Über 4000 Jahre alt

Forscher entdecken Gräberfeld bei Regensburg

Fund von herausragender Bedeutung: In der Oberpfalz wurden 4000 Jahre alte Gräber freigelegt – mit Bestattungen auf eine ganz bestimmte Art.

Skelette werden feinsäuberlich freigelegt. Im Zuge von Bauarbeiten für die Stromtrasse Südostlink ist bei Mintraching im Landkreis Regensburg ein größeres Gräberfeld entdeckt worden

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Skelette werden feinsäuberlich freigelegt. Im Zuge von Bauarbeiten für die Stromtrasse Südostlink ist bei Mintraching im Landkreis Regensburg ein größeres Gräberfeld entdeckt worden

Von Markus Brauer/KNA/dpa

Außergewöhnlicher Fund im Landkreis Regensburg: Im Rahmen der archäologischen Untersuchungen im Vorfeld des Baus der Stromtrasse Südostlink haben Wissenschaftler bei Sengkofen 22 Gräber freigelegt. Darunter befinden sich sogenannte Hockerbestattungen, bei denen die Verstorbenen mit angewinkelten Armen und Beinen niedergelegt wurden, wie das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege am Dienstag (9. September) mitgeteilt hat.

Hockerbestattungen sind demnach charakteristisch für den Zeitraum zwischen 2600 und 2200 v. Chr. – also den Übergang vom späten Neolithikum zur frühen Bronzezeit. Grabbeigaben wie Glockenbecher-Keramik, Kupferdolche und Pfeilspitzen sprechen für eine Zuordnung zur sogenannten Glockenbecherkultur, wie es hieß. „Es handelt sich um eines der größten bislang bekannten Gräberfelder dieser Zeitstellung in Bayern“, heißt es seitens der Behörde.

Speziell gesicherter Brunnenschacht

Besonders hervorzuheben sind laut Mitteilung zwei Doppelbestattungen, deren enge Lagebeziehung Fragen nach Verwandtschaft oder sozialer Zugehörigkeit aufwirft. „Ein weiterer bedeutender Fund ist ein Brunnen, der auf etwa 3500 bis 3300 v. Chr. datiert werden kann und damit zeitlich vor der Gräberanlage liegt.

Der mit einem ausgehöhlten Baumstamm ausgekleidete und mit Flechtwerk abgesicherte Schacht lässt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit der sogenannten Altheimer Kultur zuordnen. Wegen des Alters und Erhaltungszustands handle es sich um einen Fund von herausragender wissenschaftlicher Bedeutung.

Im Brunnen wurden zudem eine erhaltene Eichel und ein Eichenblatt entdeckt, wie es weiter heißt. Die Funde würden derzeit in die Restaurierungswerkstätten des Denkmalpflege-Amtes überführt.

Dort erfolge ihre Konservierung, Dokumentation und wissenschaftliche Auswertung. Der Baufortschritt der Stromtrasse sei durch die archäologischen Arbeiten nicht beeinträchtigt, da man diese Untersuchungen von vornherein eingeplant habe.

Glockenbecherkultur

Die Glockenbecherkultur, so benannt nach der charakteristischen Form ihrer Keramikgefäße, breitet sich ab 2500 v. Chr. in Europa aus. Sie nimmt dabei keine geschlossene Verbreitung ein. Vielmehr existieren die Gemeinschaften inselartig neben Gruppen mit abweichender materieller Kultur.

Die Glockenbecherkultur bestattete ihre Toten nach den Geschlechtern differenziert in gehockter Seitenlage: Frauen lagen auf der rechten Körperseite mit dem Kopf im Süden, Männer auf der linken Körperseite mit dem Kopf nach Norden. Der Blick ging jeweils nach Osten.

Die Grabbeigaben waren häufig eher spärlich. Oft beschränkte man sich auf eines oder wenige Keramikgefäße. Einige Tote sind jedoch durch Beigabe von Pfeilspitzen und Armschutzplatten oder von Kupferdolchen als Krieger gekennzeichnet oder erhielten Schmuck mit ins Grab. Seltener sind Bezüge zur Kupfermetallurgie. Mit der Glockenbecherkultur verbinden sich auch die frühesten Goldfunde Mitteldeutschlands.

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Erstellt:
9. September 2025, 17:26 Uhr

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