Vor der Fußball-Weltmeisterschaft
Fifa-Chef Infantino könnte Trump mit „Friedenspreis“ ehren
Gut ein halbes Jahr vor der WM planen Trump und Fifa-Chef Infantino eine enge Zusammenarbeit. Am Freitag könnte diese mit einer umstrittenen Auszeichnung ihren Höhepunkt erreichen.
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Gut ein halbes Jahr vor der Fußball-Weltmeisterschaft geben sich Donald Trump und Fifa-Chef Infantino als ziemlich beste Freunde (Archivfoto).
Von red/AFP
Gut ein halbes Jahr vor der Fußball-Weltmeisterschaft in den USA, Kanda und Mexiko geben sich US-Präsident Donald Trump und Fifa-Chef Gianni Infantino als ziemlich beste Freunde. Am Freitag könnte die Männerbündelei ihren vorläufigen Höhepunkt erreichen. Infantino will offenbar Trumps Ego schmeicheln und ihm bei der WM-Auslosung in Washington einen neuen Fifa-"Friedenspreis" verleihen - eine Art Trostpreis für den entgangenen Friedensnobelpreis.
Die Fifa will ihre neue Auszeichnung nach eigenen Angaben an eine Persönlichkeit verleihen, die sich auf "außergewöhnliche Weise für den Frieden eingesetzt" hat. Infantino hatte wiederholt deutlich gemacht, dass er den US-Präsidenten für einen Top-Kandidaten hält, unter anderem wegen seines Einsatzes für einen Waffenstillstand im Gaza-Krieg.
Trump hatte seit seinem Amtsantritt im Januar immer wieder den Friedensnobelpreis für sich beansprucht. Er ging im Oktober bei der Vergabe in Oslo allerdings leer aus, was der Präsident als "Beleidigung" anprangerte. Ausgerechnet die Fifa und Infantino könnten nun für die erhoffte Anerkennung hoffen. Dies soll im Rahmen einer pompösen Show geschehen, die Model Heidi Klum mit moderiert.
Fifa-Chef Infantino überschreitet rote Linie zwischen Sport und Politik
Die Verleihung wäre selbst für den skandalerprobten Weltfußballverband grenzwertig. Dessen Statuten legen ausdrücklich fest, dass die Fifa "neutral in Fragen von Politik und Religion" bleiben muss.
Nach Ansicht einiger Kritiker hat Infantino die rote Linie zwischen Sport und Politik längst überschritten. So nahm er auf Einladung Trumps im Oktober überraschend am Gipfel für einen Waffenstillstand im Gazastreifen im ägyptischen Scharm el-Scheich teil. Danach lobte Infantino den Einsatz des US-Präsidenten als "entscheidend" und fügte hinzu: "Ohne Präsident Trump gäbe es keinen Frieden."
Ihren "Friedenspreis" kündigte die Fifa am selben Tag an, als Infantino mit Trump auf einem Wirtschaftsforum in Miami auftrat und ihm dort Rückendeckung für seine umstrittene "Amerika zuerst"-Politik gab. Trump setze einfach um, was er angekündigt habe, sagte Infantino. "Also denke ich, dass wir alle unterstützen sollten, was er tut, weil ich finde, dass es ziemlich gut aussieht", sagte der 55-jährige Sportfunktionär über den 79-jährigen Präsidenten.
Fifa-Chef Infantino in der Kritik: Nähe zu Trump und politisches Engagement
Der frühere Governance-Chef der Fifa, Miguel Maduro, kritisiert die Äußerungen als Verstoß gegen die Verbandsstatuten. Infantino nehme "Stellung in einer internen politischen Debatte in den USA", sagte Maduro "The Athletic", der Sportbeilage der "New York Times".
Trump versucht derweil, Infantino vor der WM im Juni und Juli im Kampf gegen seine Rivalen von der Demokratischen Partei zu vereinnahmen. So habe der Fifa-Funktionär sicher nichts dagegen, wenn von Demokraten regierte Städte im kommenden Jahr den Rang als WM-Austragungsort verlören, sagte Trump kürzlich bei einem Treffen mit Infantino im Weißen Haus. Trump behauptet, Städte wie Seattle und San Francisco seien zu "gefährlich".
Infantino lobt Trump bereits seit Jahren als Ausnahmepolitiker. So nannte der Fifa-Boss den Präsidenten während seiner ersten Amtszeit 2020 einen echten "Sportsmann" und verglich ihn mit Profiathleten. Der Präsident sei "aus demselben Holz geschnitzt" wie einige der "begabtesten Athleten im Fußball", schmeichelte Infantino. Bei einem Besuch im Weißen Haus 2018 schenkte der Fifa-Chef Trump eine übergroße rote Karte und scherzte, der Präsident könne sie immer dann zücken, wenn er "jemanden rauswerfen" wolle.
Der Schweizer mit italienischer Doppelstaatsbürgerschaft ließ sich im Gegenzug von Trump als "Gewinner" feiern - auch weil er mit der WM hohe Einnahmen für die USA verspricht. Am Donnerstag lobte Trump Infantino dann als "großartigen Anführer im Sport und großartigen Gentleman" - der Fifa-Chef war im Publikum, als Ruanda und die Demokratische Republik Kongo mit Trump in Washington ein Abkommen zur Aussöhnung unterzeichneten.
Der Männerfreundschaft tut noch nicht einmal Abbruch, dass der US-Präsident Infantinos Vornamen Gianni hartnäckig "Johnny" ausspricht.
