Folgen des Coronavirus für Wirtschaft immer klarer sichtbar

dpa Berlin. Die Börsenkurse sacken weiter ab, Unternehmen kämpfen mit Umsatzrückgängen und Stornierungen - das sind Folgen der Corona-Epidemie. Was macht die Regierung?

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will zu einem Krisentreffen wegen der wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus laden. Foto: Daniel Karmann/dpa

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will zu einem Krisentreffen wegen der wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus laden. Foto: Daniel Karmann/dpa

Das neuartige Coronavirus belastet die deutsche Wirtschaft zunehmend - Verbände fordern staatliche Hilfen.

Jedes zweite Unternehmen in Deutschland erwartet in diesem Jahr nach einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) als Folge einen Umsatzrückgang. An den Börsen weiten sich die Verluste immer mehr aus, der Dax fiel am Freitag auf den niedrigsten Stand seit August vergangenen Jahres. DIHK-Präsident Eric Schweitzer forderte die Politik zu schnell wirksamen Sofortmaßnahmen auf.

Am Sonntagabend beraten die Spitzen der schwarz-roten Koalition über mögliche Maßnahmen. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat seine Länderkollegen für kommenden Dienstag zu einem Krisentreffen wegen der wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus eingeladen.

Nach der DIHK-Umfrage sind von den Folgen der Epidemie weit überdurchschnittlich stark Messebetriebe, die Reisewirtschaft und das Gastgewerbe betroffen. Hier meldeten rund 70 Prozent der Unternehmen erhebliche Umsatzrückgänge im zweistelligen Bereich, weil es in einem bislang nicht gekannten Umfang flächendeckend Stornierungen gebe.

Bei einer Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga gaben rund drei Viertel der befragten Unternehmen an, bereits Umsatzrückgänge zu verzeichnen. Mehr als 90 Prozent meldeten weniger Neubuchungen, wie der Verband mitteilte. Die Umsatzausfälle belaufen sich demnach bei nahezu der Hälfte der befragten Betriebe auf Summen zwischen 10.000 und 50.000 Euro. Bei jedem zehnten Unternehmen seien Verluste zwischen 50.000 und 100.000 Euro zusammengekommen.

Für die Firmen seien das „massive Verluste, die nicht zu kompensieren sind. „Viele unserer kleinen und mittelständischen Betriebe haben keinen Puffer“, sagte Dehoga-Präsident Guido Zöllick. Dabei sei zu berücksichtigen, dass 25 Prozent der antwortenden Betriebe weniger als 250.000 Euro Jahresumsatz erwirtschafteten. Nahezu die Hälfte der Unternehmen liege bei unter 500.000 Euro. Aufgrund der Absage großer Messen sind vor allem Caterer und Hotels betroffen.

DIHK-Präsident Schweitzer sagte der Deutschen Presse-Agentur am Freitag: „Wenn in extrem kurzer Zeit die Hälfte des Umsatzes weg bricht, aber fast alle Ausgaben weiterlaufen, können das sehr viele Betriebe nicht lange durchhalten.“ Auch in anderen Branchen seien manche Unternehmen bereits ähnlich heftig betroffen.

„Schnelle Hilfen für krisengeschüttelte Unternehmen und ihre Beschäftigte fangen nicht nur den einzelnen Betrieb auf, sondern sind auch ein wichtiger Beitrag zur Stabilisierung der Gesamtwirtschaft“, so Schweitzer. Sinnvoll seien Stundungen von Steuern, Sozialabgaben sowie ein rascher Zugang zu Überbrückungshilfen wie Kurzarbeitergeld und Liquiditätsmittel. „Wichtig ist, dass Unternehmen zeitnah und unbürokratisch unterstützt werden. Wir reden hier eher von Tagen als von Wochen oder gar Monaten.“

Auch der Dehoga forderte staatliche Unterstützung für die Branche in Form von schnellen Liquiditätshilfen und Fördermaßnahmen. Das Gastgewerbe fordere zudem die Verbesserung der Kurzarbeiterregelung. Dazu gehöre vor allem die hundertprozentige Erstattung der Sozialabgaben. Aufgrund des Coronavirus wurden in ganz Deutschland zahlreiche Großveranstaltungen wie Messen und Konferenzen abgesagt.

Eine Sprecherin Altmaiers sagte: „In unsicheren Zeiten wie diesen ist ein enger Austausch und Informationsabgleich sehr wichtig.“ Der Minister wolle sich in Kürze auch mit den Spitzen der Wirtschaftsforschungsinstitute über die Auswirkungen des Coronavirus austauschen. Altmaier habe das Thema Corona auch auf die Tagesordnung des nächsten Rates der EU-Handelsminister gesetzt und werde dort eine europaweite Analyse der Auswirkungen des Virus auf den Handel anregen. „So sind wir für alle Fälle gewappnet und können uns in der EU gut vorbereiten, um notfalls schnell reagieren zu können.“

Der Industrieverband BDI hatte in seinem neuen Quartalsbericht geschrieben, die Gefahr einer Rezession in Deutschland sei angesichts massiver Folgen für die Wirtschaft durch das Coronavirus erheblich gestiegen.

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Erstellt:
6. März 2020, 15:30 Uhr

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