen mit drei Einheiten als Langzug fahren, lässt Niklas Hetfleisch von der Stabstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart GmbH (VVS) wissen. Und weiter:

15-Minuten-Takt an Samstagen Ab 11. Dezember sind an Samstagen deutlich mehr S-Bahnen als bisher unterwegs: Die S-Bahnen auf den Linien S1 bis S6 sowie S60 sind dann nicht nur nachmittags, sondern von etwa 8.30 bis 20.30 Uhr durchgehend alle 15 Minuten unterwegs. Lediglich auf drei Abschnitten bleibt es beim durchgehenden Halbstundentakt, darunter auch auf der Strecke Marbach–Backnang (S4). Auf den Gleisabschnitten dort können nicht mehr Züge als bisher fahren.

S 2 und S3 Die S2 (Schorndorf–Stuttgart–Flughafen/Messe–Filderstadt) fährt ab dem Fahrplanwechsel auch an Samstagen von 8.30 bis 20.30 Uhr alle 15 Minuten nach Filderstadt. Dafür fährt die S3 (Backnang– Stuttgart–Flughafen/Messe) nun auch samstags nur noch bis Vaihingen. Fahrgäste in Richtung Flughafen/Messe müssen umsteigen in die S2 oder am Hauptbahnhof in die Stadtbahn U6.

Sperrung der S-Bahn-Stammstrecke In den Sommerferien vom 29. Juli bis 13. September 2023 müssen Fahrgäste mit Einschränkungen auf der Stammstrecke rechnen. Wegen weiterer Sanierungsarbeiten und Vorarbeiten für das Projekt „Digitaler Knoten Stuttgart“ muss diese komplett gesperrt werden – für den etwa sechswöchigen Zeitraum werden ein Baustellenfahrplan und ein Ersatzverkehr eingerichtet. Wie dieser im Detail gestaltet werden wird, ist noch nicht bekannt.

Regionalzüge Wegen der Stammstreckensperrung im kommenden Sommer wird es zu größeren Einschnitten beim Regionalverkehr bis Stuttgart Hauptbahnhof kommen. Züge enden teilweise schon früher oder fallen aus.

Go-Ahead Bei der Linie MEX13 (Stuttgart–Aalen–Crailsheim) gibt es im Spätverkehr von Montag bis Samstag ab 11. Dezember neue Verbindungen: Zwischen Stuttgart und Aalen fahren die Züge dann bis Mitternacht alle 30 Minuten.

Ersatzfahrzeuge wegen Fahrzeugumbau In den kommenden Jahren werden alle Fahrzeuge des Verkehrsunternehmens Go-Ahead, die im Raum Stuttgart im Regionalverkehr unterwegs sind, mit dem neuen digitalen Zugsicherungssystem ETCS ausgerüstet. Dies ist notwendig, damit die Züge künftig über den neuen Stuttgarter Hauptbahnhof (Stuttgart 21) fahren können. Aus diesem Grund werden auf einigen Fahrten der Linien RE8, RE90 und MEX13 eingeschränkt barrierefreie Züge eingesetzt.

DB Regio AG Linie MEX19 (Stuttgart– Schwäbisch Hall-Hessental): Von Montag bis Samstag sind die Züge künftig bis Mitternacht alle 30 Minuten unterwegs. Auch sonntags gibt es am Abend zusätzliche Züge. Damit wird der Halbstundentakt bis etwa 20 Uhr verlängert.

ÖPNV soll noch attraktiver werden

Wie bewertet die Landkreisverwaltung die angekündigten Verbesserungen für den ÖPNV in der Region? Diese Frage unserer Zeitung beantwortet Pressesprecherin Martina Keck so: „Die Landkreisverwaltung sieht Angebotsverbesserungen im ÖPNV grundsätzlich positiv. Gemeinsam mit unseren Partnern im VVS arbeiten wir beständig daran, den ÖPNV zu optimieren und noch attraktiver zu gestalten. Dabei spielt die Qualität des Verkehrsangebots eine zentrale Rolle. Eine gute Taktung und ein zuverlässiger Betrieb laden dazu ein, vom motorisierten Individualverkehr auf den ÖPNV umzusteigen.“ Vor diesem Hintergrund seien die Fahrplanausweitungen bei der S-Bahn sowie im Regionalzugverkehr ein weiterer positiver Mosaikstein, um der Bevölkerung des Rems-Murr-Kreises ein möglichst durchgehend verlässliches Fahrplanangebot zur Verfügung zu stellen und damit die Attraktivität des ÖPNV weiter zu stärken.

