Tötungsdelikt in Backnang: Die Spurensicherungsarbeit am Tatort ist abgeschlossen.

Der Tatverdacht richtet sich gegen den 29-jährigen Lebensgefährten der Frau. Dieser gibt nach einem Verkehrsunfall der Polizei den Hinweis auf die Tat. Ein Stuttgarter Haftrichter erlässt Haftbefehl gegen den Verdächtigen, der nun in Untersuchungshaft sitzt.

Die Kriminalpolizei hat am Dienstagabend und am Mittwochmorgen Spuren im Haus im Backnanger Seehofweg gesichert. Dort war die Leiche der jungen Frau am Dienstagnachmittag entdeckt worden. Fotos: SDMG/Kohls

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Die Kriminalpolizei hat am Dienstagabend und am Mittwochmorgen Spuren im Haus im Backnanger Seehofweg gesichert. Dort war die Leiche der jungen Frau am Dienstagnachmittag entdeckt worden. Fotos: SDMG/Kohls

BACKNANG (not/pol).

Eine 25 Jahre alte Frau ist am Dienstagnachmittag gegen 17 Uhr von der Polizei tot in einer Wohnung im Seehofweg in Backnang aufgefunden worden. Die ersten Ermittlungen und Feststellungen in der Wohnung erhärteten laut einer Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Aalen den Verdacht, dass die Frau gewaltsam zu Tode kam. Der Tatverdacht richtet sich gegen den 29-jährigen Lebensgefährten der Frau. Dieser hatte am Dienstag gegen 12.45 Uhr auf dem Autobahnzubringer L1115 zwischen Großbottwar und Aspach einen Unfall verursacht und war zu Fuß geflohen. Als er gegen 16.30 Uhr im Zuge der eingeleiteten Fahndung von Polizeikräften aufgegriffen werden konnte, gab er den Hinweis gegenüber der Polizei auf das Tötungsdelikt. Der 29-Jährige wurde vorläufig festgenommen, die Wohnung überprüft und die tote Frau aufgefunden. Wie Rudolf Biehlmaier, einer der Pressesprecher des Polizeipräsidiums, gestern auf Nachfrage erklärte, handelt es sich bei dem Opfer um eine Deutsche mit türkischer Abstammung.

Die Kriminalpolizei hat noch am Dienstagnachmittag die Ermittlungen zu den Todesumständen aufgenommen. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Stuttgart wurde der Tatverdächtige, der laut Pressemitteilung der Polizei in Syrien geboren wurde, am Mittwochnachmittag beim Amtsgericht Stuttgart vorgeführt. Ein Haftrichter erließ gegen ihn einen Haftbefehl wegen eines Tötungsdelikts. Anschließend wurde er von der Polizei in eine Justizvollzugsanstalt gebracht. Zudem wurde eine Obduktion des Opfers angeordnet, die laut einer gemeinsamen Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft und des Polizeipräsidiums Aalen noch in dieser Woche bei einem rechtsmedizinischen Institut stattfinden wird.

Die Kriminalpolizei hat die Spurensicherungsarbeit am Tatort am Mittwoch abgeschlossen.

Die Spurensicherungsarbeit am Tatort wurde von der Kriminalpolizei gestern abgeschlossen. Die Auswertungen hierzu sowie die Ermittlungen zum Tatgeschehen und den Tathintergründen dauern an. Die Ermittlungen werden in enger Absprache mit der Staatsanwaltschaft Stuttgart geführt. Rudolf Biehlmaier beantwortete die Frage, ob sich der Verdächtige zu dem Vorwurf äußert, so: „Wir sagen dazu generell nichts. Aber ganz allgemein gilt, dass eine Antwort auf eine solche Frage ausschlaggebend sein kann für die weiteren Ermittlungen.“

Am Tag nach der Tat deutet im Seehofweg nichts darauf hin, dass in dem Haus mit dem tristen und ungepflegten Vorgarten tags zuvor ein Verbrechen stattgefunden hat. Keine Kerzen, keine Blumen. Nur als gegen 11 Uhr etliche Angehörige der Kriminalpolizei anrücken und erneut mit Utensilien der Spurensicherung und Koffern das Gebäude betreten, wird einem bewusst, welch furchtbare Tat sich hinter den Mauern wohl ereignet haben muss. Nur wenige Passanten sind unterwegs. Vielleicht, weil es recht kalt und sehr windig ist, vielleicht auch, weil es prickelndere Gegenden in Backnang gibt, um spazieren zu gehen. Als dann doch ein Nachbar das Haus verlässt, berichtet dieser von einem Paar, bei dem es öfter Streit gegeben hat. Dann aber relativiert er seine Einschätzung wieder und sagt: „Krach gibt es hin und wieder in jeder Beziehung.“

