Fahrverbot: Konzertgänger kündigen ihre Abos

ExklusivSpielstätten in der Kulturhauptstadt Stuttgart in Sorge – Konzertveranstalter Russ fordert Ausnahmeregelung

Stuttgart Wegen des Fahrverbots für ­ältere Dieselfahrzeuge droht den Kulturstätten in Stuttgart ein Besucherrückgang. Wie Recherchen unserer Zeitung ergaben, haben bereits einige Konzertgänger und Theaterbesucher ihre Abos gekündigt.

Konzertveranstalter Michael Russ, der vier Konzertreihen in Stuttgart anbietet, spricht von 40 bis 50 Kündigungen, die bereits ausgesprochen oder angedroht worden seien. Zudem wollten einzelne Kunden ­wegen des Fahrverbots ihre Konzertkarten zurückgeben, die sie zu Weihnachten ­geschenkt bekommen haben.

Laut Russ handelt es sich meist um ältere Menschen aus dem Umland, die in Stuttgart klassische Konzerte besuchen wollen. Diesen sei schwerlich zuzumuten, spätabends noch mit Bus oder Bahn zu fahren oder Park-and-ride-Parkhäuser am Stadtrand anzusteuern. Da Anfang 2020 eine Ausweitung des Fahrverbots auf Euro-5-Diesel droht, befürchtet Russ eine Verschlimmerung der Lage, zumal 40 Prozent der Konzertgänger aus der Region stammten.

In einem Schreiben an Stuttgarts OB Fritz Kuhn (Grüne) hat Russ um eine Ausnahmeregelung gebeten: Kulturinteressierte mit gültigem Ticket sollten demnach von und zu der Spielstätte fahren dürfen. Die Belastung für die Luft würde sich seiner Ansicht nach in Grenzen halten, da die Fahrten abends nach dem Berufsverkehr stattfänden und es insgesamt nicht allzu viele Betroffene gebe – Russ schätzt ihre Zahl auf 250. „Als Deutschlands Kulturhauptstadt Nummer eins sollte Stuttgart auch da Vorbild sein und eine Lösung finden“, fordert Russ.

Auch die Schauspielbühnen in Stuttgart sowie die Kulturgemeinschaft haben nach eigenen Angaben wegen des Fahrverbots schon „einige Kündigungen“ erhalten. Das Staatstheater Stuttgart ist hingegen bislang nicht betroffen. Die Stadt will laut einer Sprecherin den Vorschlag von Russ prüfen, hält eine Umsetzung aber für „schwierig“.

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Erstellt:
10. Januar 2019, 03:14 Uhr

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