Farbenfrohe Kraft des Lichtes

Werke von Alfred Lehmann im Helferhaus unter dem Titel „Figurenkompositionen, Wald und Landschaft“ ausgestellt

„Figurenkompositionen, Wald und Landschaft“ heißt die Ausstellung mit Werken von Alfred Lehmann, die gestern in der Galerie im Helferhaus eröffnet wurde. Ein Vorbild war dem Stuttgarter Maler der Künstler Paul Cézanne. Im Kabinett gibt es zudem historische Backnang-Fotos zu sehen, die durch aktuelle Aufnahmen vom Kronenviertel ergänzt wurden.

Während Alfred Lehmanns frühere Werke noch etwas verhalten waren, zeigen die jüngeren Bilder eine leuchtende Farbkraft, wie die „Begrüßung“, aus dem Jahr 1970. Fotos: P. Wolf

© Peter Wolf

Während Alfred Lehmanns frühere Werke noch etwas verhalten waren, zeigen die jüngeren Bilder eine leuchtende Farbkraft, wie die „Begrüßung“, aus dem Jahr 1970. Fotos: P. Wolf

Von Claudia Ackermann

BACKNANG. Farbe steht im Mittelpunkt bei den Gesamtstrukturen der Bilder von Alfred Lehmann (1899 bis 1979). Die Ausstellung in der Galerie des Backnanger Heimat- und Kunstvereins ist eine Zusammenarbeit mit der Alfred-Lehmann-Stiftung Stuttgart. Grußworte sprach der Vorsitzende Eduard Engert, der die Ausstellungen mit Arbeiten zusammengestellt hat. Musikalisch umrahmt wurde die gut besuchte Vernissage von Nepomuk Golding am Akkordeon. Der 18-Jährige aus Esslingen beeindruckte mit seinem Spiel von italienischer Barockmusik bis hin zu modernen Stücken für Akkordeon.

Eine Einführung hielt Ernst Hövelborn, Vorsitzender des Heimat- und Kunstvereins. „Alfred Lehmann schöpft einerseits aus den Erfahrungen des Impressionismus, die sich aus den optischen Mischungen der Farben und der formauflösenden Kraft des Lichtes speist, und auf der anderen Seite steht Cézanne, der dem Bild gegen den temporären Aspekt der Impressionisten Zeit und Dauer geben wollte“, führte Hövelborn aus.

Das Licht in südlichen Ländern
hat Alfred Lehmann zu seinen Arbeiten inspiriert

Ein „Selbstporträt mit Büchern“ aus dem Jahr 1961 empfängt den Besucher im Eingangsbereich der Galerie. Der erste Raum des Rundgangs ist den Figurenkompositionen von Alfred Lehmann gewidmet. Die Körper sind nicht individualisiert, sondern fügen sich in die Natur ein. Mit hellen Farben heben sie sich von der dunkleren Farbe der Umgebung ab. „Drei Menschen vor abstraktem Grund“ ist der Titel eines Bildes von 1973. Im Jahr 1954 hat er „Gruppe Blau – Gelb – Grün“ gemalt, wobei die kräftigen Farben im Vordergrund stehen.

Der Rundgang führt zu den Landschaftsbildern des Malers mit mediterraner Vegetation, wie bei den Bildern aus dem Jahr 1966 „Zypressen bei Garda“ und „Alte Olivenbäume – Andraitx“. Immer wieder ist das Meer ein Motiv. Eine heitere Atmosphäre strahlen diese Bilder aus. Intensiv leuchtet Rot zwischen Blau und Grün. Das Licht in südlichen Ländern hat Alfred Lehmann zu diesen Arbeiten inspiriert. Vereinzelt sind Gebäude in der Landschaft verstreut. Dem Maler geht es nicht um eine präzise Darstellung des Gesehenen, sondern vielmehr um die künstlerische Umsetzung seiner Eindrücke.

Bei früher entstandenen Bildern sind die Farben noch verhaltener. Etwa bei „Blick über den Fasanengarten – Gerlingen“, das 1936 entstand. Alfred Lehmann hat nach seinem Kriegseinsatz im Ersten Weltkrieg von 1919 bis 1923 an der Kunstakademie Stuttgart studiert. An seinem Wohnsitz in einem Gartengrundstück in Gerlingen richtete er sein erstes Atelier ein. Hier entstand seine bekannte Reihe der „Gerlinger Landschaften“. Auch bei diesen Arbeiten ist nicht das einzelne Detail wichtig, sondern die Gesamtstruktur des Bildes.

Im letzten Raum werden „Waldbilder“ des Künstlers, vorwiegend aus den späten 1970er-Jahren gezeigt. Immer wieder tauchen aus dem dichten Gefüge der Stämme Durchlichtungen auf. Alfred Lehmann arbeitet hier mit einer Vielzahl von differenzierten Grüntönen und Schattierungen. Überraschende Lichter lassen den dichten Wald nicht düster erscheinen.

Zeitgleich wird im Helferhaus noch einmal die Ausstellung von Peter Wolf „Vom Kalten Wasser zum Schillerplatz und Obstmarkt“ mit historischen Fotos gezeigt, die bereits vom 28. Januar bis 18. Februar im Kabinett des Helferhauses zu sehen war. Aus aktuellem Anlass wurde die Ausstellung mit Fotos ergänzt, die im ersten Halbjahr 2018 entstanden sind und die Abrissphase der Gebäude im Kronenviertel zeigen. Ganz neue Foto-Perspektiven ergeben sich durch die derzeitige Freifläche auf umliegende Gebäude und den Backnanger Stadtturm.

Beide Ausstellungen können bis zum 30. September im Helferhaus, Petrus- Jacobi-Weg 5 besichtigt werden. Die Öffnungszeiten sind jeweils: dienstags
bis freitags von 17 bis 19 Uhr, samstags
und sonntags von 14 bis 19 Uhr.
Der Eintritt ist frei.

Das „Selbstporträt mit Büchern“ hängt im Eingangsbereich der Galerie im Helferhaus.

© Peter Wolf

Das „Selbstporträt mit Büchern“ hängt im Eingangsbereich der Galerie im Helferhaus.

Zum Artikel

Erstellt:
3. September 2018, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!
Schockanrufe und Cyberkriminalität nehmen stetig zu. Zur Prävention bemüht sich die Polizei um Aufklärungsarbeit bei der Bevölkerung. Die Schwierigkeit dabei: Die Täter ändern ihre Maschen ständig. Archivfoto: Tobias Sellmaier
Top

Stadt & Kreis

Cyberkriminalität und Gewalt nehmen im Raum Backnang zu

Die Kriminalitätsstatistik des Polizeipräsidiums Aalen verzeichnet für 2023 steigende Fallzahlen in fast allen Bereichen. Teilweise sei dies eine Normalisierung gegenüber den Pandemiejahren, doch Polizeipräsident Reiner Möller sieht auch Anzeichen von Verrohung in der Gesellschaft.

Stadt & Kreis

Erste Jugendkonferenz in Backnang

Schülerinnen und Schüler der Helmut-Rau-Realschule in Mainhardt diskutieren gemeinsam mit ihren Backnangern Mitschülern der Max-Eyth-Realschule ihre Anliegen an die Politik. Die Jugendlichen wünschen sich vor allem, mehr Alltagskompetenzen vermittelt zu bekommen.