Frauenhaus will Kindern Lebensgefühl zurückgeben

BKZ-Leser helfen: Das Frauen- und Kinderschutzhaus des Rems-Murr-Kreises kann durch die Spendenaktion der BKZ einen lange gewünschten Spielplatz bauen

Das Frauenhaus bietet Frauen und deren Kindern einen Zufluchtsort, wenn im eigenen Zuhause psychische und physische Gewalt den Alltag bestimmen. Durch „BKZ-Leser helfen“ soll ein Spielplatz direkt am Haus entstehen, damit die Kinder wieder Normalität und Freude in ihrem Alltag erfahren können.

Das Frauen- und Kinderschutzhaus hat keine Spielmöglichkeiten im Freien. Das soll sich durch „BKZ-Leser helfen“ bald ändern. Symbolbild: Pixabay

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Das Frauen- und Kinderschutzhaus hat keine Spielmöglichkeiten im Freien. Das soll sich durch „BKZ-Leser helfen“ bald ändern. Symbolbild: Pixabay

Von Kristin Doberer

BACKNANG. Ein Frauenhaus hat zunächst die Aufgabe, Schutz und Sicherheit für Mütter und Kinder zu garantieren, doch die Betreuung der Mütter steht danach oft im Vordergrund, damit diese wieder in ein gewaltfreies Leben finden können – die Bedürfnisse der Kinder werden hierbei häufig zu wenig berücksichtigt. Das soll sich im Frauen- und Kinderschutzhaus des Rems-Murr-Kreises bald mit der Unterstützung von „BKZ-Leser helfen“ ändern: ein Spielplatz direkt am Haus soll den Kindern nach der erlebten Gewalt wieder zum Lachen verhelfen.

Der Spielplatz wird jetzt realisierbar, da das Frauen- und Kinderschutzhaus noch diesen Monat in ein neues Gebäude im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung umziehen wird. Dort befindet sich ein eigener geschützter Garten direkt am Haus. Der Umzug erfolgt vor allem aus Platzgründen – hat man bisher etwa fünf Frauen aufnehmen können, werden es bald bis zu neun sein. Die meisten kommen mit ihren Kindern und wie lange sie im Frauenhaus bleiben, ist sehr unterschiedlich. Mal nur ein paar Tage, manchmal aber auch über ein Jahr.

„Die Bedürfnisse der Kinder kommen da einfach zu kurz“

„So haben wir immer mindestens zehn Kinder im Haus, eher mehr“, sagt eine Mitarbeiterin, deren Namen wir aus Sicherheitsgründen ebenso wenig nennen können, wie den Standort des neuen Hauses. Das enge Zusammenleben sei für die Kinder nicht einfach, ein Ausgleich fehlt. „Und Spielangebote gibt es bisher nur drinnen, in einem eigentlich viel zu kleinen Zimmer dafür.“ Dabei sei den Kindern anzumerken, dass sie auch körperlich aktiv werden wollen.

Auch wenn sich nach dem Einzug in das Frauen- und Kinderschutzhaus zunächst Erleichterung bei den Betroffenen einstellt, so würden die Frauen oft lange unter den traumatischen Erfahrungen leiden und viel Betreuung brauchen, um sich ein eigenständiges Leben aufzubauen. „Die Kinder kommen da einfach zu kurz“, sagt eine Mitarbeiterin des Frauenhauses. So erzählt sie von einer Mutter, die aufgrund von Depressionen ihr Zimmer kaum verlassen habe. „Ihre Tochter lag dann mit ihr den ganzen Tag im Zimmer und hat aufs Handy gestarrt. Sie hatte nichts anderes zu tun, als ihrer Mutter beim Leiden zuzusehen.“ Einen öffentlichen Spielplatz aufzusuchen sei fast unmöglich: die Wege seien zu weit, die Mütter oft psychisch nicht in der Lage, große Ausflüge mit den Kindern zu unternehmen. „Wir haben uns so gefreut, als wir erfahren haben, dass wir die Spende bekommen. Damit geht ein Traum in Erfüllung.“ Ohne die Hilfe von Spendengeldern könnte weder die Investition von rund 30000 Euro in den Spielplatz umgesetzt werden, noch das Frauenhaus selbst finanziert werden.

Bereits im vergangenen Jahr haben die Planungen für den Spielplatz mit der Firma Kukuk Freiflug begonnen, diese erlasse dem Frauenhaus alle Planungskosten als Spende. Doch trotzdem fehlten lange sowohl der benötigte Platz, als auch die finanziellen Mittel.

Jetzt wird es möglich, die Pläne der Mitarbeiterinnen umzusetzen: Ein Spielhaus und ein Trampolin sollen kommen, dazu Sitzmöglichkeiten für die Mütter, ein Sandplatz mit Balancierbalken und vielleicht sogar eine Slackline. Dazu addieren sich noch Kosten für Erdarbeiten, TÜV-Abnahmen und Farbe, um die tristen Garagenwände bunter zu gestalten. Alle Geräte sollen aus Holz gefertigt werden, denn ein natürliches und hochwertiges Material sei ihnen wichtig. „Natürlich könnten wir auch einfach eine Plastikrutsche hinstellen“, sagt eine Mitarbeiterin. „Aber bei so vielen Kindern brauchen wir einfach etwas langlebiges.“

Durch den geschützten Spielplatz direkt am Haus sollen die Kinder nach einem Alltag, geprägt von Gewalt, wieder Normalität und positive Momente erleben. Aber auch den Frauen soll so geholfen werden: „Wenn das Kind glücklich ist und strahlt, hat das auch auf die Mütter einen sehr positiven Effekt“, sagt die Mitarbeiterin. Auch würde ein Spielplatz die Motorik und die soziale Kompetenz der Kinder enorm fördern.

„Wir hinterlassen Spuren bei Frauen und Kindern, selbst wenn sie nur kurze Zeit bei uns sind“, erklärt eine Mitarbeiterin. „Wir wollen, dass diese Spuren so positiv wie möglich sind, damit sie als gute Erinnerungen mitgenommen werden können, egal wie es weitergeht.“

Frauenhaus will Kindern Lebensgefühl zurückgeben

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Erstellt:
7. Dezember 2019, 11:30 Uhr

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