Wichtig sei aber nicht nur ein Ausbau des Fahrplanangebots. Vielmehr müssten die angebotenen Fahrten auch pünktlich und verlässlich durchgeführt werden. Keck: „Die Landkreisverwaltung beobachtet mit Sorge, dass es im S-Bahn- und Regionalzugverkehr auf der Rems- und der Murrbahn immer wieder zu erheblichen Störungen kommt. Durch Probleme bei der Schieneninfrastruktur, viele Baustellen und Probleme mit dem Fahrpersonal und dem Zugmaterial werden die Fahrgäste zum Teil auf eine harte Probe gestellt. Das Land – zuständig für den Regionalverkehr – und der Verband Region Stuttgart – zuständig für die S-Bahnen – müssen alles dafür tun, einen zuverlässigen Bahnverkehr zu gewährleisten.“ Es bleibe zu hoffen, dass die Ersatzzüge, die ab dem kommenden Jahr wegen der Nachrüstung der Züge bei Go-Ahead zum Einsatz kommen werden, die Anforderungen an einen modernen, attraktiven und möglichst barrierefreien ÖPNV erfüllten. „Weiter hoffen wir, dass sich die Einschränkungen im S-Bahn-Verkehr wegen der Sperrung der S-Bahn-Stammstrecke in den Sommerferien für die Fahrgäste in Grenzen halten und der Ersatzverkehr möglichst reibungslos funktioniert.“

Gernot Gruber: erfreuliche Verbesserungen

Der SPD-Landtagsabgeordnete Gernot Gruber, der sich stets für Verbesserungen beim ÖPNV einsetzt, spricht auf Anfrage unserer Zeitung von erfreulichen Verbesserungen, die Besuchern abendlicher Veranstaltungen und Schichtarbeitern nutzen – es seien aber weniger als mit dem Halbstundentakt bis 24 Uhr angekündigt, zum Beispiel fehle ein Zug gegen 22.55 Uhr ab Stuttgart. Hierzu habe Verkehrsminister Hermann erfreulich selbstkritisch kürzlich in der SWR-3-Landesschau zugegeben, dass die vom Land in den Ausschreibungen vorgesehen Reserven für Personal und Züge zu knapp bemessen wären. Wo die Verbesserungen nicht greifen, das hat Gruber freilich genau im Blick. Unter anderem stellt er fest: „Leider hält der morgendliche Zug ab 6.37 Uhr in Backnang immer noch nicht in Sulzbach und Oppenweiler. Was schade ist für Berufspendler in Richtung Schwäbisch Hall. Schade ist auch, dass bei den Feierabend-zügen ab Stuttgart ab 16.57 und 17.57 Uhr der Zug den Bahnhof Murrhardt-Fornsbach immer noch auslässt.“ Fast noch wichtiger als der Fahrplan sei aber, dass die Züge auch verlässlich fahren. Gruber: „Dies gilt auch für den im letzten Fahrplanwechsel eingeführten Frühzug für Berufstätige (ab Murrhardt 4.51 Uhr, ab Backnang 5.06 Uhr) – der um 5.28 Uhr in Bad Cannstatt sein soll, aber nicht so verlässlich fährt wie die Verbindung über den leider gestrichenen Bus 390 – ab Murrhardt um 3.57 Uhr zur Weiterfahrt mit der S3 ab Backnang um 4.41 Uhr.“ Ferner sei es wichtig, „dass die Sanierungsarbeiten der Bahn im Bereich Gleise, Signale und Weichen verstetigt werden und dass Zukunftsinvestitionen – wie der vom Bund vorgesehene kreuzungsfreie Ausbau des Bahnhofs Oppenweiler, dem der Ausbau des Bahnhofs Fichtenberg folgen müsste – angegangen und umgesetzt werden, damit nicht ein verspäteter Zug in die eine Richtung auch die andere Richtung ins Stocken bringt“.

Die Fahrplanauskunft des VVS

App und Internet Jedes Jahr gibt es zum großen Fahrplanwechsel Mitte Dezember Neuerungen und Verbesserungen beim Bus- und Bahnangebot. Alle Verbindungen sind in der elektronischen Fahrplanauskunft des VVS über die VVS-App oder die Internetseite www.vvs.de/fahrplanwechsel zu finden.

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Erstellt:
10. Dezember 2022, 06:00 Uhr

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