Forderungen an die Politik
Familienunternehmer wollen KI statt Bürokratie
Der neue Landesvorsitzende Robin Morgenstern legt einen Katalog zur Landtagswahl vor. Auch Guido Buchwald ist bei der Morgenstern AG mit von der Partie.
© Anne Großmann Fotografie
Der neue Landesvorsitzende der Familienunternehmer,Robin Morgenstern, hat Ideen, wie die Wirtschaft wieder ins Laufen kommt.
Von Ulrich Schreyer
Mehr Künstliche Intelligenz, weniger Beamte – dies fordert der Verband Familienunternehmer Baden-Württemberg. „Wir verlangen, dass frei werdende Stellen in der Landesverwaltung nicht komplett nachbesetzt werden“, sagt der neue Landesvorsitzende des Verbandes, Robin Morgenstern aus Reutlingen, zu einem umfangreichen Katalog zur Landtagswahl. „Statt dessen könnte man KI einsetzen“, meint Morgenstern. Weiter wird unter anderem verlangt, dass neue Gesetze nach fünf Jahren überprüft werden. Eine weitere Forderung ist die jährliche Reduzierung der Ausgaben des Landes um zwei Milliarden Euro. Nach Ansicht des Verbandsvorsitzenden könnte dies „durch eine globale Minderausgabe geschehen, die den Ministerien vorschreibt, wie viel Geld sie einsparen müssen“. Das Land solle sich auf seine Kernaufgaben konzentrieren, weniger Geld in Förderprogramme stecken und die Programme schrumpfen lassen.
Gegen die Förderung einzelner Branchen
„Wir Familienunternehmen sind gegen Förderungen, die einzelne Branchen oder Unternehmen bevorzugen“, sagt Morgenstern zu den Grundsätzen seines Verbandes. Zu den bundesweit 6500 Mitgliedern, davon mehr als 1000 in Baden-Württemberg „gehört der Handwerker mit zehn Beschäftigten, aber auch der Mittelständler mit mehr als 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“. Nach dem eigenen Anspruch vertritt der Verband aber weit mehr, nämlich rund 180 000 Familienunternehmen mit mehr als acht Millionen Beschäftigten. Vor diesem Hintergrund hält der Landesvorsitzende auch nichts von der – inzwischen von der Bundesregierung beschlossenen – Subventionierung des Industriestroms. Statt dessen sollte der Strom insgesamt preiswerter werden.
Und auch dies ist ihm wichtig: „Wer dank der höheren Lebenserwartung in der Lage sei, länger zu arbeiten, müsse dies auch tun: „Der einzelne hat eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und der jungen Generation“. Morgenstern weiß sicher, dass er mit all seinen Forderungen dicke Bretter bohren muss. „Wenn ich etwas bewirken kann, investiere ich gerne meine Zeit“, sagt der 48-Jährige zu seinem Verbandsengagement.
Dass er dieses in Angriff nehmen konnte, hat er möglicherweise einem Trick seines Vaters zu verdanken. Nach dem Abitur an der Reutlinger Waldorfschule und der Bundeswehr studierte er an der Fachhochschule Nürtingen-Geislingen. Schon damals, aber auch noch einige Zeit später war er in der Immobilienbranche tätig, dacht auch darüber nach, Architekt zu werden. Doch zur 1971 von seinem Vater Bernhard Morgenstern gegründeten Firmengruppe gehörte auch ein kleines Unternehmen im nordbayerischen Hof. Dieses handelte nicht nur mit Büromaterial und Büromöbeln – sondern war auch finanziell angeschlagen. Im Jahr 2003 bat der Vater ihn, im bei der Sanierung zu helfen – und der Sohn sinniert noch heute darüber nach, ob das vielleicht ein trickreiches Lockmittel zum Eintritt in das elterliche Unternehmen war. Die Sanierung gelang, verkleinert gibt es das Unternehmen in Hof immer noch. „Mir diese Herausforderung zuzutrauen sah mein Vater möglicherweise als Chance, mich für Morgenstern zu begeistern. So bin ich in die Firma unserer Familie reingerutscht“, sagt der Sohn.
Das Runde ins Eckige
Seit 2004 ist Robin Morgenstern Vorstandsvorsitzender der Morgenstern AG, deren Aktien in den Händen der Familie liegen. Das auf Dokumentenmanagement und Digitalisierung in Büros spezialisierte Unternehmen steigerte seinen Umsatz im vergangenen Jahr um mehr als vier Prozent auf 46 Millionen Euro und beschäftigt 310 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 200 am Stammsitz in Reutlingen und schreibt schwarze Zahlen. Dieses Jahr wird der Umsatz wohl nicht steigen: Der Verkauf von Hardware wie Druckern geht zurück, Software und Beratung nehmen zu. Software und Beratung bringen zwar weniger Umsatz, sorgen nach den Worten des Firmenchefs aber für Gewinn.
Über diesen wacht auch ein bekannter ehemaliger VfB-Profi und Nationalspieler. Privat gab es bereits Kontakte zu Guido Buchwald, aber „wir waren damals ein Reutlinger Unternehmen und die Stuttgarter kauften nicht gerne etwas in Reutlingen“, berichtet Morgenstern, der seit 2017 auch Vizepräsident der IHK Reutlingen ist. „Mit Buchwald haben wir 1990, kurz, nachdem Deutschland Weltmeister geworden war, in Stuttgart eine gemeinsame Firma gegründet“, berichtet Morgenstern. „Wir haben gesagt, wir packen Deine Popularität und unsere Erfahrung zusammen. Das war für uns der Einstieg in den Stuttgarter Markt“. Die Firma gibt es zwar nicht mehr – aber Buchwald ist immer noch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Morgenstern AG. So hilft er mit, dass dort, wie es im Fußball heißt, „das Runde in das Eckige geht“.
