Flexibilität in den Lerchenäckern ist Trumpf

Die Gebrüder Dirk und Axel Veeser bauen im Backnanger Industriegebiet Lerchenäcker eine 2200 Quadratmeter große Produktionshalle für kleine und mittelständische Unternehmen, die künftig ihre Produktionsflächen je nach Geschäftslage reduzieren oder ausweiten können.

In den Lerchenäckern gibt’s fast keine Freiflächen mehr. Bei den farbigen Arealen handelt es sich um die Projekte Veeser (orange), Höfliger (blau) und Riva (türkis) sowie um die Erweiterung Süd (rot) die Arrondierung Nord (magenta) und eine Restfläche (gelb). Foto: F. Muhl

In den Lerchenäckern gibt’s fast keine Freiflächen mehr. Bei den farbigen Arealen handelt es sich um die Projekte Veeser (orange), Höfliger (blau) und Riva (türkis) sowie um die Erweiterung Süd (rot) die Arrondierung Nord (magenta) und eine Restfläche (gelb). Foto: F. Muhl

Von Matthias Nothstein

Backnang. In der Erfolgsgeschichte Lerchenäcker wird ein neues Kapitel aufgeschlagen. Die Gebrüder Dirk und Axel Veeser haben im Nordosten des interkommunalen Industrie- und Gewerbegebiets das Grundstück an der Ecke Manfred-vonArdenne-Straße/Günter-Wuckel-Straße gekauft und dort mit dem Bau eines besonderen Gebäudes begonnen. Die Brüder wollen kleinen und mittelständischen Unternehmen Flächen vermieten. Das ist nun an sich noch nichts Besonderes. Das Veeser-Gebäude im ersten von zwei Bauabschnitten ist jedoch darauf ausgelegt, auch im Laufe der Jahre flexibel auf die Wünsche der Firmen reagieren zu können. Vorerst bietet die acht Meter hohe Produktionshalle mit 2200 Quadratmetern Fläche vier Unternehmen Platz. Die mobilen Wände können in einem Raster von je sieben Metern versetzt werden, sodass die Firmen atmen können, wie es Investor Dirk Veeser nennt. Möchte ein Unternehmen expandieren, so hat es in dem Gebäude ebenso die Gelegenheit dazu wie ein anderer Betrieb, der eher etwas kürzertreten möchte. Zudem können einzelne Bereiche von den Mietern gemeinsam genutzt werden, so etwa der Empfang.

Neben der Produktionshalle wird ein zweigeschossiges Verwaltungsgebäude mit nochmals 400 Quadratmetern Nutzfläche errichtet. Das Interesse an den Mietflächen ist groß, bestätigt Veeser. Er möchte ebenso Unternehmen bedienen, die bereits 10 bis 20 Mitarbeiter haben und 1000 Quadratmeter benötigen, wie auch kleine Betriebe, die schon mit 200 Quadratmetern zufrieden sind. Veeser: „Die Auswahl der Mieter findet in enger Abstimmung mit der Wirtschaftsförderung Backnang statt.“

So erhalten auch kleine Firmen die Chance, sich entwickeln zu können

So bestätigt der städtische Wirtschaftsförderer Reiner Gauger, dass es bereits vier Interessenten gibt, die auf den Abschluss des Projekts hinfiebern. Und Backnangs Kämmerer Alexander Zipf, der auch Geschäftsführer des Zweckverbands Lerchenäcker ist, merkt an: „Es freut mich ungemein, wenn wir Flächen veräußern können, und ganz besonders, wenn Flächen geschaffen werden für qualifizierte Arbeitsplätze. Lobenswert ist zudem, wenn auch kleine Firmen die Chance erhalten, sich entwickeln zu können.“

Die Investoren haben das 1,5 Hektar große Grundstück, für das sie allein schon 2,5 Millionen Euro hinblättern mussten, in zwei Bauabschnitte unterteilt und planen mit dem Beginn des Rohbaus im Sommer des nächsten Jahres. Bis dahin wird der Baugrund hergestellt. Und das ist nicht ohne. Um auf die künftige Fußbodenhöhe zu kommen, muss das Areal Schicht für Schicht aufgefüllt werden. Seit vier Wochen rollen die Bagger bereits, und sie werden das noch bis März 2022 tun. Bislang wurde der Mutterboden zur Seite geschoben, demnächst wird die Fläche gekalkt. Dann werden jeweils 30 Zentimeter dicke Schichten aufgetragen und in mehreren Verfahren verdichtet. Beim Material handelt es sich um Recyclingschotter, der aus einem Umkreis von 20 Kilometern angefahren wird. Veeser betont extra, dass es sich dabei selbstredend um kein belastetes Material handelt, sondern um geprüfte Recyclingware. Und er verweist darauf, dass der Abbruch andernfalls auf Deponien hätte eingelagert werden müssen.

