Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen

Flammen über dem Osten: Wo in Ostdeutschland die Wälder brennen

Neue Brandherde allerorten: In Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen stehen Wälder derzeit in Flammen. Die Feuerwalze breitet sich inzwischen nach Brandenburg und Bayern aus.

Eine Waldfläche im Bereich Lehof in Quedlinburg in Sachsen-Anhalt steht lichterloh in Flammen.

© Matthias Bein/dpa

Eine Waldfläche im Bereich Lehof in Quedlinburg in Sachsen-Anhalt steht lichterloh in Flammen.

Von Markus Brauer/dpa

Der Waldbrand in der Gohrischheide, einem früheren Truppenübungsplatz in Sachsen, hat sich deutlich ausgedehnt.

Waldbrand in der Gohrischheide

Mehr als 200 Einsatzkräfte bekämpfen mittlerweile die Flammen, die nun das benachbarte Brandenburg erreicht haben. Der Löscheinsatz läuft den dritten Tag in Folge. Dutzende Anwohner mussten in Sicherheit gebracht werden.

Am Mittwochabend (2. Juli) wurde zunächst der Ort Heidehäuser mit einem Wohnheim für Schwerbehinderte evakuiert, wie Raiko Riedel von der Feuerwehr Zeithain mitteilt.

Einige Stunden später wurde in der WarnApp Nina mitgeteilt, dass auch Einwohner vom benachbarten Ort Lichtensee sofort die Gebäude verlassen sollen. Es solle nur das Notwendigste mitgenommen werden. Doch kurz vor Mitternacht gab es dann für diesen Ortsteil Entwarnung.

Brandfläche verzehnfacht

Die Brandausdehnung habe sich inzwischen mehr als verzehnfacht, berichtet Riedel, der stellvertretender Gemeindewehrleiter in Zeithain ist. Inzwischen seien mindestens 600 Hektar Fläche von dem Feuer betroffen.

„Das Feuer bewegt sich Richtung Norden, Richtung Brandenburg“, erklärt Riedel. Die trockene Vegetation begünstige eine rasche Ausbreitung, hinzu komme ein leichter Wind. Unter anderem musste auch eine Biogasanlage bei Lichtensee vor dem Feuer geschützt werden.

Es gelte nun die Großgefahrenlage, so Riedel, damit sei das Landratsamt für den Einsatz zuständig. „Gemeinsam mit der Landespolizei Sachsen wird aktuell auch unter Beachtung der vorliegenden Kampfmittelbelastung des Bodens im Brandgebiet der Einsatz aus der Luft mittels Löschhubschraubern geprüft“, heißt es aus dem Landratsamt.

Hilfe aus Brandenburg: zwei Verletzte bei der Feuerwehr

„Der Brand ist eskaliert“, warnt Brandenburgs Waldbrandschutzbeauftragter Raimund Engel. Es brenne auf der kompletten Fläche der Heide. Einsatzkräfte aus Brandenburg stünden an der Landesgrenze bereit.

Zuvor hatte Brandenburgs Innenminister René Wilke mitgeteilt, die Ländergrenze zu Brandenburg sei durch das Feuer überschritten. Eine Feuerwehrfrau und ein Feuerwehrmann hätten Verbrennungen im Einsatz erlitten und seien schwer verletzt worden. 65 Einsatzkräfte aus Brandenburg seien im Einsatz.

Evakuierungen angeordnet

Die benachbarten Ortschaften Heidehäuser und Lichtensee sind Ortsteile der sächsischen Gemeinde Wülknitz im Landkreis Meißen. In Heidehäuser mussten rund 100 Menschen ihre Domizile verlassen, unter ihnen etwa 45 Heimbewohner, wie Riedel mitteilt. Am Abend war die Evakuierung abgeschlossen.

Die Menschen in den evakuierten Ortsteilen wurden aufgefordert, nur das Notwendigste mitzunehmen, insbesondere Ausweise und Bargeld. Weiter hieß es in der Warn-Mitteilung: „Bedecken Sie Mund und Nase mit einem improvisierten Atemschutz (Stofftuch, Kleidungsstück, OP-Maske). Informieren Sie Ihre Nachbarn.“

Nicht das erste Feuer in der Gohrischheide

Der Brand war am Dienstagnachmittag (1. Juli) in der Nähe eines Sprengplatzes des Kampfmittelbeseitigungsdienstes ausgebrochen, wie ein Sprecher der Feuerwehr berichtet. In der Nacht zum Mittwoch war das Feuer zunächst eingedämmt worden. Das Gelände ist schwierig, weil die Gefahr besteht, dass restliche Munition auf dem einstigen Truppenübungsplatz detoniert.

Die Gohrischheide ist seit einigen Jahrzehnten ein Naturschutzgebiet, in dem unter anderem in Sachsen gefährdete Brutvögel leben. Auf dem Areal kam es bereits mehrfach zu Bränden. Im Juni 2022 entwickelte sich ein Feuer zum größten Waldbrand in Sachsen seit 30 Jahren. Ein Jahr später brannte es erneut, die Löscharbeiten dauerten ebenfalls mehrere Tage. In beiden Fällen wurde Brandstiftung als Ursache vermutet.

Feuer auch bei Quedlinburg

Eine Waldfläche im Bereich Lehof in Quedlinburg in Sachsen-Anhalt steht am Abend in Flammen. Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Quedlinburg und dem Umkreis haben umfangreiche Brandbekämpfungsmaßnahmen eingeleitet. Wegen der starken Rauchentwicklung wurde die Bevölkerung im Umkreis aufgefordert das Gebiet weiträumig zu meiden sowie Fenster und Türen zu schließen.

Bayern, Thüringen: Warnung vor Rauchentwicklung

Wegen des Waldbrands auf der Saalfelder Höhe haben mehrere Landkreise in Thüringen sowie in Bayern die Bevölkerung vor Rauchentwicklung gewarnt. Die Rauchgase würden von der betroffenen Fläche im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt in Richtung Südosten über die thüringische Landesgrenze hinaus ziehen, teilte die Leitstelle des bayrischen Landkreises Kronach in der Nacht mit.

Konkret sprachen in Thüringen der Landkreis Sonneberg sowie der Saale-Orla-Kreis über die offiziellen Kanäle Warnmeldungen wegen Rauchgasen und möglicher Geruchsbelästigung aus.

In Bayern warnten die Landkreise Kronach, Kulmbach und Hof. Viele von ihnen empfehlen, Fenster und Türen zu schließen und Lüftungen und Klimaanlagen abzuschalten. Aus Kronach hieß es zudem, dass gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht ausgeschlossen werden könnten. Im Landkreis Hof seien dagegen keine besonderen Schutzmaßnahmen nötig, heißt es weiter. Eine Gesundheitsgefährdung sei dort ausgeschlossen.

Waldbrand weiterhin nicht gelöscht

Das Feuer auf der Saalfelder Höhe in Thüringen war auf rund 250 Hektar Fläche ausgebrochen. Die Einsatzkräfte würden sich auf einen längeren Einsatz einstellen, sagte ein Sprecher des Landkreises am Mittwochabend. Gegen 17.30 Uhr war der Katastrophenalarm ausgelöst worden. Aus dem südlichen Thüringen wurden weitere 100 Einsatzkräfte angefordert.

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Erstellt:
3. Juli 2025, 08:26 Uhr

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