Als die Rettungskräfte am Dienstagmittag einen Audi vorfanden, der sich offensichtlich überschlagen hatte, fehlte vom Fahrer jede Spur. Stunden später stellte sich heraus, dass der Fahrer zuvor seine Lebensgefährtin getötet hatte. Offensichtlich war er auf dem Weg zum Tatort zurück.

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Als die Rettungskräfte am Dienstagmittag einen Audi vorfanden, der sich offensichtlich überschlagen hatte, fehlte vom Fahrer jede Spur. Stunden später stellte sich heraus, dass der Fahrer zuvor seine Lebensgefährtin getötet hatte. Offensichtlich war er auf dem Weg zum Tatort zurück.

Wie erwähnt hatte der Unfall auf dem Autobahnzubringer die Ermittlungen erst ins Rollen gebracht. Der Audi des 29-Jährigen hatte sich, so lautete die erste Pressemitteilung der Polizei, aus bisher unbekannten Gründen überschlagen. Die Polizei vermutet, dass kein anderes Fahrzeug an dem Unfall beteiligt war.

Der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg, Peter Widenhorn, schilderte gestern den Unfallhergang so: Der Audi-Fahrer war von Großbottwar her kommend in Richtung Aspach unterwegs, als er am Ende einer lang gezogenen Linkskurve nach rechts von der Fahrbahn abkam. Vermutlich beim Versuch gegenzusteuern verlor der 29-Jährige die Kontrolle über seinen Audi und kam nach links von der Fahrbahn ab. Dort überschlug sich das Fahrzeug und kam wieder auf den Rädern zum Stehen. Als der Fahrer vier Stunden später wieder am Unfallort erschien, wirkte er augenscheinlich unverletzt, so Widenhorn.

Als der Unfall am Dienstag kurz vor 12.45 Uhr von einem Zeugen gemeldet wurde, fehlte vom Fahrer des Unfallwagens bereits jede Spur. Einsatzkräfte der Polizeipräsidien Aalen und Ludwigsburg suchten im umliegenden Hardtwald nach dem flüchtigen Fahrer, auch mithilfe eines Helikopters, der nahezu eine Stunde lang über dem Hardtwald kreiste. Außerdem war die Feuerwehr Großbottwar im Einsatz. Wo sich der Tatverdächtige und Unfallfahrer in der Zwischenzeit aufgehalten hat, ist der Polizei bislang nicht bekannt. Fakt ist jedoch, dass das Fahrzeug vor dem Überschlag in Richtung Backnang unterwegs war. Dass der Verdächtige in der Zwischenzeit bei einem Bruder in Heilbronn gewesen sein könnte, wollte die Polizei nicht kommentieren.

Beziehungstaten im Umland:

In den vergangenen Jahren haben sich im Raum Backnang bereits zwei Beziehungstaten ereignet, bei denen die Frauen von ihren ehemaligen Partnern getötet wurden.

Am 8. November 2017 brachte ein 24-Jähriger in Strümpfelbach seine 22-jährige Ex-Freundin um. Wegen der Ermordung der zweifachen Mutter wurde der Mann im Dezember 2018 zu lebenslanger Haft verurteilt.

Am 21. Juni 2020 ermordete ein 36-Jähriger in Allmersbach im Tal eine 41-Jährige und deren neunjährige Tochter. Der Täter wurde im März dieses Jahres zu lebenslanger Haft verurteilt. Zudem stellte das Stuttgarter Landgericht die Schwere der Schuld fest.

Jede dritte Frau in Deutschland ist mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. Laut der aktuellen kriminalstatistischen Auswertung zur Partnerschaftsgewalt des Bundeskriminalamts waren 2019 insgesamt 141792 Menschen Opfer von Partnerschaftsgewalt. 301 Frauen wurden Opfer von Mord oder Totschlag.

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Erstellt:
5. Mai 2021, 07:18 Uhr
Aktualisiert:
5. Mai 2021, 20:26 Uhr

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