Fast zehn Jahre Haft für Drogenhandel und Diebstähle
Landgericht setzt mit dem Urteil gegen den mehrfach vorbestraften Hauptangeklagten ein Zeichen. Mittäter muss eineinhalb Jahre in Haft.

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Von Bernd S. Winckler
Backnang/Aspach/Stuttgart. Es waren zu viele Drogen und zu viele Vorstrafen. Deshalb musste das Gericht ein Zeichen setzen: Ein 34-Jähriger aus Aspach muss jetzt laut dem Urteil des Stuttgarter Landgerichts wegen Drogenhandels und schweren Bandendiebstahls insgesamt neuneinhalb Jahre hinter Gitter. Und ein 36-Jähriger, der ebenfalls aus der Backnanger Gegend stammt, wurde wegen Beihilfe zum Rauschgifthandel zu einem Jahr und sechs Monaten Haft verurteilt.
Mit diesen Urteilen beendete am gestrigen Mittwoch die 18. Große Strafkammer am Stuttgarter Landgericht einen Prozess, in dem es nicht ausschließlich um Rauschgifthandel von sehr großen Mengen ging, sondern auch um Bandendiebstahl. Letzteres hatten nach den richterlichen Feststellungen die beiden Angeklagten nur deshalb verübt, um durch den Verkauf der Diebesbeute – wertvolle Teile von Baugerüsten – Finanzmittel zum Einkauf großer Drogenmengen zu erhalten. Die Stuttgarter Richter stellten fest, dass das Duo ab Anfang vergangenen Jahres auf zahlreichen Baustellen im gesamten Rems-Murr-Gebiet zur nächtlichen Stunde Baugerüste beziehungsweise Teile von Baugerüsten abbaute und abtransportierte. Obwohl dieses Diebesgut wertvoll war, hatten sie allerdings durch den Verkauf auf dem einschlägigen Schwarzmarkt nicht einmal 50 Prozent des eigentlichen Wertes kassieren können. Im Urteil wurden ungefähr 50000 Euro als erwirtschaftet angenommen.
Dennoch wurde dieser Erlös in die Beschaffung von Drogen investiert. Das Rauschgift verschiedener Substanzen wie Marihuana, Kokain und Amphetamine wurde bei einem spanischen Dealer bestellt – und dann per Paket zu den Wohnanschriften der Angeklagten nach Aspach und Backnang ausgeliefert.
Und das war nicht wenig. Der Inhalt jener Pakete, die der Hauptangeklagte in der Zeit zwischen Januar 2020 und Februar 2021 über die Adresse eines anderen Hausbewohners seiner Wohnanschrift in Empfang nahm, bestand zum Teil aus mehreren Kilo der Ware. Unter dem Strich kamen weit über zehn Kilo zusammen, zu einem Verkaufswert im fünfstelligen Bereich. Allein im Februar dieses Jahres waren auf diese Weise in mehreren Lieferungen bis zu vier Kilo Drogen aus Spanien in Aspach und Backnang eingetroffen. Das letzte Paket traf am 25. Februar dieses Jahres mit über einem Kilo Marihuana und zusätzlich einem Kilo Amphetamin an. Zwei Wochen danach klickten dann bei den beiden Beschuldigten die Handschellen.
Die Polizei konnte mehrere Kilo Drogen sicherstellen
Nicht alle Drogen gelangten allerdings in den Konsumentenhandel. Die Polizei konnte einen großen Teil sicherstellen, und zwar mehrere Kilos, auf deren Rückgabe die beiden Angeklagten jetzt vor Gericht ausdrücklich verzichteten, ebenso auch auf ihre sichergestellten Handys und die Drogenutensilien sowie eine größere Menge Bargeld. Jedoch war nur der Ältere der beiden vor der Stuttgarter Strafkammer geständig, als Empfänger für einige der Drogenlieferungen tätig gewesen zu sein. Er kam mit der Strafe von eineinhalb Jahre davon, allerdings ohne Bewährung, weil er zur Tatzeit bereits unter Bewährung stand.
Deutlich härter traf es seinen 34-jährigen Kumpel jetzt vor der 18. Strafkammer. Nachdem gestern Oberstaatsanwalt Michael Wahl für ihn wegen Bandendiebstahls und Drogenhandels eine Gesamtstrafe von zwölfeinhalb Jahren beantragte, milderte das Gericht diese im Urteil auf neuneinhalb Jahre ab. Der Mann ist insgesamt viermal einschlägig vorbestraft, auch dies wurde in der Gesamtstrafe mit gewürdigt. Zudem hat er jetzt nur einen Teil der Vorwürfe zugegeben.
Da der Hauptangeklagte hochgradig rauschgiftsüchtig ist, ordnete das Gericht auch noch die Einweisung in eine entsprechende Entzugseinrichtung an, vorher müssen jedoch zweieinhalb Jahre Haft von den neuneinhalb Jahren verbüßt werden.