Radschnellweg 14 im Kreis Göppingen
Falsche Markierungen, eine Treppe zum Radweg – Radfahrer bemängeln einige Kuriositäten
Bei einem kürzlich fertiggestellten Abschnitt des Radschnellwegs 14 im Kreis Göppingen ist offenbar einiges schiefgelaufen. Verwirrende Vorfahrtsregeln sind nur eine Grund, warum Radfahrer Nachbesserungen fordern.
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© cf/Dirk Messer
Ziemlich verwirrend: Wer soll nun wo laufen beziehungsweise Rad fahren?
Von Julia Bosch
Eine Sache ist Thomas Gotthardt wichtig: Er persönlich und der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) freuen sich über den sogenannten Radschnellweg 14 durchs Filstal. Nur bei dem kürzlich fertig gestellten Teilabschnitt zwischen Salach und Süßen gebe es „einige Mängel“, und dadurch werde die Freude „leider getrübt“. Etwas drastischer drückt sich sein ADFC-Kollege Dirk Messer aus, er spricht unter anderem von einem „Treppenwitz“ und „skurrilen Anschlüssen“.
Fußgänger laufen auf dem Radweg
Der Radschnellweg 14 (RS 14) soll laut dem baden-württembergischen Verkehrsministerium perspektivisch 22 Kilometer lang werden und Ebersbach an der Fils mit Süßen verbinden. Thomas Gotthardt legt Wert darauf, dass es bei einem Radschnellweg nicht darum gehe, dass dort Rennradfahrer und Mountainbiker entlangrasten, sondern dass es eine möglichst kreuzungsfreie Direktverbindung ohne Umwege und Ampeln gebe – für Alltagsradler, Pendler und Familien.
So ganz einfach ist das auf dem kürzlich fertig gestellten Teilstück zwischen Salach und Süßen entlang der alten B 10 aber nicht. Denn auf dem Radweg sind auch Fußgänger unterwegs – was zwar eigentlich verboten ist, aber in der Praxis laufen sie eben dort, weil sie sonst einen Umweg machen müssten. „Wir hatten im Vorhinein darauf hingewiesen, dass es für Fußgänger eine gute Lösung braucht“, sagt Thomas Gotthardt.
Vom zuständigen Regierungspräsidium in Stuttgart heißt es dazu, dass bei Radschnellwegen in der Regel angestrebt werde, Fußgänger auf parallele, separate Wege zu führen – diese seien jedoch nicht erforderlich. Und weil es zwischen Salach und Süßen mehrere Alternativen gebe, sei kein separater Fußweg angelegt worden. Allerdings solle die Situation „nochmals beleuchtet werden“ bei einem Termin mit dem Landratsamt Göppingen nach der Gesamtfertigstellung des RS 14 zwischen Eislingen und Süßen, sagt Stefanie Paprotka, die Sprecherin des Regierungspräsidiums.
Mal haben Autos Vorfahrt, mal die Radfahrer
Als großes Manko bezeichnet der ADFC außerdem die unterschiedlichen Vorfahrtsregeln an sehr nahe beieinander liegenden Kreisverkehren: So haben beim Kreisverkehr in Süßen Radfahrer Vorfahrt, beim rund einen Kilometer entfernten Kreisverkehr am Ortsschild von Salach Autos. „Das liegt daran, dass laut Straßenverkehrsordnung (StVO) nur innerorts Radler bevorrechtigt werden, aber das erzeugt eine große Unsicherheit, denn wer kennt die StVO auswendig?“, sagt Gotthardt.
Einige Verkehrsschilder seien zudem falsch aufgestellt sowie Bodenmarkierungen falsch gesetzt worden; etwa wurden Fußgänger- und Radfahrersymbole vertauscht. Auch die Abschrägungen am Süßener Kreisverkehr seien alles andere als optimal für Radfahrer: „Man hoppelt da über Verkehrsinseln und sollte besser keine Eier oder Glasflaschen transportieren.“
Eine Treppe führt zum Radweg
Und was ist nun mit dem „Treppenwitz“? Diese Bezeichnung kommt daher, dass von der Haydnstraße in Süßen aus eine Treppe auf den Radschnellweg führt. Das ist insofern kurios, als dass Fußgänger auf dem Radweg ja eigentlich gar nicht unterwegs sein dürfen – und zugleich vor allem für Pedelec- und Lastenradfahrer sowie für Radfahrer mit Kinderanhänger eine Treppe quasi unüberwindbar ist.
Vom Regierungspräsidium heißt es, dieser Weg sei nicht für den Radverkehr zugelassen, sondern werde von Fußgängern vereinzelt als Querung in das Gewerbegebiet genutzt. Allerdings habe man inzwischen gemeinsam mit der zuständigen Stadt Süßen festgelegt, dass dort eine Schieberampe hinkommen soll, über die auch Radfahrer zum Radschnellweg gelangen können. „Diese konnte leider noch nicht geliefert werden“, sagt Paprotka.
„Das Fahrrad muss als vollwertiges Verkehrsmittel akzeptiert werden“
Fragt man Thomas Gotthardt, was er sich wünscht, nennt er zwei Dinge. Zunächst einmal eine einheitliche Regelung, „es darf sich nicht alle paar Meter das Vorfahrtsrecht ändern“. Zum anderen müsse die Planung für den Radverkehr „genauso ernsthaft betrieben werden wie für den Kfz-Verkehr“. Schließlich würde man bei einer Straße für Autos auch nicht sagen, dass Fußgänger dort zwar theoretisch nicht erlaubt seien, aber es auch kein großes Problem sei, wenn diese auf der Straße liefen. „Das Fahrrad muss als vollwertiges Verkehrsmittel akzeptiert werden.“
Trotzdem betont er, dass der RS 14 „definitiv eine Verbesserung zum bisherigen Zustand ist“ – vor allem wenn in Kürze das zweite Teilstück fertig gestellt werde und es dann eine durchgehende Radroute von Süßen bis Eislingen gebe. „Es ist nicht alles nur schlecht.“