Fan-Unfall überschattet Sieg
Der Sport rückt beim 2:1 des 1. FC Heidenheim gegen den FC Augsburg – dem erlösenden ersten Saisonsieg für den Club – in den Hintergrund: Es gibt große Sorgen um einen vom Zaun gestürzten FCH-Anhänger.
Von dpa/sid
Heidenheim - Der erste Saisonsieg des 1. FC Heidenheim ist von einem schweren medizinischen Notfall überschattet worden. „Es sieht so aus, dass ein Fan vom Zaun gestürzt ist und um sein Leben kämpft“, sagte Heidenheims Trainer Frank Schmidt nach dem 2:1 (0:0) am Samstag gegen den FC Augsburg über den Zwischenfall gegen Ende der Partie. „Drücken wir alle die Daumen und beten. Fußball tritt in den Hintergrund. Momentan sind wir mit den Gedanken woanders.“
Der Fan sei stabilisiert worden und werde per Hubschrauber ins Krankenhaus transportiert, sagte der Sprecher des 1. FC Heidenheim am Samstag. Am Sonntag gab es nach Vereinsangaben zunächst keine neuen Informationen. Der Stand sei der, der bereits am Samstag kommuniziert wurde.
„Wenn ein Hubschrauber im Stadion landet, kann man sich vorstellen, dass es nicht nur eine Lappalie ist, dann ist es etwas Schlimmes“, sagte FCH-Coach Schmidt am Samstag. „Ich habe auch nur von den Fans gehört, dass beim 2:0 ein Fan über den Zaun gestürzt und mit dem Kopf aufgestoßen ist und länger bewusstlos war.“ Die Pressekonferenz begann Heidenheims Sprecher mit einer mit beiden Clubs abgestimmten Stellungnahme: „Wir schicken alle Kraft dieser Welt – und zwar beide Vereine – an den verunglückten Fan.“
Statt wie gewöhnlich bei der Pressekonferenz nach Bundesliga-Spielen über den Sport zu reden, wurden diese nach Statements zu dem Notfall beendet. „Als wir das mitbekommen haben, haben wir Gänsehaut gehabt. Wir senden Energie und Liebe“, sagte FCA-Trainer Sandro Wagner.
Gegen Ende der Partie war die Stimmung in der Arena bedrückt gewesen. Direkt hinter dem Augsburger Tor war die Szenerie mit Fahnen abgedeckt worden, dort waren die Sanitäter im Einsatz. Auch die Heidenheimer Profis konnten ihren Erfolg nicht recht genießen. „Die Gedanken sind bei unserem Fan und seiner Familie“, sagte Verteidiger Tim Siersleben.
Sirlord Conteh, der für die zuvor punktlosen Heidenheimer sieben Minuten nach dem Führungstreffer von Mikkel Kaufmann (47.) auf 2:0 erhöht hatte, zeigte sich ebenfalls betroffen. „Ich hoffe sehr, dass es dem Fan wirklich gut geht demnächst. Ich habe nicht mitbekommen, was genau passiert ist, aber die gesamte Mannschaft steht voll hinter ihm“, sagt er. „Ich wünsche ihm eine gute Besserung und hoffe, dass er uns bald wieder im Stadion besuchen kann.“
Phillip Tietz (90.+8) gelang spät nur noch der Anschlusstreffer für die Augsburger. Der FCH ist nun punktgleich mit dem formschwachen FCA. „Nicht nur ich, sondern das gesamte Team hat sich mit mir gefreut, und darüber freue ich mich sehr“, sagte Conteh zu seinem Tor. „Daran hat man gemerkt, dass wir eine Einheit geworden sind. Die ersten Spiele waren natürlich nicht so prickelnd, aber jeder weiß jetzt, worum es geht. Das hat man auch gemerkt. Ein Riesenlob an die Fans, die uns auch mega gepusht haben.“
Dass ein paar Anhänger nach dem Spielende erbost aufs Spielfeld gelaufen waren, erklärte der Heidenheimer Trainer mit den besonderen Umständen. „Wenn die Fans sehen, dass einer von ihnen bewusstlos um sein Leben kämpft, dann gehen die Emotionen hoch“, sagte Schmidt. Was genau dahintergesteckt habe, wisse er nicht. „Da musste ich mich ein Stück weit schützend vor die Augsburger stellen. Sie haben wahrscheinlich gar nicht gewusst, um was es da geht.“
Vor der Länderspielpause geht es für den FCH jetzt noch zum VfB Stuttgart. Doch das Derby war am Samstag noch weit weg. „ Ich hatte es klar vor dem Spiel formuliert, dass wir dieses Spiel gewinnen mussten, um nicht richtig unten reinzurutschen“, sagte Schmidt. „Das heißt nicht, dass wir uns jetzt befreit haben. Wir sind aber zurück, die Mannschaft hat eine tolle Leistung gezeigt. Das Sportliche war top, trotzdem sind gerade andere Dinge in meinem Kopf.“
