The Outer Worlds 2 im Test
Feine Kost für eingefleischte Rollenspielliebhaber
Von allem ein bisschen mehr, aber letztlich der Tradition verhaftet: Das neue „The Outer Worlds 2“ macht vieles gut, spricht aber vor allem Rollenspielfans an.
 
          © Obsidian Entertainment
Die Welt in „Outer Worlds 2“ ist wieder bunt und hübsch geraten.
Von Lukas Jenkner
“The Outer Worlds“ ist vor fünf Jahren ein kleiner Überraschungshit gewesen. Eine liebevoll gestaltete Welt, skurrile Charaktere, eine stabile Spielmechanik, vor allem aber der anarchische Humor machten das Spiel von Entwickler Obsidian Entertainment zu einer Mischung aus „Fall Out“ und „Per Anhalter durch die Galaxis“ und zum Publikumsliebling.
Nun ist der Nachfolger „The Outer Worlds 2“ auf dem Markt, und das Fazit lautet: Wer den ersten Teil mochte, wird mit dem zweiten bestens bedient. Alles ist ein bisschen komplexer und besser geworden, von der Grafik bis zur Story – allerdings gibt es keine echten Innovationen im Gameplay, „The Outer Worlds“ bleibt ein traditionelles Rollenspiel, im Guten wie im weniger Guten.
Drei Fraktionen kämpfen um die Vorherrschaft im Arcadia-System
Den Spieler verschlägt es ins gleiche Universum, Ort der turbulenten Handlung ist dieses Mal allerdings das Arcadia-System, in dem sich drei Fraktionen befehden: Das hyperkapitalistische Mega-Konglomerat Auntie’s Choice, das Konsum und Ausbeutung predigt und Arcadia soeben überfallen hat, das Protektorat, das eher kommunistisch orientiert ist und Abweichler gerne einer Gehirnwäsche unterzieht; sowie der Orden der Aszendenten, der die Wissenschaft zur Religion erhebt, dabei aber nicht immer die Wirklichkeit vor Augen.
Alle Fraktionen haben zwangsläufig widerstreitende Interessen, und dem Spieler obliegt es nun, sich durch die teils arg feindliche und mit allerlei tödlichem Getier und Maschinen bevölkerte Welt zu schlagen, die eigenen Ziele zu verfolgen und sich dabei die gegenseitige Feindschaft der Parteien zunutze zu machen. Das führt regelmäßig zu Wendungen in der Handlungen, weil Entscheidungen für eine Fraktion Konsequenzen bei der anderen haben.
Charakterentwicklung: Viele Eigenschaften, wenige Punkte
Der eigene Charakter wird rollenspielmäßig mit einigen Grundeigenschaften ausgestattet, die dann mit wachsender Erfahrung verbessert und erweitert werden. Das reicht vom Nahkampf über Wahrnehmung bis hin zur Rhetorik oder Führung, mit der sich die Dialog-Fähigkeiten verbessern. Die Möglichkeiten sind zahlreich, da gilt es die wenigen Punkte, die beim Levelaufstieg zur Verfügung stehen, sorgsam einzusetzen. Witzig: Zu allererst gilt es einen Hintergrund auszuwählen, das ist eine grobe Herkunft, mit der sich gewisse Charaktereigenschaften verbinden. Das reicht vom prinzipientreuen Gesetzeshüter bis zum unzuverlässigen Herumtreiber.
Dialoge gibt es wie im Vorgänger schon eine ganze Menge. Einen guten Teil der Zeit verbringen wir im Gespräch mit diversen Figuren und hören viel zu, um dann eine ganze Reihe von Antwortoptionen durchzulesen und zu durchdenken, denn jede Entscheidung will gut abgewogen sein. „The Outer Worlds 2“ ist sprach- und textlastig, immerhin sind die Dialoge oft genug humorvoll, und die verzwickt bis absurde Handlung hält einen gut bei der Stange.
Umfangreiches Waffenarsenal mit vielen Modifikationen
Gekämpft wird natürlich auch, im Laufe des Spiels sammelt sich ein umfangreiches Waffenarsenal an, das an Werkbänken mit diversen Rohstoffen und Gimmicks verbessert oder modifiziert werden kann – traditionelles Crafting eben. Die einzigartigen Wummen sehen mitunter herrlich verrückt aus und lassen sich auch entsprechend nutzen.
Nicht fehlen in einem Rollenspiel darf eine Party: eine Gruppe von Begleitern, deren Fähigkeiten sich der Spieler zunutze machen kann. „The Outer Worlds 2“ bietet insgesamt sechs Figuren im Spielverlauf, von denen sich bei Missionen zwei anschließen können. Am charmantesten und nützlichsten hat sich die Heildrone V.A.L.E.R.I.E erwiesen. Die Begleiter können auch mit Erfahrungspunkten weiterentwickelt werden.
The Outer Worlds 2 begeistert mit schrägem Humor
Alles in allem bietet „The Outer Worlds 2“ also feinste Rollenspielkost, eine ausgefeilte Story in einem liebevoll gestalteten Universum mit vielen schrägen bis tragischen Charakteren, vor allem aber den aus dem ersten Teil bereits wunderbaren schrägen Humor, der sogar das Spielmenü zu einem Vergnügen macht. Wer sich das Spiel zulegt, muss allerdings auch Spaß an vielen Dialogen und beim Lesen Textzeilen haben, und die Rollenspielmechanik ist immer mal wieder doch sehr präsent. Da bieten andere Spiele ein mehr immersives Erlebnis.
„The Outer Worlds 2“ ist auf Playstation 5, XBox und PC erschienen und kostet 69,99 in der Standard Edition und 99,99 Euro in der Premium Edition.

 
             
            