Flughafen-Eindringling schweigt

Junger Pole legt unter Drogen Flugbetrieb in Hannover lahm – Richter erlässt Haftbefehl

Hannover /DPA - Der Eindringling vom Flughafen Hannover, der am Samstag mit einem Auto auf das Vorfeld fuhr und so den gesamten Flugverkehr stundenlang lahmlegte, sitzt nun in Untersuchungshaft. Ein Gericht habe am Sonntag einen Haftbefehl erlassen, teilte die Polizei mit. Allerdings hat er bislang keine Angaben zur Tat und zu seinem Motiv gemacht.

Fest steht den Angaben zufolge inzwischen die Nationalität des Tatverdächtigen: Der Mann sei ein 21-jähriger Pole ohne deutschen Wohnsitz, heißt es. Er soll zur Tatzeit unter Drogeneinfluss gestanden haben. Schnelltests auf Kokain und Amphetamin fielen positiv aus. Einen terroristischen Hintergrund schließt die Polizei aus.

Ausgerechnet im Feiertagsreiseverkehr hatte er mit einem Auto ein Tor des Flughafens durchbrochen. Dann versuchte der Fahrer des silberfarbenen BMW mit polnischem Kennzeichen, einem landenden Flieger zu folgen. Die Polizei nahm die Verfolgung auf, setzte den Fahrer kurz vor 15.30 Uhr fest – und dann ging für Stunden nichts mehr am Airport in Hannover. Der Flughafen stellte nach dem Zwischenfall zunächst den Flugbetrieb völlig ein. Starts und Landungen verzögerten sich, manche Jets wurden umgeleitet. „So einen Vorfall hat es in der gesamten Geschichte des Flughafens noch nicht gegeben“, sagte der Geschäftsführer Airports, Raoul Hille.

Was genau am Nachmittag passiert ist, wissen die ungeduldig wartenden Reisenden in Terminal B lange nicht. Überall bilden sich Schlangen an den Check-ins. Auch am frühen Abend steht der silberne BMW noch im nördlichen Bereich des Flughafens in der Nähe des Towers auf dem Vorfeld. Sprengstoffexperten und andere Einsatzkräfte untersuchen den Wagen bis ins kleinste Detail.

Bundespolizeisprecher Jörg Ristow sagt, es müsse noch geklärt werden, wie es dem Mann gelang, das Tor im Zaun zu durchbrechen. Hinweise auf Komplizen gibt es anscheinend nicht. Die Beamten vermuten, dass es sich um einen Einzeltäter handelt. „Die Sicherheitsstandards haben gegriffen“, sagte Ristow kurz vor 20 Uhr, als sich die Lage entspannte. Die Bundespolizei zeigte sich aber zufrieden mit den ergriffenen Sicherheitsmechanismen. Die Einsatzkräfte seien sofort eingeschritten. Dass eine Person auf das Vorfeld gelange, sei niemals komplett auszuschließen.

Am Sonntag hat sich der Betrieb wieder normalisiert. Reisende müssten nicht mit größeren Wartezeiten rechnen, sagte eine Airportsprecherin. Insgesamt seien deutlich weniger Verbindungen von dem Vorfall betroffen gewesen als zunächst angegeben. Man habe fünf Landungen und vier Starts gestrichen, acht Maschinen flogen mit Verspätung ab.

Der Flughafen Hannover-Langenhagen ist ein wichtiges internationales Drehkreuz. Er bietet sowohl innerdeutsche als auch internationale Flugverbindungen an. Die in Hannover beheimatete Fluggesellschaft Tuifly­ fliegt von hier sehr viele Ziele an. Drei nahe beieinander liegende Terminals – A, B und C – gibt es. Im vergangenen Jahr hatte der Flughafen 5,87 Millionen Fluggäste, im Jahr davor waren es 5,4 Millionen. Das Flughafengelände umfasst 1000 Hektar Fläche.

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Erstellt:
31. Dezember 2018, 03:14 Uhr

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