Frisches Wasser kostet künftig deutlich mehr

Sulzbacher Räte stimmen Gebührenerhöhung zähneknirschend zu.

Nicht nur das Trinkwasser, sondern besonders auch die Beseitigung des Abwassers wird in der Gemeinde Sulzbach teurer. Foto: E. Layher

© Edgar Layher

Nicht nur das Trinkwasser, sondern besonders auch die Beseitigung des Abwassers wird in der Gemeinde Sulzbach teurer. Foto: E. Layher

Von Ute Gruber

SULZBACH AN DER MURR. Die Sulzbacher werden in den Jahren 2021 und 2022 für ihren Wasserverbrauch tiefer in die Tasche greifen müssen. Und zwar deutlich. Dies hat der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung (widerstrebend) beschlossen. Um – vorschriftsmäßig – kostendeckend zu sein, müssen die bisherigen Gebühren für Frischwasser und Abwasser laut Kalkulation einer Fachfirma aus Heilbronn um knapp 35 Prozent angehoben werden.

Die Trinkwassergebühr soll um 43 Cent von netto 2,80 Euro pro Kubikmeter auf 3,23 Euro angehoben werden, die ebenfalls am Frischwasserverbrauch bemessene Schmutzwassergebühr um 1,55 Euro von 2,88 auf 4,43 Euro pro Kubikmeter. In der Summe steigt der Wasserzins also um fast zwei Euro, von 5,68 Euro auf 7,66 Euro pro Kubikmeter netto. Dazu kommen sieben Prozent Mehrwertsteuer auf das Frischwasser. Einem Durchschnittshaushalt von zwei Personen mit einem Jahresverbrauch von 100 Kubikmetern, der seither 587 Euro brutto für Trink- und Abwasser bezahlt, wird die Erhöhung um 1,98 Euro Mehrkosten von knapp 200 Euro pro Jahr bescheren.

Die besonders deutliche Steigerung der Schmutzwassergebühr um 1,55 Euro ist der Tatsache geschuldet, dass hier Defizite aus den Vorjahren ausgeglichen werden müssen. So war im Jahr 2016 eine Kostenunterdeckung von gut 21000 Euro zurückgeblieben, 2017 sogar 91727 Euro. Diese müssen nun vorschriftsmäßig spätestens im Kalkulationszeitraum 2021/2022 zur Deckung gebracht werden (Fünfjahresfrist).

Neben dem deutlichen Mehraufwand, der erforderlich ist, um die ständig steigenden Umweltauflagen einzuhalten und laufende Schäden zu beseitigen (zum Beispiel an den Pumpen durch deplatzierte Feuchttücher im Abwasser), sind es vor allem die Investitionen in die Sanierung der Sammelkläranlage aus den 70er-Jahren, die Jahr für Jahr enorme Kosten verursachen. Dies wird auch mindestens die nächsten zwei Jahre so bleiben, denn in einem Zeitraum von zehn Jahren wird seit 2013 die Anlage Stufe um Stufe erneuert. Gut drei Millionen Euro sind für die Frischekur der zentralen Abwasserbehandlungsanlage insgesamt eingeplant.

Sulzbacher Bergteilorte müssen nur die Trinkwassererhöhung zahlen.

Weitere Kosten entstehen seit der Umstellung der kommunalen Haushaltsführung auf die des Neuen Kommunalen Haushalts- und Rechnungswesens (NKHR) vor gut vier Jahren: Die Tätigkeiten der Gemeindeangestellten müssen jetzt intern dem verursachenden Bereich zugerechnet werden. Sprich: Wenn der Kämmerer die Wasserabrechnungen erstellt oder der Bauamtsleiter die Sanierung plant, muss diese Arbeitszeit dem Wasserkonto belastet werden, wie der stellvertretende Kämmerer Sascha Gommel den Räten erläutert. Auch Abschreibungen mussten früher nicht angerechnet werden.

Diese schlagen bei den Frischwasserkosten durch die umfangreiche neue Trinkwasserkonzeption zum Beispiel 2021/2022 mit Mehraufwendungen von 60000 Euro zu Buche, die anteiligen Verwaltungskosten mit 30000 zusätzlich. 50000 Euro mehr wurden gebraucht, um unter anderem die strengeren Qualitätsvorschriften aus der Trinkwasserverordnung umzusetzen (neue Filteranlage für das Wasser aus den eigenen Quellen). Relativ gering erscheint mit 20000 Euro der Betrag für die Rohrbrüche.

Für Haushalte und Einrichtungen, die nicht an das allgemeine Abwassernetz angeschlossen sind (sogenannte dezentrale Entwässerung), entstehen nur die Gebühren für den Trinkwasserbezug. Dies gilt zum Beispiel für die vielen Sulzbacher Bergteilorte mit ihren Kleinkläranlagen. Für sie erhöhen sich die Kosten somit lediglich um 15 Prozent, nämlich 0,43 Euro. Die Niederschlagswassergebühr sinkt minimal von 0.39 Euro auf 0,37 Euro pro Quadratmeter versiegelter Fläche (Gebäude, Asphalt).

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Erstellt:
10. Mai 2021, 06:00 Uhr

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