Firmenpleiten auf Rekordtief - 2020 aber Zunahme erwartet

dpa Frankfurt/Hamburg. Noch nie seit den späten 1990er Jahren gab es so wenige Insolvenzen in Deutschland. Doch der Tiefststand dürfte nur ein vorübergehendes Phänomen sein - im kommenden Jahr erwarten Experten, dass der Brexit und die weltweiten Handelskonflikte Wirkung zeigen.

„Wir schließen!“ steht hinter einem Rollgitter an einem geschlossenen Geschäft in Düsseldorf. Foto: Martin Gerten/dpa

„Wir schließen!“ steht hinter einem Rollgitter an einem geschlossenen Geschäft in Düsseldorf. Foto: Martin Gerten/dpa

Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland ist dank guter Wirtschaftslage und günstiger Finanzierungsbedingungen im vergangenen Jahr auf den tiefsten Stand seit Ende der 1990er Jahre gesunken.

Allerdings erwarten Experten 2020 erstmals seit Jahren wieder einen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen. „Die Abschwächung der Konjunktur in Deutschland wird sich 2020 auch in den Insolvenzzahlen niederschlagen“, bekräftigte die Geschäftsführerin der Wirtschaftsauskunftei Crifbürgel, Ingrid Riehl, am Donnerstag. Zudem könnten weitere Firmen in den Strudel von Großinsolvenzen gerissen werden, deren Zahl sich erhöht hatte.

Im Jahr 2019 traten nach Crifbürgel-Angaben 19.005 Unternehmen den Gang zum Insolvenzrichter an. Ein Jahr zuvor hatte es 19.552 Firmenpleiten gegeben. Damit sank die Zahl im zehnten Jahr in Folge und erreichte den tiefsten Stand seit Einführung der neuen Insolvenzordnung im Jahr 1999. Einen noch etwas niedrigeren Wert hatte es im Jahr 1994 gegeben, als 18.820 Insolvenzen registriert wurden. Ähnliche Zahlen hatte im Dezember Creditreform veröffentlicht. Amtliche Zahlen für 2019 gibt es im März vom Statistischen Bundesamt.

Im laufenden Jahr rechnet Crifbürgel mit 19.500 Firmenpleiten in Deutschland, Creditreform geht nach Angaben aus dem Dezember von 19.800 Fällen aus. Handelskonflikte und der Brexit belasten Exporteure, die Umbrüche in der Automobilindustrie fordern auch deren Zulieferer.

Für viel Aufsehen sorgten im vergangenen Jahr unter anderen die Insolvenzen des Reisekonzerns Thomas Cook unf der Modefirma Gerry Weber. Die weitaus meisten Unternehmen sterben jedoch im Verborgenen: Nach Angaben der Wirtschaftsauskunfteien haben vier von fünf Firmen, die in die Pleite rutschen, höchstens fünf Beschäftigte. Insgesamt verursachten Firmeninsolvenzen 2019 nach Crifbürgel-Berechnungen knapp 25 Milliarden Euro Schäden.

Die meisten Firmenpleiten gab es Crifbürgel zufolge im vergangenen Jahr in Berlin mit 90 je 10.000 Unternehmen, die wenigsten in Thüringen mit 36 je 10.000 Firmen. Der Bundesschnitt lag bei 58.

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Erstellt:
20. Februar 2020, 13:52 Uhr

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