Tödliche Schüsse in Bad Friedrichshall
Fassungslosigkeit am Tag nach Gewalttat im Firmengebäude
Einen Tag nach der Tat in einer Maschinenbaufirma in Bad Friedrichshall, bei der ein Mann zwei Arbeitskollegen mit Schüssen getötet und einen weiteren schwer verletzt haben soll, werden weitere Details zum mutmaßlichen Täter und den Opfern bekannt.
Von Florian Dürr
So etwas habe er noch nicht erlebt: Einen Tag nach dem dramatischen Geschehen in der Firma in Bad Friedrichshall ist der langjährige Mitarbeiter fassungslos. Am Dienstagabend hatte ein Mann dort mit Schüssen zwei Kollegen getötet und einen weiteren schwer verletzt. Am Mittwochmittag bei leichtem Nieselregen steht der Mitarbeiter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, nun vor dem Gebäude der Firma, die sich auch auf die Konstruktion von Zahnrädern spezialisiert hat. Innen untersuchen Mitarbeiter der Spurensicherung den Tatort. Außen an den Scheiben der Eingangstüren steht der Hinweis: „Betrieb ist heute geschlossen.“
Ehemaliger Mitarbeiter der Firma: Todesopfer waren Brüder
Rückblende. Am Abend zuvor betritt der mutmaßliche Täter, ein 52-jähriger Deutscher und ebenfalls ein Mitarbeiter des Unternehmens, gegen 17.45 Uhr maskiert das Gebäude in dem Industriegebiet und feuert die Schüsse auf seine Arbeitskollegen ab. Dann flüchtet er. Erst Stunden später kann ihn das SEK an seinem Wohnort im 30 Autominuten entfernten Seckach (Neckar-Odenwald-Kreis) festnehmen. Bei einer Hausdurchsuchung finden die Beamten zwei Waffen und Munition. „Eine dieser Waffen hat das gleiche Kaliber wie am Tatort aufgefundene Munitionsteile“, heißt es in einer Pressemitteilung am Mittwochabend.
Zwei Männer, 44 und 49 Jahre alt, überleben den Angriff nicht, ein 52-Jähriger schwebt bei Redaktionsschluss am Mittwoch noch in Lebensgefahr. 25 Menschen befinden sich zum Tatzeitpunkt in dem Gebäude. Bei der Flucht soll der Mann weiteren Arbeitskollegen begegnet sein – ohne diese jedoch anzugreifen. Der Kollege der Opfer, der einen Tag danach vor der Firma steht, ist selbst nicht vor Ort, als die Schüsse fallen: „Ich arbeite in der Frühschicht“, sagt er.
Tatverdächtiger Mitglied im Schützenverein, Waffe legal besessen
Neben ihm steht ein ehemaliger Arbeitskollege, der erfahren hat, was passiert ist, und sich am Mittwoch auf den Weg zu seiner früheren Arbeitsstätte macht: Eines der Opfer sei „der beste Arbeiter“ gewesen, sagt er. „Beide waren es“, entgegnet ihm jener aus der Frühschicht. Bei den Opfern soll es sich um zwei Brüder handeln, gibt der ehemalige Mitarbeiter an, später bestätigen das auch Polizei und die zuständige Staatsanwaltschaft. Weiter erzählt er, dass das Auto des jüngeren Bruders bereits vor der Tat mutwillig beschädigt worden sein soll. Er zeigt auf einen Pkw, der auf dem Parkplatz vor der Firma steht und auf dessen Beifahrerseite lange Kratzer zu sehen sind. „Die Reifen wurden ihm auch schon mal aufgestochen“, berichtet er. Allerdings: Diese Information bestätigen am Mittwoch weder Polizei noch Staatsanwaltschaft.
Der mutmaßliche Todesschütze befindet sich mittlerweile in Untersuchungshaft: Zweifacher Mord und versuchter Mord werden ihm vorgeworfen. Er schweigt bisher zu den Vorwürfen. Am Tag nach der Tat werden weitere Details bekannt: Der 52-Jährige hat die Schusswaffe laut Polizei legal besessen und war Mitglied eines Schützenvereins, wie die „Heilbronner Stimme“ zuerst berichtet.
Zudem soll der Mann laut Informationen des SWR bei einem ehemaligen Arbeitgeber einen Betriebsrat geschlagen haben und daraufhin gekündigt worden sein. Auch aus einem weiteren Unternehmen sei zu hören, dass der Tatverdächtige mehrere Male ausgerastet und Mitarbeitern gedroht haben soll. Was aber das Motiv der Tat war, bleibt am Mittwoch offen. Dazu ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft weiter.