Zur Realisierung des zweiten Bauabschnitts machte Dirk Veeser dieser Tage bei einer Baustellenbesichtigung keine näheren Angaben. Ohnehin will er das Gesamtprojekt nicht übers Knie brechen. Er verweist auf die derzeit hohen Baupreise und die Schwierigkeit, eine Zielgruppe bedienen zu wollen, die keine hohen Mietpreise verträgt. Und so wartet er mit den nächsten Schritten vorerst einmal ab und hofft, dass die Baupreise auch wieder einmal sinken und auf mögliche Fördermittel. Veeser: „Es gilt jetzt, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten.“

Backnangs Kämmerer Alexander Zipf (links) und Wirtschaftsförderer Reiner Gauger (rechts) freuen sich mit Investor Dirk Veeser über den Baubeginn des Projekts. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Backnangs Kämmerer Alexander Zipf (links) und Wirtschaftsförderer Reiner Gauger (rechts) freuen sich mit Investor Dirk Veeser über den Baubeginn des Projekts. Foto: J. Fiedler

In den Lerchenäckern stehen nur noch wenige Flächen zur Verfügung

Bauland Für bauwillige Unternehmen stehen nur noch wenige Flächen in den Lerchenäckern zur Verfügung. Östlich des Veeser-Grundstücks zur B14 hin stehen zum Beispiel noch 5000 Quadratmeter zum Verkauf. Zwei weitere Grundstücke mit insgesamt 3000 Quadratmetern sind noch in dem Gürtel zu erwerben, der den nördlichen Abschluss des Gebiets nach Strümpfelbach hin bildet.

Erweiterung Im Süden wird das Industriegebiet mit einer Erweiterung von 1,2 Hektar abgerundet. Wenn alles gut läuft, rechnet Alexander Zipf vor, könnte das Baurecht Ende 2022 vorliegen. Und der Geschäftsführer des Zweckverbands ergänzt: „Interessenten gibt es schon.“

Riva Um Synergien zu heben, beabsichtigt die Riva GmbH Holding, die Ansiedlung weiterer Firmen aus dem Verbund in den Lerchenäckern zu konzentrieren. Hierzu werden Lagerflächen in der Dimension von 8000 Quadratmetern, eine Lackieranlage von etwa 6000 Quadratmetern sowie weitere Fertigungsflächen von etwa 10000 Quadratmetern benötigt. Zur Umsetzung dieser Maßnahmen hat sich Geschäftsführer Marcus Püttmer die Jahre 2022 und 2023 vorgenommen. Püttmer: „Hierzu benötigen wir noch eine Teilfläche, um deren Erwerb wir beim Zweckverband bereits ersucht haben. Die aktuelle Auftragslage über die alten und neuen Firmen in den Lerchenäckern ist gut und wir gehen weiter auch aufgrund neuer marktgängiger Produkte von stabil wachsenden Zahlen aus.“

Höfliger Die Harro Höfliger Verpackungsmaschinen GmbH hat die Weichen für ihre Zukunft in den Lerchenäckern gestellt. In den vergangenen Jahren wurde der Standort Backnang sukzessive ausgebaut. Vor sechs Jahren wurde das neue Technologiezentrum (Werk 5) in der Manfred-von-Ardenne-Allee bezogen. Zusätzlich zu diesem eigenen Werk sind auch große Produktions- und Büroflächen in unmittelbarer Nachbarschaft angemietet worden. Aktuell arbeiten über 300 von insgesamt rund 1550 Mitarbeitern in Backnang. Um dort langfristig zu wachsen, hat das Unternehmen 2019 ein Areal von rund 2,6 Hektar erworben. Dort sollen Büros, ein Entwicklungskomplex und moderne Produktionsbereiche für zwei der vier bestehenden Technologiebereiche von Harro Höfliger entstehen. Wann genau der Spatenstich erfolgen wird, steht laut Markus Höfliger, Vorsitzender des Aufsichtsrats, allerdings noch nicht fest – dies sei auch abhängig von der aktuellen Situation in Bezug auf die Beschaffungsproblematik. Aufgrund der Coronakrise wurden die Bauplanungen vorübergehend zurückgestellt, sie werden aber nach jetzigem Stand im Frühjahr 2022 wieder aufgenommen und fortgeführt.

Zweite Zufahrt Derzeit ist das große Industrie- und Gewerbegebiet Lerchenäcker nur über eine Zu- und Ausfahrt von der B14 zu erreichen. Angesichts der vielen Arbeitsplätze und des großen Verkehrsaufkommens sowie unter Rettungsaspekten im Falle eines Unglücks kein Zustand von Dauer. Die zweite Ein- und Ausfahrt im Bereich Günter-Wuckel-Straße ist schon lange in Planung. Diese wird derzeit geprüft und soll in Kürze dem Regierungspräsidium zur Genehmigung vorgelegt werden. Eine strittige Frage ist die Finanzierung des Baus und des Ausgleichs für die Unterhaltskosten, die künftig vom Bund zu tragen sind. Teil des Knotens ist auch die Sulzbacher Straße. Sie wird jedoch etwa 50 Meter versetzt zur heutigen Lage an den Knoten angeschlossen. Baubeginn ist vermutlich 2025.

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Erstellt:
28. Oktober 2021, 06:00 Uhr

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